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«Eine grundsätzliche Notwendigkeit»

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Für einmal hielt der Kanton Freiburg eine Medienkonferenz ausschliesslich auf Deutsch ab – denn es ging gestern um das neue Zentrum für deutschsprachige Patientinnen und Patienten des Freiburger Netzwerkes für psychische Gesundheit. Die Gesundheitsdirektion hat im Guintzet in Villars-sur-Glâne das ehemalige Diözesan­seminar renoviert. In den neuen, hellen Räumen werden die Tagesklinik, die ambulanten Sprechstunden und die therapeutischen Gruppen für Deutschsprachige des Netzwerkes für psychische Gesundheit (FNPG) untergebracht. «Diese Angebote sind jetzt an einem Ort und mitten im Kanton, nahe bei der deutschsprachigen Bevölkerung, verfügbar», sagte SP-Staatsrätin Anne-Claude Demierre.

Noch dauern die Bauarbeiten im Guintzet aber an: Ende 2018 soll dann auch das deutschsprachige stationäre Zentrum in diesem Komplex eröffnet werden, zu Beginn mit 40 Betten. Heute verfügt die deutschsprachige Abteilung in Marsens über 20 Betten.

«Wir hatten in Marsens eine deutschsprachige Abteilung», sagte Serge Renevey, Generaldirektor des Freiburger Netzwerkes für psychische Gesundheit. «Wir konnten aber nicht auf allen Abteilungen rund um die Uhr und die ganze Woche über auf deutschsprachiges Personal zählen.» Dabei sei es gerade im Bereich der psychischen Gesundheit wichtig, dass jede Patientin und jeder Patient in der eigenen Sprache betreut werde. «Das entspricht in der Psychiatrie einer grundsätzlichen Notwendigkeit.»

Eine deutschsprachige Tagesklinik gab es bereits seit 2011 in der Stadt Freiburg, im Perollesquartier. «Mit der Verlegung ins Guintzet wurde sie nun vergrössert», sagte Renevey. Das Gebäude an der Botzetstrasse wird deshalb aber nicht leer stehen: Die französischsprachigen Patientinnen und Patienten gehen weiterhin dort ein und aus.

Laut Armin Kratzel, stellvertretender Ärztlicher Direktor des Bereichs Erwachsenenpsychiatrie und -psychotherapie, war der deutschsprachige Bevölkerungsteil in den Einrichtungen des Freiburger Netzwerkes für psychische Gesundheit bisher unterrepräsentiert: «Ein nicht zu unterschätzender Teil der psychiatrischen Versorgung des Deutschfreiburger Kantonsteils findet im Kanton Bern statt.» Denn viele Patientinnen und Patienten weichen in andere Kantone aus, damit sie sicher in ihrer Muttersprache behandelt werden. Luca Rampa, Leitender Arzt des Bereichs Erwachsenenpsychiatrie und -psychotherapie, sagte dazu: «Marsens liegt weit weg von der deutschsprachigen Bevölkerung und den deutschsprachigen Bezirken.» Es habe auch Kranke gegeben, die weder nach Marsens noch nach Bern wollten. «Sie fanden keine Hilfe.» Damit sei die deutschsprachige Bevölkerung teilweise unterversorgt gewesen, so Rampa. «Nun kommen wir mit der Tagesklinik und dem Ambulatorium nahe zur Bevölkerung.»

Die Psychiatrie hat sich in den letzten Jahren stark verändert: «Eine wachsende Bevölkerung wird immer häufiger in immer weniger Betten psychiatrisch hospitalisiert, bleibt dabei immer weniger lang im Spital und wird von weniger Mitarbeitenden betreut»: So brachte Kratzel die Entwicklung auf den Punkt. Obwohl sich die Behandlung in den ambulanten Bereich verlagert, steigen die Kosten – dies vor allem, weil immer mehr Menschen in Behandlung sind. «Psychische Erkrankungen sind heute die häufigste Ursache für eine Invalidität», sagte Armin Kratzel; dies insbesondere bei den 18- bis 45-Jährigen.

Mehr Betten schaffen

Dabei gibt es im Kanton Freiburg im Vergleich zum Schweizer Schnitt relativ wenige Psychiatriebetten im Erwachsenenbereich. Für Französischsprachige hat es gut vier Betten auf 10 000 Einwohnerinnen und Einwohner, für Deutschsprachige sind es 2,3 Betten. «Wir möchten dies angleichen», sagte Kratzel. Ein erster Schritt wird die Eröffnung der stationären Klinik im Guintzet Ende 2018 sein.

«Marsens liegt weit weg von der deutschsprachigen Bevölkerung.»

Luca Rampa

Leitender Arzt

«Psychische Erkrankungen sind heute die häufigste Ursache für eine Invalidität».

Armin Kratzel

stellvertretender Ärztlicher Direktor

Zahlen und Fakten

Viele Deutschfreiburger weichen nach Bern aus

Das Freiburger Netzwerk für psychische Gesundheit (FNPG) behandelt jährlich 9000 Patientinnen und Patienten. Davon geben nur zwölf Prozent an, deutschsprachig zu sein, während knapp ein Drittel der Freiburger Bevölkerung deutschsprachig ist. In Marsens werden auf den verschiedenen Stationen jährlich 270 Deutschsprachige behandelt, was 8000 Pflegetagen und 24 Betten entspricht. Zudem gehen jedes Jahr rund 150 deutschsprachige Patientinnen und Patienten zur Behandlung in Kliniken in anderen Kantonen, vor allem in Bern. Dies entspricht rund 6000 Pflegetagen und 17 Betten. Die Renovations- und Umbauarbeiten am ehemaligen Diözesanseminar in Villars-sur-Glâne belaufen sich für die erste Etappe – das Ambulatorium und die Tagesklinik – auf 7 Millionen Franken. Für die zweite Bauetappe mit dem stationären Zentrum sind 16 Millionen Franken vorgesehen. Das Geld wird zur Hälfte vom FNPG und von einer Bank finanziert.

njb

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