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Ein Leben zwischen zwei Kantonen

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Ein Leben zwischen zwei Kantonen

Autor: URS HAENNI

Und wieder blickt Jonathan Ischer auf das Display seines Handys. Er liest die Zeit ab, um sicherzugehen, dass er den Zug nicht verpasst. 7.36 Uhr ab Neuenburg, Gleis 2, Richtung Freiburg. Er zieht an der Zigarette, nimmt einen Schluck aus seiner Energy-Drink-Dose und steigt gemeinsam mit Eva Diaz in den dreiteiligen TPF-Zug. Es hat mehr Platz als sonst. In den Schulen ist Prüfungszeit, und die Studenten verteilen sich an diesem Montagmorgen auf verschiedene Züge. Auch Jonathan Ischer und Eva Diaz haben Prüfungen an der Hochschule für Soziale Arbeit in Givisiez.

Sie kommen aus Bôle und aus der Stadt Neuenburg, aus La Chaux-de-Fonds oder sogar aus Biel, sie sind manchmal zu zehnt oder fünfzehnt im gleichen Zugwagen, heute nur zu viert, die gemeinsam an die Schule nach Givisiez fahren.

Eine Schule für Sozialarbeit gibt es in Neuenburg nicht. Man habe die Wahl zwischen Lausanne und Freiburg, erklärt Ischer. Die Freiburger Schule habe aber den besseren Ruf, und sie befindet sich in Givisiez direkt gegenüber der Haltestelle.

Stehplätze auf Rückreise

Über hundert Neuenburger studieren im Rahmen einer Konvention an der Freiburger Hochschule für Soziale Arbeit, rund ein Viertel aller Schüler, schreibt Schuldirektor Dimitri Sudan. «Eigentlich sollte die Hochschule für Soziale Arbeit als grosse interkantonale Fachhochschule aufgefasst werden», so Sudan. Eine ähnliche Vereinbarung existiert seit 1993 auf Universitätsniveau unter dem Namen BeNeFri.

An die Hochschule für Soziale Arbeit fahren mehrere der Studenten aus dem Kanton Neuenburg täglich mit dem Auto. Die meisten aber benutzen den TPF-Zug. «Dreiviertelstunden sind nicht so lang», sagt Eva Diaz. Schwieriger sei eher die Rückreise. Wenn sie den 16.30-Uhr-Zug ab Givisiez nehmen, sind die Sitzplätze in der Regel schon besetzt.

Trotz des Zug-Abonnementes fahren die vier Studierenden eigentlich nur zum Schulbesuch nach Freiburg. Einzig Elisa Rosselli sagt, sie sei schon mal mit Freiburger Kolleginnen in Freiburg in den Ausgang und an die Bolzen-Fasnacht gegangen. «Aber die letzten Züge Richtung Neuenburg fahren relativ früh. Da bleibt dann nur noch der Umweg über Bern.»

Nach den Sommerferien wird man die vier Studierenden der Hochschule für Sozialarbeit vorerst nicht mehr als Pendler zwischen Neuenburg und Givisiez antreffen. Sie absolvieren dann ihr obligatorisches Praktikum. Allesamt im Kanton Neuenburg. In Le Locle oder Serrières.

«Ein neuer Arbeitsweg, das bringt Abwechslung», freut sich Elisa Rosselli, obwohl der Studentin die Strecke zwischen Neuenburg und Givisiez eigentlich gefällt. Der Neuenburgersee zieht vorüber, der Zihlkanal, dann das Grosse Moos, der Chablais-Wald. «Man merkt gar nicht, dass wir durch die Deutschschweiz fahren», sagt Rosselli. Aber die Kantonsgrenze kann sie genau bezeichnen: «Ich bin in Thielle aufgewachsen, und der Kanton Bern beginnt gleich auf der anderen Seite des Kanals.»

Die Plätze im morgendlichen Zug füllen sich allmählich. Die einen klappen ihren Laptop auf, andere stecken sich iPod-Stöpsel ins Ohr, ein weiterer reist für eine medizinische Untersuchung nach Freiburg.

Und Emanuel Masel ist vom neuenburgischen Cressier her im TPF-Zug nach Murten. Der Freiburg-stämmige Elektronik-Ingenieur fährt vom Fusse des Juras zur Arbeit in die Murtner Firma Digisens. Er liebt den Zug, weil er so früh am Morgen zum Lesen kommt. Zwischendurch erhebt sich sein Blick von den Buchzeilen auf die Mitreisenden. «Ich habe schon bemerkt, dass einige Passagiere täglich die gleiche Route wie ich nach Murten machen. Ich kenne sie nicht, aber irgendwie gibt es in diesem Zug einen Club de Cressier/NE.»

In einer Dreiviertelstunde von Neuenburg zur Schule nach Givisiez: Dank der direkten Zugverbindung ist Freiburg für viele Neuenburger zu einem attraktiven Studien- und Arbeitsort geworden.Bild Charles Ellena

Zahlen und Fakten

Zahl der Passagiere fast verdoppelt

Statistische Angaben zu Pendlerbewegungen basieren auf der Volkszählung von 2000. Diese Zahlen zeigen, dass 25000 Freiburger täglich ausserhalb des Kantons zur Arbeit oder zum Studium fuhren. Dabei liegt Neuenburg auf Rang drei (591 Personen), hinter Bern (13000) und Waadt (9000). Umgekehrt fuhren 10000 Personen täglich in den Kanton Freiburg: 3800 aus Bern, 4600 aus Waadt und 379 aus Neuenburg. Die Ströme zwischen Freiburg und Neuenburg dürften sich seither verdichtet haben. Seit 2000 wurden die direkte Zugverbindung und die Schnellstrasse T10 eingeführt, das Bundesamt für Statistik zog nach Neuenburg, und die Groupe E schuf neue Arbeitsplätze. Gemäss TPF hat sich die Zahl der Zugpassagiere zwischen Neuenburg und Freiburg in elf Jahren von einer Million auf 1,835 Millionen fast verdoppelt. uh

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