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Eine alte Dame und die Staatsratskutsche

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Geneviève Brügger-Deriaz hat vor einigen Tagen einen Brief von Staatsratspräsident Beat Vonlanthen erhalten. Es ist eine Einladung an die 103 Jahre alte Dame aus Brünisried, an der Eröffnung der Poyabrücke teilzunehmen. Die beiden begegneten sich vor vier Jahren: Damals gratulierte der Sensler Staatsrat Geneviève Brügger-Deriaz zum Eintritt ins 100. Lebensjahr. Gesprächsthema dabei waren auch Wünsche und Träume für die Zukunft, und trotz ihres hohen Alters hatte Geneviève Brügger-Deriaz durchaus ein paar Vorstellungen davon, was sie noch erreichen wollte. Sie sagte damals, dass sie einen Wintergarten bauen und dort auf dem Flügel spielen wolle und dass sie die Fertigstellung der Poyabrücke gern erleben würde. Notabene: Als das Gespräch stattfand, war von der Brücke noch nichts zu sehen (siehe auch Kasten).

«Es war eigentlich nur ein Witz», sagt die alte Dame vier Jahre später im Gespräch mit den FN. «Ich hätte nicht gedacht, dass der Herr Staatsrat es ernst meint.» Weder der Staatsrat noch die Jubilarin hatten damals gewusst, dass die Eröffnung der Brücke auf ein ganz besonderes Datum fällt: Der 12. Oktober ist nämlich der Geburtstag von Geneviève Brügger-Deriaz. Sie tritt an diesem Tag ins 104. Lebensjahr ein.

Nicht gerne im Mittelpunkt

Geneviève Brügger-Deriaz ist wahrlich eine Persönlichkeit. Die schmale, zierliche Statur kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie einen starken Willen hat. Aufrecht sitzt sie beim Besuch der FN auf ihrem Sofa und beantwortet die Fragen der Journalistin. «Eigentlich mag ich es nicht, wenn man um meine Person ein Tamtam macht», sagt sie. Es sei nicht ihre Art, sich in den Mittelpunkt zu stellen. Sie spricht Französisch, obwohl sie seit vielen Jahrzehnten im Sensebezirk wohnt. «Ich kann nichts dafür, ich falle automatisch in diese Sprache, wenn ich anfange zu reden», sagt sie entschuldigend.

Dabei hat die 1911 in Aigle geborene Geneviève Deriaz als junge Frau gut Deutsch gelernt, als sie einen Sprachaufenthalt in Leipzig absolvierte. Als Au-pair ging sie nach Reading in Grossbritannien, wo sie Englisch lernte. «Meine Mutter hat mich ermuntert, nach dem Collège Sprachen zu lernen», erinnert sie sich. Geneviève Brügger-Deriaz wäre gerne an die Universität gegangen und hätte Recht studiert.

Und sie wollte reisen. Wie sie erzählt, hatte sie bereits konkrete Pläne, zu einer Tante nach New York zu fahren. Doch es kam anders. «Als ich 17 Jahre alt war, wurden wir Waisen.» Der Vormund, den die beiden Schwestern nach dem Tod der Eltern bekamen, habe ein Studium als unnötig angesehen. «Er sagte, dass die Frauen ja dann doch heiraten.» Geneviève Brügger-Deriaz ärgert sich auch heute noch sichtlich über die sture Haltung dieses Vormundes.

Der Mann fürs Leben

Weil ihre Schwester krank wurde, blieb sie in deren Nähe und arbeitete als Telefonistin in einem Sanatorium in Leysin. «Und da habe ich diesen schönen Freiburger getroffen», sagt sie mit einem verschmitzten Lächeln. Isidor Brügger war Lehrer. Da er aber keine Anstellung hatte, arbeitete er in eben diesem Sanatorium. Er hat Geneviève Deriaz in den Sensebezirk geholt, als er zum Lehrer berufen wurde, erst nach Alterswil, dann nach Brünisried.

Auf dem Land konnte Geneviève Brügger-Deriaz ihre musische Seite ausleben. Sie spielt Cello, Gitarre, Harmonium, Klavier und Orgel. Und sie hat die pädagogischen Fähigkeiten ihres Vaters, der Professor für Französisch war, geerbt. Es sei damals üblich gewesen, dass der Dorflehrer den Kirchenchor leitet. «Mein Mann wollte das aber nicht. Also habe ich diese Aufgabe übernommen.» Es sei nicht einfach gewesen, denn sie habe die Musikliteratur erst kennenlernen müssen – für die Heirat mit dem katholischen Lehrer war sie kurz zuvor konvertiert.

Musikerin und Chorleiterin

Sie dirigierte erst vier Jahre lang den Gemischten Chor Brünisried und dann während 33 Jahren den Männerchor. «Falsch singen liess sie nicht durchgehen», erinnert sich ihr Sohn Cyrill Brügger. «Sie war sehr streng, und wenn einer falsche Töne sang, liess sie ihn alleine vorsingen.» Geneviève Brügger-Deriaz hat auch als Organistin gewirkt. Für ihre Verdienste erhielt sie 1980 die päpstliche Ehrenmedaille.

Ihr Sohn Cyrill ist in die Fussstapfen seiner Mutter getreten und hat Jahrzehnte lang als Chorleiter in Plaffeien gewirkt und ist auch heute noch als Organist tätig. Cyrill und seine Schwester Francine erzählen, dass ihre Mutter sehr streng war. Isidor und Geneviève Brügger-Deriaz hatten sechs Kinder, zwei davon starben im Säuglingsalter. Bis 1949 wohnten sie im Schulhaus von Brünisried, dann bauten sie im Dorf ein Haus.

Fussball und Politik

«Ich hätte eigentlich lieber in der Stadt gewohnt», sagt sie. Aber aus Liebe zu ihrem Mann habe sie sich mit dem Landleben angefreundet. Die Eingewöhnung sei ihr nicht leichtgefallen. Die Leitung des Chors habe ihr aber geholfen, Kontakte zu knüpfen. Ihr Mann hat dazu beigetragen, dass in Brünisried einer der ersten Fussballplätze im Bezirk erstellt wurde, und den Fussballclub mitgegründet. «Um Geld zu verdienen, hat er mit den Schulkindern Maikäfer gesammelt», erinnert sie sich. Das Land hatte er gepachtet und um dies zu finanzieren, habe die Familie Kartoffeln, Kabis und Rüebli angepflanzt. Ihr Mann sei fussballbegeistert gewesen und sie habe die Matches auch gerne mitverfolgt.

Die politische Karriere ihres Sohnes Cyrill habe sie mit Interesse verfolgt: Er war Gemeinderat, Grossrat und sass für die SP im Nationalrat; und er war fast 30 Jahre lang Schuldirektor an der OS Plaffeien. «Mich hat immer interessiert, was in der Welt vor sich ging, aber ich war nie in einer Partei», sagt sie.

Unbändiger Wille

Die Sehkraft hat etwas nachgelassen und sie hört nicht mehr so gut, aber sonst geht es Geneviève Brügger-Deriaz recht gut. Gesundheitlichen Rückschlägen begegnet sie mit der ihr eigenen energievollen Art: Als zum Beispiel die Beine schwächer wurden, fing sie an, auf dem Hometrainer zu trainieren.

Cyrill Brügger erzählt vom unbändigen Willen seiner Mutter, der auch im Alter nicht nachgelassen habe. Sie habe immer genau gewusst, was sie wolle, bestätigt auch seine Schwester Francine Schmiedhäusler-Brügger. «Sie war immer eine starke Persönlichkeit, die sagte, wo es durchging. Und das ist bis heute so.»

Das Schlechte vergessen

Auf die Frage, was ihr Rezept sei, um über 100 Jahre alt zu werden, zuckt die alte Dame nur mit den Schultern. «Ich habe viel gearbeitet, war von einer grossen Fa- milie umringt», sagt die zwölffache Grossmutter und 21-fache Urgrossmutter. «Es gab gute und schlechte Tage – die schlechten habe ich einfach vergessen.»

«Ich hätte nicht gedacht, dass der Herr Staatsrat es ernst meint.»

Geneviève Brügger-Deriaz

Jubilarin

«Sie war sehr streng, und wenn einer falsche Töne sang, liess sie ihn alleine vorsingen.»

Cyrill Brügger

Sohn der Jubilarin

«Sie gab mir zur Antwort, ich nähme meinen Mund wohl etwas zu voll, so etwas zu versprechen, denn es sei ja noch gar nicht sicher, dass ich wiedergewählt würde!»

Beat Vonlanthen

Staatsratspräsident

«Sie war immer eine starke Persönlichkeit, die sagte, wo es durchging. Und das ist bis heute so.»

Francine Schmiedhäusler-Brügger

Tochter der Jubilarin

Beat Vonlanthen: Die Kutsche wird bereitstehen

S taatsratspräsident Beat Vonlanthen erinnert sich noch genau an seine Begegnung mit Geneviève Brügger-Deriaz im Jahr 2010. Er habe die alte Dame damals zu ihrem Eintritt ins 100. Lebensjahr beglückwünscht und sie hätten dabei über Träume gesprochen, die einen jung erhalten. «Sie wollte möglichst lange zu Hause bleiben, einen Wintergarten für ihren Flügel haben und sie wollte die Eröffnung der Poyabrücke miterleben», erinnert er sich.

Ein Versprechen

Die aufgestellte Art von Geneviève Brügger-Deriaz habe ihm so gefallen, dass er ihr versprochen habe, dass sie an der Eröffnung dabei sein dürfe, wenn sie dann noch wohlauf sei. «Sie gab mir zur Antwort, ich nähme meinen Mund wohl etwas zu voll, so etwas zu versprechen, denn es sei ja noch gar nicht sicher, dass ich wiedergewählt würde!» Beat Vonlanthen muss heute noch lachen, wenn er diese Episode erzählt. Er habe ihr dann gesagt, dass sie und ihre Familie ja einen kleinen Beitrag zu seiner Wiederwahl leisten könnten, indem sie ihm die Stimmen geben – wohl wissend, dass die Familie des ehemaligen SP-Politikers Cyrill Brügger eher im linken Lager angesiedelt ist. Zum Schluss habe sie noch unterstrichen: «So ganz gratis ist diese Brückenfahrt aber nicht zu haben.» Sie wolle in einer Kutsche, gezogen von zwei Schimmeln, über die neue Poyabrücke gebracht werden.

In seinem Brief hat Staatsratspräsident Vonlanthen Geneviève Brügger-Deriaz nun versprochen, dass die Kutsche bereitstehen werde. Es sei aber schwierig, die Schimmel zu besorgen, gestand er ihr. «Pas de problème», sagt Geneviève Brügger-Deriaz, von den FN auf dieses Problem angesprochen. «Je prends aussi des remplaçants.» im

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