Ein Sensler Zwerg für Hansjoggeli

Was entsteht, wenn ein Zwerg aus Schwarzsee auf eine Figur aus dem wohl ältesten Schweizer Volkslied trifft, zeigt die neue Hörgeschichte rund um das Projekt «Hansjoggelis Spüuwäute».

André Perler sitzt in einem kleinen Raum im Generationenhaus Schwarzenburg. Vor ihm ist ein grosses gelbes Mikrofon platziert. Der Sensler Dialektologe holt Luft und beginnt zu sprechen. Er ist gerade dabei, seine Stimme einem kleinen Sensler Zwerg zu leihen. «Ich gehe davon aus, dass der Zwerg aus der Region Schwarzsee kommt», erklärt Perler, nachdem die Aufnahmen beendet sind. «Ich bin also ein Oberländer Zwerg.»

Leichtere Version des Klassikers

Perlers Oberländer Zwerg ist Teil einer neuen Hörgeschichte, die zum Projekt «Hansjoggelis Spüuwäute» in Riffenmatt gehört. Autorin und Produzentin der Hörgeschichten ist Linda Zwahlen Riesen. Auch sie ist an diesem Tag im Generationenhaus Schwarzenburg dabei und beobachtet, wie ihre Geschichte zum Leben erweckt wird. «Es geht darum, die schweizweit bekannte Geschichte von Vreneli und Hansjoggeli auch für Kinder zugänglich zu machen», erklärt sie. Ausgangspunkt für die sieben neuen Hörgeschichten ist natürlich das Guggisberglied – das wohl älteste notierte Volkslied der Schweiz. «Wir alle kennen diese Geschichte. Sie ist sehr traurig und handelt von Liebe, Schmerz und Heimweh. Nun hat die Erzählung eine Leichtigkeit erhalten und vermittelt nebst viel Wissenswertem aus früheren Zeiten auch zahlreiche lustige Momente.»

Die acht Hörgeschichten sollen dabei helfen, diese schwere Kost für Kinder zugänglich zu machen. «Hansjoggeli leidet an starkem Heimweh – aber dank seinen Erinnerungen und seiner Vorstellungskraft kann er sich in seine Heimat zurückversetzen», erklärt Linda Zwahlen Riesen. Auf diesen Punkt fokussierte sich die Autorin. Angelehnt an das Projekt «Hansjoggelis Spüuwäute» geht es auch in den Hörgeschichten um die Kindheit von Hansjoggeli. «Er war als Kind oft im Wald, beobachtete Tiere und bekam von seinem Vater Sagen aus der Region erzählt – die Hörgeschichten versetzen die Zuhörerinnen und Zuhörer in diese Welt zurück.»

Guggisberger Dialekt und Senslerdeutsch

Besonders an den Hörgeschichten ist auch der Umgang mit verschiedenen Dialekten. So trifft der traditionelle Guggisberger Dialekt beispielsweise auf das benachbarte Senslerdeutsch. Der Dialektologe André Perler ordnet ein: «Zwischen den beiden Dialekten gibt es viele Ähnlichkeiten – der Guggisberger Dialekt ist viel näher am Senslerdeutsch als zum Beispiel am Stadtberner Dialekt», sagt Perler.

Damit die verschiedenen Dialekte richtig klingen, haben Linda Zwahlen Riesen und ihr Team viel Aufwand betrieben. «Wir haben recherchiert und mit Fachpersonen gesprochen», so die Autorin. «Wir wollten das so gut wie möglich machen und dafür sorgen, dass es authentisch klingt.»

Einer, der für die Aufnahmen den Guggisberger Dialekt einüben musste, ist der Schauspieler Christoph Gaugler. Es sei zwar kein einfaches Unterfangen gewesen, sagt Gaugler im Gespräch mit den FN. «Aber ich mache das sehr gerne – andere Dialekte, andere Sprachen – das macht mir Spass.» Er habe sich seine Passagen im Guggisberger Dialekt vorsprechen lassen und ihn durch genaues Zuhören imitiert.

Aber auch André Perler, der seine Stimme dem Sensler Zwerg leiht, konnte nicht einfach drauflosreden. «Ich komme aus dem Sense-Unterland – darum musste ich meinen Dialekt ein wenig anpassen, damit es wirklich nach einem Oberländer Zwerg klingt», erzählt Perler schmunzelnd.