«Eine primitive Tat»

Sie waren schon von weitem zu sehen und kündigten ein Fest an, auf das sich die Musikgesellschaft Ueberstorf schon lange gefreut hatte: die drei Musikantenfiguren, die eingangs des Dorfs auf das 100-Jahr-Jubiläum des Vereins aufmerksam machten. Nun steht dort nur noch eine Figur. Die anderen zwei sind in der Nacht auf Pfingstmontag abmontiert und gestohlen worden. «Es ärgert uns und macht uns auch sehr traurig», sagt Irene Majo-Spicher, Präsidentin der Musikgesellschaft, im Gespräch mit den FN.

Anfang Jahr aufgestellt

Der Verein hätte in diesem Jahr eigentlich Grund zur Freude gehabt. Denn die Musikgesellschaft feiert ihr 100-jähriges Bestehen und hatte dazu ein grosses Fest geplant (die FN berichteten). Die drei Figuren waren Anfang Januar an der Flamattstrasse aufgestellt worden, dies zum Auftakt der Feierlichkeiten in Form einer Jubiläums-Generalversammlung. Doch das Fest kann wegen der Corona-Krise nicht wie geplant stattfinden. Der Anlass von Mitte Juni musste auf nächstes Jahr verschoben werden.

Und nun auch noch der Vorfall mit den Figuren. Diese symbolisieren die drei Uniformen, die der Verein in diesen 100  Jahren getragen hat. Die älteste – braune – Uniform stammt aus dem Jahr 1927. Die zweite hat der Verein 1968 angeschafft, und die dritte, die die Musikantinnen und Musikanten noch heute tragen, gibt es seit 1989.

Die Idee, mit diesen Figuren auf das Jubiläum aufmerksam zu machen, stammt von Werner Zumwald, Ehrenpräsident des Vereins. Er hat Hugo Hayoz mit der Gestaltung der drei rund anderthalb Meter hohen Figuren beauftragt – dies nach Fotovorlagen. Das Besondere daran: Es sind keine anonymen Figuren. Jede von ihnen trägt das Gesicht eines verdienten Ueberstorfer Musikanten, nämlich der Ehrenmit­glieder Basil Roux, Elmar Boschung und Walter Geiss­bühler.

Zaunpfosten zerbrochen

Geblieben ist nun nur noch eine Figur aus Pressholz, die die älteste Uniform zeigt. Weil die Diebe eine der Figuren, die an einem Zaunpfosten befestigt war, nicht gleich abmontieren konnten, haben sie den Pfosten zerbrochen.

«Wir haben keine Ahnung, wer dahintersteckt», sagt die Vereinspräsidentin. «Es ist einfach schade, primitiv und blöd.» Die Figuren seien mit viel Herzblut und Liebe zum Detail hergestellt worden. Und es gebe keinen Grund für diese Tat. «Was hat der Täter davon? Er kann die Figuren ja nirgendwo aufstellen», so Irene Majo-Spicher. Sie nimmt deshalb an, dass alles nur aus Langeweile oder Übermut geschehen ist und die Figuren irgendwo im Strassengraben liegen.

Strafklage eingereicht

Dem Verein geht es nicht um den Materialwert der drei Figuren von je etwa 250 Franken. Trotzdem hat die Musikgesellschaft Strafklage gegen Unbekannt wegen Diebstahls eingereicht. Ein kleines bisschen Hoffnung hat Irene Majo-Spicher noch: «Vielleicht lesen die ‹Entwender› ja diesen Artikel. Es wäre schön, wenn sie die Figuren dann wieder zurückbringen würden.»