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Eine Freiburgerin mit einem Berner Namen

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Vor ein paar Wochen, gegen Ende des Sommers, besuchte ich eine mir wohlbekannte Pflanze. Und zwar hoch oben in den Bergen, auf den Gipfeln der Freiburger Voralpen. Das mache ich fast jedes Jahr um diese Jahreszeit, um sie in voller Pracht bewundern zu können. Dieses Jahr traf ich sie auf den Sensler Gipfeln, zwischen der Märe und dem Schafarnisch an, auf circa 2100 Metern über Meer.

Ich spreche vom Berner Sandkraut, auch Berner Wimper-Sandkraut genannt, aus der Familie der Nelkengewächse. Ein kleines Pflänzchen. Mit seinem niederliegenden Stängel wird es nur selten höher als zehn Zentimeter. Seine Blüten jedoch beeindrucken: Sie sind leuchtend weiss und erreichen fast zwei Zentimeter im Durchmesser.

Das Berner Sandkraut in voller Pracht.
zvg

Warum aber ist diese Pflanze so interessant? Und warum soll man sie erst im August oder gar im September suchen? Es handelt sich um eine hoch spezialisierte alpine Pflanze, die am besten ab 2000 Metern über Meer gedeiht, und praktisch ausschliesslich auf nordexponierten, schattigen und steilen Hängen in der Nähe der Gipfel. An diesen kühlen, lange vom Schnee bedeckten Stellen, kann sie erst Anfang Sommer mit der Entwicklung beginnen, und die Blüten öffnen sich deshalb erst im letzten Moment, also Ende Sommer.

Ich habe schon blühende Individuen beobachtet, die mit dem ersten Schnee in den Bergen bedeckt waren! Es überrascht deshalb nicht, dass das Berner Sandkraut nah mit mehreren weiteren arktisch-alpinen Sandkrautarten verwandt ist, die im hohen Norden zu Hause sind, zum Beispiel auf Island, Spitzbergen oder Grönland. Das Berner Sandkraut und seine Verwandten sind also wahre Kältespezialisten. Durch diese besondere Anpassung gehören sie aber gleichzeitig zu den am stärksten vom Klimawandel betroffenen Pflanzen der Arktis und der Schweiz.

Die Entdeckungsgeschichte dieses Gewächs ist sehr interessant, im Vergleich mit anderen Alpenpflanzen sehr neu und erstaunlich gut dokumentiert. Am 25. August 1955 wanderte Claude Favarger, ein berühmter Botanikprofessor der Universität Neuenburg und ein exzellenter Alpenpflanzenkenner, im Gantrischgebiet in den Berner Voralpen. In der Nähe des Leiterenpasses fand er eine Gruppe von grossblütigen Sandkräutern, die seine Aufmerksamkeit auf sich zogen. Mehrjährige Untersuchungen bestätigten dann seine Vermutungen: Es handelte sich um eine neue Pflanzenart der Alpen. Er gab der Pflanze, aufgrund des Entdeckungsorts, den Namen Berner Sandkraut. Lange Zeit galt, dass die Pflanze eine pure Bernerin war.

Das Berner Sandkraut am Schafarnisch (2100 m ü. M.)
zvg

In der Biologie bezeichnet man Organismen mit einem sehr kleinen Verbreitungsgebiet als Lokal-Endemiten. Erst vor circa zehn Jahren hat unsere Forschungsgruppe am Botanischen Garten der Universität Freiburg diese spannende Pflanze und ihre Verbreitung genau unter die Lupe genommen. Es war eine anstrengende, um nicht zu sagen, abenteuerliche Arbeit, denn die genaue Erforschung der Pflanzenwelt im Gipfelbereich benötigt viel Ausdauer und Kondition. Wir durchkämmten nämlich alle wichtigen Berggipfel der Berner, Waadtländer und Freiburger Voralpen. Und untersuchten zusätzlich noch weitere Gebiete in den Schweizer Alpen wie auch in Österreich und Frankreich.

Dadurch konnten wir beweisen, dass die Pflanze ökologisch, morphologisch und genetisch einzigartig ist. Wir haben auch bestätigt, dass sie ein Endemit ist, der nur in ungefähr 15 Gipfelbereichen vorkommt. Sie kommt weltweit nur zwischen dem Stockhorn und Moléson vor. Jedoch anders als man bis anhin vermutete, ist die Pflanze zu 95 Prozent eine Freiburgerin! Nicht nur zahlenmässig, sondern auch, was die Anzahl der besiedelten Gipfel betrifft. Und die schönsten und grössten Gruppen wachsen im Sensebezirk, auf mehreren Gipfeln in der Region um die Kaiseregg.

Gregor Kozlowski wohnt in Ueberstorf und ist Professor für Biologie und Direktor des Botanischen Gartens der Universität Freiburg. Er ist Mitglied einer FN-Autorengruppe, die naturwissenschaftliche Themen bearbeitet.

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