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Ein Gesichtspunkt auf das Gericht Gottes

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wort zum sonntag

Ein Gesichtspunkt auf das Gericht Gottes

Autor: Hans Ulrich Steymans

War die Havarie des Atomkraftwerks Fukushima ein Gottesgericht? Eine Antwort lässt sich nicht geben. Für die Beurteilung eines geschichtlichen Ereignisses als Gottesgericht fehlt der Gesichtspunkt. Es gibt keinen klaren Blickwinkel, von dem aus man Gottes Handeln in der Welt sehen könnte. Doch der fehlende Gesichtspunkt auf einen Sachverhalt bedeutet nicht, dass es diesen nicht gibt.

Der brasilianische Theologe Leonardo Boff beschreibt in seinem Buch «Die Erde ist uns anvertraut», wie die ersten Raumfahrer Bilder von der Erde sendeten, die man nie zuvor gesehen hatte: die Erde als blauer Planet, begrenzt, endlich und empfindlich. Die Raumfahrt hat einen neuen Gesichtspunkt auf die Erde möglich gemacht. Der Blick von aussen zeigt, dass man die Erde nicht unbegrenzt ausbeuten kann. Die Erde ähnelt einem lebendigen Organismus, der geachtet und geschont werden muss. Erst durch den Blickwinkel von aussen auf unseren Planeten erkennen immer mehr Menschen, dass die Erde uns anvertraut ist und geschützt werden muss.

Sind Atomkatastrophen eine Warnung? Schlägt die Natur zurück? Gibt uns das Schicksal eine Chance zum Umdenken? Eröffnet die Katastrophe einen neuen Gesichtspunkt? Jene, die jetzt den Atomausstieg fordern, sehen das so.

Der jüdische Gelehrte, dessen Worte man am Sonntag liest (Weish 12,13.16–19), sah in den geschichtlichen Katastrophen seines Volkes erzieherische Massnahmen Gottes. «Stärke beweist du, wenn man an deine unbeschränkte Macht nicht glaubt, und bei denen, die sie kennen, strafst du die trotzige Auflehnung», heisst es da. Ist es trotzige Auflehnung, wenn der Mensch Techniken einsetzt, die er nicht beherrscht und die Müll hinterlassen, der Jahrtausende lang töten wird? Dürfen wir den Gesichtspunkt des jüdischen Gelehrten einnehmen und hinter dem, was in unserer Gegenwart geschieht, eine Belehrung sehen?

Gottes Gericht am auserwählten Volk hat ein Ziel: «Weil du über Stärke verfügst, richtest du in Milde und behandelst uns mit grosser Nachsicht; denn die Macht steht dir zur Verfügung, wann immer du willst. Durch solches Handeln hast du dein Volk gelehrt, dass der Gerechte menschenfreundlich sein muss.» Versucht Gott der Menschheit gerade klar zu machen, dass sie freundlich zur Erde sein muss? Jeder Antwortversuch auf diese Frage hängt vom Gesichtspunkt ab, von dem man auf sie blickt.

Der DominikanerHans Ulrich Steymans ist Professor für Altes Testament und Biblische Umwelt an der Universität Freiburg (Schweiz) und lebt im Kloster St. Hyazinth in Freiburg.

«Schlägt die Natur zurück? Gibt uns das Schicksal eine Chance zum Umdenken?»

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