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Eine Lehrstube für die Botanik

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«Auf dieser Fläche hier gibt es mehr seltene Pflanzen als auf jeder durchschnittlichen Wiese», sagt Gregor Kozlowski. Der Biologe steht jedoch nicht auf einem unberührten Flecken Land in den Bergen, sondern mitten in der Stadt Freiburg, auf dem Parkplatz an der Oberen Matte.

Wertvolle Städte

Als er vor etwa 15 Jahren zum ersten Mal gesagt habe, die Flora und Fauna der Stadt sei schützenswert, sei er schon komisch angeschaut worden, erinnert sich Kozlowski, der als Konservator am Naturhistorischen Museum und als Forscher an der Universität Freiburg tätig ist. «Heutzutage sind beinahe alle Flächen in der Schweiz anthropogen, also vom Menschen beeinflusst. Warum sollten da die Stadtpflanzen nicht als schützenswert gelten?» Zwar sei das Verständnis mittlerweile gewachsen–Überzeugungsarbeit brauche es aber doch immer wieder. Und für diese sei jetzt im Herbst die beste Zeit, sagt Gregor Kozlowski lachend. «In den Bergen und Wäldern kommt langsam der Winter. Die Stadt bleibt im Herbst viel länger interessant.»

Lebensraum zerstört

So beispielsweise auf der Oberen Matte in der Freiburger Unterstadt. Zwischen den Pflastersteinen wächst dort dasbedrohte Sumpfruhrkraut. Dieses sei eigentlich am Ufer von Flüssen heimisch, sagt der Experte. Mit Eingriffen wie beispielsweise dem Staudamm in der Mageren Au hätten die Menschen den natürlichen Lebensraum dieser Pflanze zerstört. «Hier oben hat sie–wie viele andere Pflanzen–einen Ersatzstandort gefunden und scheint sich wohlzufühlen», so Kozlowski.

Einen halben Meter weiter steht ein Schöllkraut. «Das ist ein Menschenbegleiter», sagtder Botaniker und ergänzt:«Wer diese Pflanze irgendwo antrifft, kann davon ausgehen, dass in der Nähe eine Hütte oder eine Siedlung ist.» ImMittelalter habe man dasSchöllkraut als Medizinalpflanze gebraucht. So nütze beispielsweise der orange Milchsaft gegen Warzen. «Heute kultiviert aber kaum mehr jemand Schöllkraut–und von alleine verbreitet es sich sehr schlecht.»

Reisen in die Vergangenheit

Kaum einen Meter kann sichGregor Kozlowski auf denPflastersteinen bewegen, ohne dass er eine neue Pflanze findet, zu der er eine neue Geschichte erzählt. «Solche Orte sind sehr reichhaltig–eine Lehrstube für die Botanik», schwärmt er. Auch einige hundert Meter weiter, auf demKurzweg, gibt es einige Arten, welche das Herz des Biologen höherschlagen lassen. Rund um den Brunnen der Stärke wächst das vom Aussterben bedrohte Nagelkraut. Ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammend, wachse das Nagelkraut vor allem an Orten, wo Textilien gewaschen und gefärbt wurden. «Das passt perfekt in dieses Quartier, wo das Epizentrum der Freiburger Färbereien war», sagt Kozlowski und fügt an: «Diese Pflanzen ermöglichen einem kleine Reisen in die Vergangenheit.»

So interessant diese Orte für ihn selbst sein mögen, Kozlowski ist sich bewusst: «FürNicht-Botaniker ist dieserReichtum unsichtbar.» Deshalb brauche es immer wieder Sensibilisierungen. «Viele empfinden es als dreckig oder ungepflegt, wenn nicht alles so sauber ist wie bei betonierten Flächen.»

Besonders bei einjährigen Pflanzen sei es jedoch wichtig, dass sie so spät wie möglich, idealerweise Mitte September,geschnitten würden: «DiesePflanzen überleben den Winter in Form von Samen. Wenn sie aber geschnitten werden, bevor sie Samen produzieren konnten, ist ihr Weiterbestehen gefährdet.» Dass die Stadtgärtnerei (siehe Kasten) sich bei den zwei Plätzen in der Unterstadt sehr kooperativ gezeigt habe, wisse er sehr zu schätzen, sagt Kozlowski. Ihm sei jedoch auch klar, dass die Natur nicht überall den Vorrang haben könne. So hätten viele Leute auch gerne dekorative Blumen oder Rasen, auf dem sie liegen könnten.«Würden solche Gebiete allein Ruderalfläche umgewandelt, gäbe es wohl deutlich weniger Verständnis für den Naturschutz.»

Stadtgärtnerei: Differenzierter Unterhalt

F ür die botanisch wertvollen Pflastersteinplätze bei der Oberen Matte und beim Kurzweg in der Freiburger Unterstadt gilt: Die Plätze werden nur einmal im Jahr maschinell geputzt, dies gegen Ende Sommer, wenn die Pflanzen ihre Samen abgeworfen haben. Eine solche Vorgehensweise sei jedoch nicht überall in der Stadt möglich, sagt Thierry Wieland auf Anfrage. Der Leiter der Freiburger Stadt gärtnerei weiss, wovon er spricht: «Zwischen den Ansichten mancher Anwohner und denjenigen der Botaniker gibt es sehr viel Raum.»

Zwar habe die Stadtgärtnerei in den letzten Jahren bei Neuanlagen darauf geachtet, mit Blumenmischungen oder der Pflanzung von Hecken die Biodiversität zu fördern. Grundsätzlich gelte aber das Credo des differenzierten Unterhalts. «Eine Blumenwiese kann man nicht zum Fussballspielen oder Sonnenbaden brauchen. In einer Stadt sind aber auch sol che Plätze wichtig.» Zudem habe Freiburg eher schwere Böden und Fettwiesen, die nicht so einfach in eine Magerwiese umzuwandeln seien. «Nur Blumen einzusäen bringt nichts, da ist die Konkurrenz zu gross. Man müsste den ganzen Boden auswechseln.» rb

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