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Ein neuer Blick auf einen historischen Skandal

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Lydia Welti-Escher ist 33 Jahre alt, als sie 1891 in ihrer Villa im Genfer Exil den Gashahn aufdreht. Geschieden, von Depressionen geplagt. Ihrem Selbstmord voraus geht ein Skandal: Ende 1889 brennt sie in Italien mit dem Maler Karl Stauffer durch, um mit ihm ein neues Leben anzufangen. Die beiden träumen vom Liebesglück und einem monumentalen «Tempel der Kunst», den Lydias Geld und Karls Genie möglich machen sollen.

In der Schweiz zerreisst man sich das Maul über die «Ehebrecherin» aus höchsten Kreisen. Lydia ist die millionenschwere Tochter des verstorbenen Unternehmers und Politikers Alfred Escher, verheiratet ist sie mit dem Bundesratssohn Emil Welti.

Historischer Stoff neu erzählt

Diese wahre Geschichte, schon in verschiedenen Sachbüchern und auch in einem Roman ausgeleuchtet, erzählt der Berner Schriftsteller Lukas Hartmann in seinem historischen Roman «Ein Bild von Lydia» auf originelle Weise neu: nämlich aus der Sicht von Luise, Lydias Dienstmädchen. Luise stammt aus ärmlichen Verhältnissen und kommt 1887 als Fünfzehnjährige in den Dienst von «Frau Lydia», wie sich die Dienstherrin in vertraulichen Momenten nennen lässt.

Luise – Marie-Louise Gaugler mit vollem Namen – gab es tatsächlich. Hartmann hat ihr Leben recherchiert. Mit Luise lässt uns Hartmann die letzten vier Lebensjahre von Lydia Welti-Escher erleben. Angefangen im Sommer 1887, als der aufstrebende Maler Karl Stauffer, ein Schulfreund von Emil Welti, in die herrschaftliche Villa Belvoir des Ehepaars Welti-Escher in Zürich kommt, um ein Porträt der Hausherrin zu malen. Im Gewächshaus, wo Lydia Modell sitzt, keimt die verhängnisvolle Anziehung zwischen den beiden auf.

Zwei Frauenschicksale

Lukas Hartmann versteht es, die Welt der Belle Epoque mit ihren Gegensätzen lebendig zu machen. Man hört das Rascheln der Seidenröcke und spürt die stickige Enge der Dienstbotenkammer. Luise ist Lydia ganz nah, und doch bleibt ihr ihre Dienstherrin ein Rätsel. Diese Mischung aus Nähe und Distanz prägt auch Hartmanns Schreiben: Einfühlsam und gleichzeitig zurückhaltend schildert er, wie die gesellschaftlichen und moralischen Normen der Belle Epoque sowohl Lydia wie Karl in den Tod treiben.

Eine oft beklemmende Lektüre – mit hoffnungsvollen Untertönen. Denn während Lydia ganz tief fällt, gelingt Luise der bescheidene Aufstieg aus der Armut. Und die Liebe. Lydia und Luise: Zwei ganz unterschiedliche Frauenschicksale, berührend erzählt.

Lukas Hartmann: «Ein Bild von Lydia» , 356 Seiten, Diogenes Verlag, 2018.

Stephan Moser ist freier Journalist.

«Man hört das Rascheln der Seidenröcke und spürt die stickige Enge der Dienst­botenkammer.»

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