Ein Hoch auf die Künste

Ein Leserbrief zum Artikel: «Weniger Lektionen in Musik, Kunst oder Sport: Kantonsgericht lehnt ab», FN vom 29. Februar

Der Gerichtsentscheid, es sei gerechtfertigt, dass OS-Lehrpersonen je nach Fach unterschiedlich entlöhnt werden, finde ich bedenklich. Ich beziehe mich nicht auf die Lohnsituation. Mein Unverständnis liegt an der mangelnden Wertschätzung der Fächer Textiles und Technisches Gestalten, Sport, BG und Musik. Der Entscheid wird dadurch begründet, dass die Lehrkräfte dieser Fächer keine Prüfungen ausserhalb der Schulzeit vorbereiten müssen. Ich hoffe, dass sich die Entlöhnung nicht am Aufwand der Korrekturarbeit von Leistungsnachweisen orientiert. Somit könnte man die Kinder zu Hause lernen lassen und in der Schule nur noch Prüfungen durchführen. In der Schule sollte vor allem gele(h)rnt werden. Im Textilen und Technischen Gestalten verfeinern die Kinder ihre Feinmotorik und erweitern das logische Denken. Es ist angewandte Mathematik. Sport fördert die Gesundheit und die Sozialkompetenzen. Während der Skilager lernen die Kinder mehr als nur eine Wintersportart. Ein Lager vorbereiten und durchführen ist zeitaufwendig. Wie viele Prüfungen man wohl in dieser Zeit korrigieren könnte? Kommen wir zu den Künsten. Obwohl gerade sie einen so wichtigen Beitrag zum Wohlbefinden uns aller leisten, haben sie es durchwegs am schwierigsten. In vielen OS-Zentren werden Ausstellungen organisiert, Konzerte, Tänze und Theaterstücke aufgeführt. Grossartige Anlässe auf einem sehr hohen Niveau. Was da mit den Kindern und dem Publikum passiert, ist unbezahlbar. Dies beinhaltet eine gewisse Ironie. Ein solches Mammutprojekt entsteht jedenfalls nicht an einem regnerischen Sonntagnachmittag. Im FN-Bericht werden diese Fächer mit den «allgemeinbildenden» Fächern verglichen. Die obligatorischen Schulen sind aber keine Ausbildungs-, sondern Bildungsinstitutionen, und Bildung ist ganzheitlich. ALLE Fachbereiche in der obligatorischen Schulzeit sind allgemeinbildend. Ich danke allen Lehrpersonen, welche sich für die Künste einsetzen. Eure Fächer schaffen Kreativität, fördern kritisches Denken, verbreiten Optimismus und Zuversicht. Sie machen die Welt schöner, besser und schlauer.

Nicole Vonlanthen, St. Antoni