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«Ein offener Ort der Kunst»

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Der gebürtige Walliser Balthazar Lovay hat im Mai in einem50-Prozent-Pensumdie Nachfolge von Corinne Charpentier an der Spitze der Kunsthalle Fri Art angetreten. Seit diesem Monat arbeitet er in Vollzeit, und vergangene Woche hat er seine erste Ausstellung eröffnet (siehe Artikel unten). Mit seiner künstlerischen Vision für das Fri Art hat er sich gegen fast siebzig Kandidaten für das Amt durchgesetzt. Im Gespräch mit den FN erklärt er, worin diese Vision besteht und wie er sich die Zukunft der Kunsthalle vorstellt.

 

 Sie haben im Mai die Arbeit im Fri Art aufgenommen und sind vor kurzem mit Ihrer Familie von Genf nach Freiburg gezogen. Wie haben Sie sich eingelebt?

Sehr gut. Wir wurden gut aufgenommen und fühlen uns wohl. Das Team des Fri Art hat mir den Einstieg sehr erleichtert. Für mich war von Anfang an klar, dass ich für den Job im Fri Art nach Freiburg ziehen würde. Diese Nähe ist wichtig.

 

 Wie gut kannten Sie das Fri Art vorher schon?

Ich kenne es seit meiner Zeit als Student der kantonalen Kunsthochschule Wallis. Ich habe damals oft mit anderen Studenten Ausstellungen im Fri Art besucht. Danach sind wir dann immer noch ins «Gothard» oder ins Fri-Son gegangen. Das Fri Art hat dazu beigetragen, meinen Blick zu schärfen.

 

 Dann lag es für Sie auf der Hand, sich für die Stelle des künstlerischen Leiters zu bewerben?

Der Posten hat mich sofort interessiert. Aber bevor ich mich beworben habe, habe ich herauszufinden versucht, ob ich hier etwas würde bewegen können. Ich habe mich informiert über das Fri Art und über seine Stellung in Freiburg und in der Schweiz. Und ich bin zum Schluss gekommen, dass die Aufgabe etwas für mich sein könnte.

 

 Sie sagen, Sie wollen etwas bewegen. Woran denken Sie dabei genau?

Ich stelle mir das Fri Art als einen offenen Ort der Kunst vor, der ein breites Publikum anspricht: Die Kunsthalle soll natürlich eine Plattform für die zeitgenössische Kunst im engeren Sinn sein, aber auch für Themen der Architektur, des Designs, der Videokunst oder des Comics. Ich wünsche mir ein vielseitiges Laboratorium, in dem die verschiedenen Disziplinen sich gegenseitig bereichern. Es geht mir nicht in erster Linie um die Anzahl Besucher, sondern um ihre Vielfalt. Und vor allem möchte ich, dass die Leute sich im Fri Art wohlfühlen und gerne hierherkommen.

Das Stichwort Vielfalt passt auf jeden Fall zu Ihrer ersten Ausstellung im Fri Art, «Holes in the Walls», die bis Anfang November zu sehen ist: Sie vereint Werke von über 30 Künstlerinnen und Künstlern aus über 60 Jahren.

Die Gemeinsamkeit all dieser Werke ist, dass es sich um Jugendwerke der jeweiligen Künstler handelt. Indem ich sie gemeinsam zeige, bringe ich sie auf das gleiche Niveau, egal, ob der Künstler heute ein grosser Star ist oder ein junges Talent. So ist eine Art symmetrischer Dialog zwischen ihnen möglich. Das ist etwas, was mich bei Kollektivausstellungen grundsätzlich interessiert: das Durchbrechen von Kategorien und Hierarchien.

 

 Und was planen Sie nach dieser Ausstellung?

Zum Beispiel eine Ausstellung mit einem Schweizer Art-Brut-Künstler. Das ist aussergewöhnlich für eine zeitgenössische Kunsthalle und dürfte sowohl Spezialisten als auch das breite Publikum ansprechen. Interessant wird auch ein Projekt mit dem Zürcher Architektenpaar Trix und Robert Haussmann, den Trägern des Schweizer Designpreises 2013. Die beiden werden das Fri Art komplett umgestalten und auch viele Möbel zeigen. Und es sind einige Soloausstellungen von jungen Künstlern vorgesehen: Ihnen eine Plattform zu geben, ist mir wichtig.

 

 Wie sehen Sie die Rolle des Fri Art in der Freiburger Kulturlandschaft?

Das Fri Art hat auf jeden Fall seinen Platz in der reichen hiesigen Kulturszene. Ich hoffe, dass es eine Verbindung schaffen kann zwischen etablierten Institutionen wie dem Museum für Kunst und Geschichte und kleinen Kunsträumen wie PAH Project oder WallRiss. Ich suche den Kontakt mit den jeweiligen Verantwortlichen; nicht unbedingt, um um jeden Preis zusammenzuarbeiten, aber um das gegenseitige Verständnis zu fördern. Ein erster Austausch ist bereits in der aktuellen Ausstellung zu sehen: Wir zeigen ein Frühwerk von Peter Stämpfli, das eine Leihgabe des Museums für Kunst und Geschichte ist und bei uns in einem ganz neuen Kontext erscheint. Und es gibt eine Zusammenarbeit mit der Multimediaschule Eikon, mit der wir einen Vortrag von Pierre Keller, Künstler und ehemaliger Direktor der Kunsthochschule Lausanne, organisieren.

Jean Tinguely auf Augenhöhe mit dem Nachwuchs

In seiner ersten Ausstellung als Direktor der Kunsthalle Fri Art vereint Balthazar Lovay Frühwerke von über 30 Künstlern aus den Jahren 1948 bis 2013. Darunter finden sich Persönlichkeiten wie Jean Tinguely und Peter Fischli ebenso wie noch kaum bekannte Jungtalente.

1948 schuf ein 23-jähriger Schaufensterdekorateur in Basel ein abstraktes Gemälde, das er für die Ausstattung des Schaufensters eines Optikers brauchte. Der junge Künstler war kein Geringerer als Jean Tinguely, und das Werk mit dem Titel «Komposition» ist jetzt in der Kunsthalle Fri Art in Freiburg zu sehen.

Mit der Ausstellung «Holes in the Walls» gibt der neue Direktor Balthazar Lovay dort seinen Einstand. Die Schau vereint die Frühwerke von über 30 Künstlerinnen und Künstlern aus der Schweiz und dem Ausland. Das Werk von Jean Tinguely ist das älteste. Die jüngsten sind erst 2013 entstanden und stehen für die heutige Generation junger Kunstschaffender, vertreten durch Bernhard Hegglin, Jonas Hermenjat, Nelly Haliti, Grégory Sugnaux und Oliver Falk.

Balthazar Lovay will mit der Ausstellung die Grenzen zwischen solchen jungen Talenten und den inzwischen längst arrivierten Künstlern mit internationalen Karrieren aufheben (siehe auch Interview oben). Über die Generationen hinweg treten die Werke miteinander in einen Dialog.

Dabei gehe es ihm nicht um eine kunsthistorische Auseinandersetzung mit dem Thema «Frühwerk», so Lovay. «Jeder Besucher kann die Werke so betrachten wie er will und sich seine eigenen Gedanken dazu machen.» Dabei mag der Blick auf bekannte Namen fallen wie jene von Peter Fischli, Peter Stämpfli, Matt Mullican oder Robert Longo. Er mag bei vergessenen Werken oder noch kaum bekannten Künstlern verweilen. Oder er mag die eine oder andere Freiburger Entdeckung machen: frühe Werke von Jean-Damien Fleury, eine Serie von Zeichnungen des jungen Lauris Paulus oder eine Lampe aus einem alten Radio von Boris Dennler, der heute als Designer internationale Beachtung geniesst. cs

 Fri Art,Kleinrahmengasse 22, Freiburg. Bis zum 3. November. Mi. und Fr. 12 bis 18 Uhr, Do. 12 bis 22 Uhr, Sa. und So. 14 bis 17 Uhr. Führungen: Mi., 25. 9., 17 Uhr (für Lehrpersonen) und Do., 17. 10., 18 Uhr.

Jean Tinguely, «Komposition», 1948: Der Freiburger Künstlerstar arbeitete damals noch als Schaufensterdekorateur. Bilder Charles EllenaBoris Dennler, Lampe «Radio», 2007: Anerkanntes Design.

Team: Neue Strukturen für die Kunsthalle

B althazar Lovay ist der vierte Direktor der Kunsthalle Fri Art seit deren Eröffnung im Jahr 1990. Seine Vorgänger waren Michel Ritter, Sarah Zürcher und Corinne Charpentier. Mit dem Weggang von Corinne Charpentier hat sich der Vorstand für eine Umstrukturierung entschieden: Dem Direktor, dem die künstlerische Leitung obliegt, wurde eine Generalsekretärin zur Seite gestellt, die sich um die administrativen Belange kümmert. Diesen Posten hat die Freiburger Kunsthistorikerin Julia Crottet übernommen.

Die neue Organisation soll mehr Stabilität in die Leitung der Kunsthalle bringen, da das Mandat des Direktors jeweils auf maximal fünf Jahre beschränkt ist, nicht aber das neue Generalsekretariat. Zum festen Team gehören ausserdem ein Koordinator, der den künstlerischen Leiter unterstützt, ein Buchhalter und ein Techniker. cs

Zur Person

Mitgründer des Vereins Hard Hat

Balthazar Lovay wurde 1978 in Sion geboren. Er hat die kantonale Kunsthochschule Wallis absolviert und war zuletzt Co-Leiter des Vereins Hard Hat in Genf, der kuratorische Projekte im In- und Ausland realisiert. Lovay war 2004 Mitgründer von Hard Hat; zu der Gruppe gehörte auch Fabrice Stroun, der heutige Leiter der Kunsthalle Bern. Zudem war Lovay als selbstständiger Kurator tätig und veranstaltete Konzerte in den Caves du Manoir in Martigny. Seit kurzem wohnt er mit seiner Lebenspartnerin und seiner dreijährigen Tochter in Freiburg.cs

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