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«Ein weit geöffnetes Fenster zur Welt»

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Am Freitagabend eröffnete das Internationale Filmfestival Freiburg (Fiff) seine 36. Ausgabe. Bundesrat Alain Berset und Staatsrätin Sylvie Bonvin-Sansonnens erwiesen den Organisatoren und dem zahlreich erschienen Publikum die Ehre.

Staatsrätinnen, Bundesparlamentarierinnen, Gemeinderäte, Kulturfunktionäre und Filmliebhaber:  Nach zwei turbulenten Pandemiejahren startete das Internationale Filmfestival Freiburg gestern Abend mit zahlreich geladenen Gästen in seine 36. Ausgabe.

Kampf gegen die Verrohung

Bundesrat Alain Berset erinnerte während der Eröffnungsfeier daran, dass «das Fiff ein Instrument im Kampf gegen die allgemeine Verrohung ist, und seine Leinwände weit geöffnete Fenster zur Welt sind, die unsere Köpfe durchlüften und unsere Seelen befreien».

Der künstlerische Leiter des Fiff, Thierry Jobin, ergänzte, dass die Corona-Pandemie eine Polarisierung der Debatte und Spannungen bewirkt habe – auf Kosten eines konstruktiven Austausches. «Weder harte Fakten noch bestens dokumentierte wissenschaftliche Erkenntnisse scheinen heute für einen breiten Konsens und gemeinsame Ziele zu sorgen. Selbst diejenigen, die eigentlich den gleichen Kampf führen, sei es gegen Diskriminierung oder für die Zukunft unseres Planeten, bekunden Schwierigkeiten, miteinander zu sprechen, ohne sich zu beschimpfen. Wir müssen die Freude an der Diskussion und der Debatte wiederfinden.»

«Gibt es Menschen, die das Fiff lieben, weil es das beste Festival der Welt ist?», fragte der künstlerische Direktor, Thierry Jobin, in den Saal.
Charles Ellena

Menschen zusammenbringen

Menschen zusammenbringen, so lautet denn auch einer der Aufträge des Fiff. Der Präsident des Vereins Fiff, Mathieu Fleury, freute sich daher, dass das Festival endlich wieder eine «normale» Ausgabe durchführen kann. «Nous y voilà.» Er habe es fast nicht glauben können, dass das Festival tatsächlich wieder stattfinden könne. «Die Kraft der Träume bringt Wunder hervor.» Und, obwohl das Festival finanziell weiterhin unter Druck stehe, habe es Wachstumsmöglichkeiten gefunden, um sich in der Stadt Freiburg weiterzuentwickeln, an seiner Zweisprachigkeit zu feilen. Nahezu alle Filme sind erstmals auch mit deutschen Untertiteln versehen.  Fleury freute sich zudem, dass in Bulle erstmals ein Mini-Fiff durchgeführt wird.

Erziehungs- und Kulturdirektorin Sylvie Bonvin-Sansonnens (Grüne) begrüsste ihrerseits, dass das Festival im Rahmen seines Schulprogramms Planète Cinéma die Neugierde von Kindern und Jugendlichen weckt. Und mit einem kleinen Seitenhieb an die Festivalleitung, welche für die Sektion «Entschlüsselt: Context Culture» kritisiert wurde (siehe Kasten unten), sagte sie: «Eigentlich sind viele der Filme am Fiff nicht zum Lachen. Aber es ist wichtig, dass wir wieder lachen können – aber bitte intelligent!»

Staatsrätin Sylvie Bonvin-Sansonnens trug die Farben des Festivals und der Ukraine.

Charles Ellena

Ukrainische Klänge

Für einen bewegenden Moment während der Eröffnungsfeier sorgte die in der Schweiz lebende ukrainische Musikerin Zoryana Mazko. Mit ihrer Bandura, einem traditionellen Lauteninstrument, und ihrer Stimme berührte sie das Publikum. Im Anschluss an die Eröffnungsreden wurde der packende, politische Action-Thrillers Escape from Mogadishu, der für Südkorea ins Rennen um einen Oscar geht, als Schweizer Premiere gezeigt.

Programm

Der Zustand des Planeten im Zentrum

Die 36. Ausgabe des Internationalen Filmfestivals Freiburg, das bis zum 27. März dauert, will mit seinem Programm einen Einblick in die aus den Fugen geratenen Welt geben. Auf dem Programm stehen insgesamt 127 Filme aus 58 Ländern. Im internationalen Wettbewerb stehen zwölf Langfilme und 16 Kurzfilme. Sie nehmen das Publikum unter anderem in israelische Gefängnisse mit, nach Syrien, wo ein Pianist eine Hymne an die Freiheit spielt, oder in die schonungslose Realität im ukrainisch-russischen Grenzgebiet im Jahr 2014. Einen Schwerpunkt mit je eigenen Sektionen setzt das Fiff mit dem afghanischen Kino und dem Filmschaffen in Angola. Darüber hinaus gibt das Festival dem schweizerischen Filmschaffen mit der Sektion Passeport Suisse eine Plattform. Ausserdem erwarten das Publikum eine Mad Max-Nacht sowie eine Grossleinwand mit Videogames im Rahmen des Programms Cutscene. Insgesamt werden am diesjährigen Fiff fünf Weltpremieren gezeigt. rsa

Reaktion

Thierry Jobin nimmt Stellung zur Sexismuskritik

«Sollen alte Filme, die den Sexismus und den Rassismus ihrer Zeit widerspiegeln, einfach in der Versenkung verschwinden, wie es die Cancel Culture empfiehlt?», fragt das Fiff in seiner Sektion «Entschlüsselt: Context Culture». Seine Antwort lautet «Nein»: «Das Fiff glaubt vielmehr an eine Kultur der Kontextualisierung und der pädagogischen Vermittlung anstelle der Ausmerzung. Ohne Vergangenheit keine Zukunft!» Und so hat das Festival 90 Schweizer Komikerinnen und Komiker gebeten, Komödien zu nennen, die 2022 unmöglich produziert werden könnten. 39 haben nie geantwortet. 21 haben eine Teilnahme explizit abgelehnt, weil sie der Debatte «Kann man über alles lachen?» überdrüssig sind oder die Cancel Culture befürworten. 30 haben mitgemacht. Die Sektion wurde vonseiten feministischer Gruppierungen wie Mille Sept Sans und Frauenstreik Freiburg allerdings harsch kritisiert. Die FN haben den künstlerischen Direktor Thierry Jobin um eine Stellungnahme gebeten.

Thierry Jobin, die Kritikerinnen sind der Ansicht, dass eine Debatte über Rassismus und Sexismus nicht ohne Einbezug Betroffener geführt werden kann. Können Sie die Kritik nachvollziehen?

Wir akzeptieren jede Kritik. Wenn man sich an ein solch grundsätzliches Thema wagt, wie die Frage nach unannehmbaren Bildern in der Populärkultur und der kollektiven Vorstellung, dann berührt man etwas sehr Intimes. Vor allem, wenn man als Versuchsobjekt sehr bekannte Komödien nimmt. Ich möchte aber präzisieren, dass das Komiker-Panel, welches die Filme ausgewählt hat, nicht bloss aus Männern über 50 besteht, wie behauptet. Es sind auch Frauen jüngeren Alters dabei, denen die Comedian-Welt lange verwehrt war sowie Männer, die mit ihrer Kunst gegen Rassismus und Homophobie kämpfen.

Warum haben Sie für diese sensiblen Themen ausgerechnet Komikerinnen und Komiker angefragt?

Diese Herangehensweise ist insofern passend, als sich Humoristen ständig die Frage nach Stereotypen und Klischees stellen.

Würden Sie es im Nachhinein anders machen?

Das Einzige, was wir zweifellos ändern würden, ist die Art und Weise, wie wir die Sektion präsentiert haben. Es ist der Eindruck entstanden, dass wir den Kampf gegen die Diskriminierung ins Lächerliche ziehen wollen. Ansonsten erhalten wir sehr viele positive Rückmeldungen – einige finden den Ansatz sogar genial. Aber sicherlich hätten wir aufmerksamer gegenüber Personen sein müssen, die mit anderen Methoden kämpfen und die uns unseren guten Glauben nicht unbedingt abnehmen, wenn wir erklären, dass wir diese Filme nicht zeigen, um darüber dreckig zu lachen, sondern im Gegenteil, um uns mit den Dämonen in unserer Gesellschaft zu befassen. Ich kann Ihnen sagen, dass wir seit Wochen daran arbeiten, diese Filme zu kontextualisieren, was einzigartig ist in der Geschichte des Fiff. Die drei Frauen und vier Männer, die das «Expertengericht» vom kommenden Sonntag vorbereiten, nehmen sich die Sache sehr zu Herzen. Die aktuelle Kritik beruht auf einem Vorurteil.

Die Debatte ist jedenfalls in Gang gesetzt.

Im Moment handelt es sich um Polemik, die hoffentlich bald einer Diskussion ausserhalb der sozialen Medien Platz macht. Wir haben die Kritikerinnen zu einem Treffen eingeladen. Sie haben zugesagt. Das wird der Moment für echte Kritik – nötigenfalls Selbstkritik – sein, sowie die Zeit, um nach vorne zu blicken. Denn wir haben im Grunde dasselbe Ziel: gegen Diskriminierung kämpfen. rsa

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