Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Ein Heimvideo als Spiegel der Schweiz

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Ein Heimvideo als Spiegel der Schweiz

Thomas Thümena thematisiert in «Ma famille africaine» sich selber

Ein einziger Schweizer Film, der auch in der Schweiz spielt, hat den Sprung auf die Leinwand des diesjährigen Internationalen Filmfestivals Freiburg geschafft: «Ma famille africaine» von Thomas Thümena. Er beschreibt das Innenleben seiner Familie und die Internationalität der Schweizer Gesellschaft.

Von URS HAENNI

«Meinen Sie, es wird viele Leute interessieren, wie ein schweizerisch-afrikanisches Ehepaar zusammenlebt?» Thomas Thümena scheint sich seiner Sache selber nicht ganz sicher. Tatsächlich ist sein Film «Ma famille africaine» für den 37-jährigen Zürcher ein Experiment. Es ist sein erster Langzeit-Film (80 Minuten), und er ist am Freiburger Filmfestival am Dienstag erstmals vor Publikum gezeigt worden. Eine zweite Vorführung findet heute Freitag um 17.30 Uhr im Corso 2 statt.

Die Kamera als Familienmitglied

Ein Experiment ist für Thümena auch die Form des Filmes. In bester Home-Movie-Manier gibt er mit der Kamera das Innenleben seiner eigenen Familie preis. Seine Familie, das sind: der Zürcher Filmemacher Thomas, seine Ehefrau Léa aus der Elfenbeinküste, der gemeinsame Sohn Yann, dazu die Schweizer Eltern, die Schwiegereltern und Schwäger an der Elfenbeinküste.

Die Kamera wird zweieinhalb Jahre nach der Ehe ab der Geburt des Sohnes sozusagen zum vierten Mitglied der Familie Thümena. Und sie fängt all das ein, was die schweizerisch-afrikanische Familie bewegt, vorantreibt, vor Schwierigkeiten stellt und verbindet.

Gezeigt wird die erst misslungene, später geglückte Aufnahmeprüfung der Frau für eine Ausbildung, die Integration in der Schweiz, eine Reise an die Elfenbeinküste, die monetären Ansprüche der dortigen Familie an den «reichen» Schweizer, der Kauf von afrikanischem Boden für einen Hausbau, die Beschneidung des Sohnes ohne väterliches Einverständnis oder die Ungewissheit Léas beim schwelenden Bürgerkrieg im Land ihrer Familie.

Und wo im Film drückt sich die Liebe zwischen dem schweizerisch-afrikanischen Paar aus? Auch diese Frage verunsichert Thümena. Es war ihm nämlich ein Anliegen, zu zeigen, wie trotz der scheinbar unüberwindlichen kulturellen Unterschiede gerade die Liebe diese Differenzen zu überbrücken vermag.

Doch für Thümena ist die Realisierung des Filmes selbst der grösste Liebesbeweis: «Wir haben den Film zusammen gemacht, und das ist ein echtes . Wir haben im Film zu komplizierten Sachen Stellung bezogen, was nur dank unseres gegenseitigen Vertrauens möglich war.»

Thümena war es ein Anliegen, mit dem Film seine Frau nicht zu überfahren. «Léa hat den Film gesehen, als er fast fertig war. Sie wollte darüber aber mit der Cutterin reden, nicht mit mir. Sie fühlt sich durch den Film jedenfalls repräsentiert.»
Ziel des Filmes sei es gewesen, das Milieu der Emigranten bekannt zu machen. «Ich wollte das persönliche, direkte Erlebnis dem Alltäglichen aus den Zeitungen gegenüberstellen. Das Verhältnis Erste und Dritte Welt, die Verteilung der Ressourcen – meine Familie erlebt es direkt. Wir nehmen am Prozess teil, der die Welt prägt.» Die Anwesenheit der Kamera sei für das Familienleben wie eine Art Katalysator gewesen. «Erst versucht man sich zurückzunehmen. Dann kommt aber der Moment, da will man zeigen, wie man die Situation empfindet. Vieles wird verstärkt, so dass es für uns fast einfacher wurde, vor der Kamera zu streiten.»

«Eine Art Schizophrenie»

Der Filmemacher selber hat sich damit in eine Art Schizophrenie begeben. Als Filmemacher und Hauptakteur sieht er sich von Innen und Aussen. «Man sieht sich gerne als sensible, abgerundete Persönlichkeit. Doch plötzlich merkte ich an mir, dass dies nicht der Fall ist. Ich hätte nicht erwartet, dass ich so emotionell auf eine gewisse Überladung reagiere.»

Die Frage, wen dies interessiert, ist damit immer noch nicht beantwortet. Immerhin hat es Thümena geschafft, Produzenten von seinem Filmprojekt zu überzeugen. Die Handlung spielt zwar in Zürich, aber produziert wurde der Film gemeinsam von der Hugofilm GmbH Zürich und dem welschen Fernsehen. Gesprochen wird in der Familie Thümena hauptsächlich französisch.

Der Regisseur weiss, dass das Deutschschweizer Publikum leichter für Dokumentarfilme zu gewinnen ist. Er ist gespannt, ob er mit der interkulturellen Geschichte auch den Röstigraben zu überspringen vermag. Freiburg eignet sich als Ausgangsort am besten.

Neues im Programm

Kurzfristig haben die Organisatoren des Filmfestivals einen israelisch-palästinensischen Dokumentarfilm ins Programm aufgenommen, über den in Frankreich zurzeit heftig diskutiert wird. Es handelt sich um «Route 181» von Michel Khleifi und Eyal Sivan. Am Pariser Dokumentarfilmfestival «Cinéma du réel» wurde eine der zwei geplanten Projektionen gestrichen, weil man sich vor antisemitischen Reaktionen fürchtete.

Die Verantwortlichen des Freiburger Festivals hingegen, die sich immer wieder gegen jede Form von Zensur aussprechen, geben dem Streifen am kommenden Wochenende eine Plattform: Der erste Teil wird am Samstag, 27. März, um 9.30 Uhr gezeigt, der zweite am Sonntag, 28. März, um 12.30 Uhr (beide im Rex 3). FN/Comm.

Das Fernsehen TSR zu Gast

Ein spezielles Schaufenster hat das Freiburger Filmfestival dieses Jahr dem Westschweizer Fernsehen TSR zur Verfügung gestellt. Es feiert 2004 sein 50-jähriges Bestehen. TSR ist mit mehreren Dokumentarfilmen zu Gast. Das Unternehmen trat als Co-Produzentin von Fernando Solanas «Memoria del Saqueo» und Thomas Thümenas «Ma famille africaine» auf.

Die weiteren TSR-Filme

l «Afrique du Sud: Au-delà de la Haine», 1994, von Jean-Bernard Menoud.
l «Aristide: L’Espoir trahi», 2001, von Jean-Philippe Schaller.
l «Haïti: L’Espoir des Damnés», 1991, von Gilles Pache.
l «Les Ruines de l’Apartheid», 1991, von Yvan Butler uh

Meistgelesen

Mehr zum Thema