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«Ein Hausarzt wird mit den Patienten älter»

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In diesen Tagen behandelt Robert Helbling in seiner Praxis in Plaffeien seine letzten Patienten. Trotz grosser Bemühungen fand er keinen Nachfolger. Für ihn eine schwierige Situation, weil er weiss, dass es einige Patienten bei der Suche nach einem neuen Vertrauensarzt nicht einfach haben. «Ich bin mir bewusst, dass jemand fehlt, wenn meine Praxis zugeht», sagt er. Der Bedarf nach einem zweiten Arzt in der Region Plaffeien sei klar vorhanden. «Es würde sogar einen weiteren Arzt vertragen», ist er überzeugt.

Eine andere Einstellung

Er macht gesellschaftliche Veränderungen für den Hausärztemangel verantwortlich. «Die jungen Ärzte haben eine ganz andere Einstellung zur Life-Work-Balance», sagt Robert Helbling. Zudem seien viele Frauen in diesem Beruf tätig, die aus Familiengründen Teilzeit arbeiten wollen. «Um eine eigene Praxis zu führen, ist aber eine Vollzeittätigkeit nötig.» Und für eine Gruppenpraxis brauche es mindestens zwei Ärzte, die miteinander auskommen.

«Für viele junge Ärzte ist es nicht mehr selbstverständlich, Verantwortung zu übernehmen und viel Geld in eine Praxis zu investieren, im Wissen, dass sie dann 20 bis 30 Jahre gebunden sind», sagt Robert Helbling. Der Trend gehe eher dahin, regelmässig zu wechseln und sich alle Optionen offen zu halten.

Nähe zu den Menschen

Robert Helbling hat sich vor über 31 Jahren für den Weg des Hausarztes entschieden und diesen Weg nie bereut. Er schätzte die Nähe zu den Leuten und die Abwechslung in der Arbeit, sei es in der Praxis oder bei Hausbesuchen. Bereits sein Vater übte diesen Beruf aus.

Dass er im Sense-Oberland gelandet ist, war eher Zufall. Einen Teil des Studiums absolvierte er an der Universität Freiburg, und er hat während seiner Assistenzzeit auch hie und da als Vertretung in Deutschfreiburg gearbeitet.

Doch bei der Wahl des Standorts für eine eigene Praxis dachte das Ehepaar Helbling zuerst an einen Ort an der Sprachgrenze. Dies auch auf Wunsch seiner Frau Lorenzina Helbling, welche die Schulen in französischer Sprache absolviert hatte. Als Robert Helbling aber mehrere Gemeinden anschrieb, war auch Plaffeien dabei. Und die sehr ermutigende Antwort des damaligen Syndics Heinrich Piller gab schliesslich den Ausschlag, wie er erzählt. Zudem wusste Robert Helbling um den grossen Ärztemangel im Sensebezirk und hatte somit die Gewissheit, dass sein Einkommen gesichert sein würde.

Zeit für jeden Patienten

«Ich hatte vom ersten Tag an ein gutes Gefühl», erinnert sich der Arzt an seinen Start. Er habe schnell einen Draht zu den Leuten gefunden. «Auch wenn ich damals noch einen Bart und längere Haare hatte», sagt er mit einem Lachen. Viele Patienten hat er jahrelang betreut, so dass eine intensive Beziehung zu den Familien entstand. «Ein Hausarzt arbeitet generationenübergreifend und altert mit den Patienten», sagt er.

Im administrativen Bereich hat sich in den letzten drei Jahrzehnten viel geändert. «Die Betreuung der Patienten ist jedoch im Grunde all die Jahre gleich geblieben», sagt Robert Helbling.

Verständnis und Liebe zum Mitmenschen gehören für ihn zu den wichtigsten Eigenschaften eines Arztes. In seiner Arbeit habe er deshalb das Gespräch mit Hilfe suchenden und leidenden Mitmenschen als zentralen Punkt gesehen. «Mir war wichtig, mir Zeit für jeden Patienten zu nehmen», sagt er. Selbst wenn das hiess, dass er dafür den Papierkram erst abends und am Wochenende erledigte. «Das war für die Familie nicht immer leicht», ist er sich bewusst. «Ohne eine Frau, die das mitträgt und Verständnis hat, ginge es nicht.» Das galt vor allem auch für die Anfangszeit, als er nachts und am Wochenende regelmässig für Notfälle ausrücken musste.

Gefühl der Hilflosigkeit

Um im stressigen Beruf selbst gesund zu bleiben und den ständigen Umgang mit kranken Menschen zu verkraften, muss ein Arzt auch abschalten können, sagt er. Das sei ihm meistens gut gelungen. Belastend empfand er ab und zu die Hilflosigkeit gegenüber Patienten, die er Jahre lang wegen verschiedener körperlicher Probleme behandelt hat, obwohl er wusste, dass die Ursache eigentlich in einem unglücklichen Schicksalweg steckte. «Es war frustrierend, ihnen nicht wirklich helfen zu können.»

Neues Kapitel

Lorenzina und Robert Helbling schlagen nach der Pensionierung des Arztes ein neues Kapitel auf. Sie haben die Liegenschaft in Plaffeien an die Stiftung Applico verkauft, die dort eine Wohngemeinschaft für psychisch beeinträchtigte Menschen einrichtet. Das Paar zieht in eine städtische Umgebung, nach Freiburg oder Bern. «Ab und zu wird man mich aber sicher an einem Plaffeienmarkt sehen», sagt Robert Helbling.

Dialekt: «Emù nid münder»

R obert Helbling hat über 30 Jahre in Plaffeien gelebt und gearbeitet. Einige Patienten hatten anfangs Mitleid mit ihm, wenn er als Zürcher etwa den Ausdruck «Nüüscha» für Schnupfen nicht auf Anhieb verstand. Die Feinheiten des Sensler Dialekts haben hie und da zu kleinen Missverständnissen geführt. Er erzählt von der typisch senslerischen Antwort auf seine direkte Frage an den Patienten, ob es ihm besser gehe: «Emù nid münder.» Diese umschreibende Antwort sei für ihn anfangs ungewohnt gewesen. Er hat die Sensler als einfache, erdverbundene Menschen kennengelernt und festgestellt, dass viele von ihnen häufig lange ihre Meinung für sich behalten und sich erst dann wehren, wenn sie es gar nicht mehr aushalten. Robert Helbling erzählt von einem älteren Mann, der in einer verfallenen Berghütte wohnte und den er betreute. Als dieser einmal im Winter krankheitshalber ins Spital musste, konnte er nach der Entlassung nicht mehr nach Hause, weil zu viel Schnee lag. «Er musste in Plaffeien bleiben bis zum Frühjahr. Das Heimweh hat ihn fast umgebracht, so stark war die Verwurzelung.» Diese Schollenverbundenheit habe ihn stark beeindruckt. im

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