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Ein gewöhnlicher Sonntag

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Gastkolumne

Autor: Beat Brülhart

Ein gewöhnlicher Sonntag

Für einmal habe ich alle sechs Sonntagszeitungen besorgt. Um zu vergleichen. An jenem Sonntag beschäftigte sich Helvetia mit Finn. Das ist der Bär aus dem Bärengraben, der einen verwirrten Eindringling angefallen hat. Überall dasselbe Foto. Finn versucht den Eindringling abzuwehren. Blut fliesst. Dieses Ereignis, zusammen mit den Federer-Zwillingen und der Verhaftung eines berühmten Kinderschänders, beschäftigte das Land fast bis Weihnachten. Ich weiss bis heute nicht, wie es dem armen Verwirrten geht. Dafür weiss ich, dass der Bär wieder fit ist. Das verwirrt mich. Aber es beruhigt auch. Weil ich in einem Land leben darf, das keine anderen Probleme hat.

Ja, ein Land, in dem bewaffnete Polizei Velovignetten kontrolliert und mit Verkehrskontrollen vollbeschäftigt ist, ein Land, in dem Beamte über Monate werweissen, wie ein Fumoir aussehen soll, wo in den Ämtern endlos nachgedacht wird, wie der Bürger noch besser (vor sich selbst) zu schützen ist und welche Hunde er halten darf, und wo bereits laut darüber nachgedacht wird, ob man inskünftig in Beizen die Vegetarier vor den Fleischfressern schützen soll, ein solches Land kann keine besonderen Probleme haben.

Uns geht es doch unglaublich gut. Die Flüsse sind sauber, die Trottoirs auch, die Schneeräumung klappt wie am Schnürchen, gute Schulen sind gratis, die Bahnen fahren pünktlich, und die Post ist es auch, die Supermärkte sind voll mit Biogemüse. Bei uns ist die Arbeitslosenzahl auch in der Krise geringer als anderswo, und selbst die Armen sind ein bisschen reicher. Alles klappt, und alle sind satt. Trotzdem regiert Trübsinn. Schweizer schätzen offensichtlich nicht, wie gut es ihnen geht.

Manchmal habe ich das Gefühl, dass es bei uns nichts Wichtiges mehr gibt. Ausser, man schaue nach Bern. Da bejammert man das angeblich angeschlagene Aussenbild der Schweiz. Wegen Polanski, UBS, Libyen und den Minaretten. Bereits sind erkleckliche Steuergelder für Imagekampagnen gesprochen. Fondue-Essen in Saudi-Arabien soll es geben und Vorträge gegen die Geldwäscherei und über Religionsfreiheit. Das ist nicht nötig. Redet man mit Ausländern, so ist das Image der Schweiz nicht besser oder schlechter als vor 10 Jahren. In Kairo interessiert es niemand, dass Nescafé ein Schweizer Produkt ist, muslimische Sparer haben kein Geld abgezogen und Hollywoodstars besuchen uns trotz Polanski. Wird unser Land in ausländischen Zeitungen zerrissen, stammen die Texte meist von Schweizer Autoren. Die Leser überblättern sie.

Ich denke, uns Schweizern ist der Blick für Wichtiges und Wesentliches abhandengekommen, und wir sehen nur noch uns selbst. Dabei sind wir ein Land der verlorenen Seelen geworden. Wir sollten uns auf die Suche nach ihnen machen…

Beat Brülhart wohnt in Düdingen. Er ist Unternehmensberater und Trainer/Coach für Führungskräfte sowie Referent am Schweizerischen Institut für Unternehmensschulung. Als Mitglied des Gewerbeverbandes Sense ist er in einem FN-Kolumnistenkollektiv tätig, das in regelmässigem Rhythmus frei gewählte Themen bearbeitet.

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