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Eine Sprengung mit Augenmass

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

118 Jahre lang ragte der Kamin der Wander AG mit einer Höhe von 56 Metern über alle anderen Bauten in Neu­enegg hinaus. Gestern um 14.15  Uhr wurden seine letzten fünf Sekunden angezählt. Durch die Zündung einer ersten Sprengladung kippte der Tausend-Tonnen-Koloss langsam zur Seite. Die restlichen Sprengladungen sorgten dann dafür, dass er nicht nur zur Seite, sondern gleichzeitig in sich zusammenbrach. Die Anspannung wich nach der erfolgreichen Sprengung umgehend aus den Gesichtern der Anwesenden.

«Als der Kamin gestürzt ist, hat es mir richtig wehgetan.»

René Wanner

Gemeindepräsident Neuenegg

Rund 200 Neueneggerinnen und Neuenegger hatten sich das Spektakel mit einer Mischung aus Vorfreude und Melancholie angesehen. Der 77-jährige Walter Maibach erklärte: «Wenn man früher gefragt wurde, wo Neuenegg ist, dann hat man gesagt: ‹Dort, wo der Kamin ist.›» Andere Schaulustige prosteten sich freudig zu, ein kleiner Bub weinte, und Sprengfachmann Ueli Roth erhielt Schulterklopfer für die gelungene Arbeit. Die Sprengung liess auch Gemeindepräsident René Wanner nicht kalt: «Als der Kamin gestürzt ist, hat es mir richtig wehgetan.» Er fasste die Stimmung zusammen: «Es ist auf der einen Seite Spektakel, aber alteingesessene Neuenegger stimmt es schon auch ein bisschen nachdenklich.»

Für die Sprengung wurde das Gebiet um den Kamin weiträumig abgesperrt. Personen, die in den umliegenden Gebäuden wohnen, wurden evakuiert. Da das Areal der Wander  AG stark bebaut ist, musste die Sprengung kontrolliert durchgeführt werden. Rund 14  Kilogramm des Sprengstoffs Nitropenta waren dafür nötig. Wie beim Fällen eines Baumes wurde zuerst ein Keil in den unteren Teil des Turmes gesprengt, anschliessend löste der Sprengmeister manuell eine zweite Sprengung aus, sobald der Massenschwerpunkt über den Grundriss hinausging. Den richtigen Zeitpunkt ermittelte er mit einem guten Augenmass und unter Zuhilfenahme eines Visiers. «Durch diese Methode ist der Turm gleichzeitig gekippt und in sich zusammengefallen», erklärte Sprengfachmann Walter Weber von der GU Sprengtechnik AG.

Nicht mehr in Betrieb

Seit 2011 stieg kein Rauch mehr aus dem Hochkamin auf. Damals diente er als Auspuff der alten Dampfgeneratoren. Heute kann die Abwärme der neueren Generatoren genutzt werden, wodurch sich der Dampf abkühlt. Dadurch verlor der Kamin seine Funktion und wurde durch einen Stahlkamin ersetzt. Da der Platz, an dem der Hochkamin steht, für eine geplante Energieversorgungsanlage benötigt wird, entschied sich die Wander AG zu diesem Rückbau.

Der Berner Heimatschutz prüfte eine Einsprache. Obwohl der Kamin für das Ortsbild sehr prägend ist, entschied er sich dagegen. Das Nahumfeld des Hochkamins sei im Vergleich mit ähnlichen Fa­brikanlagen nachträglich stark umgestaltet worden, und dadurch seien die bauhistorische Kontinuität sowie die Qualität der Anlage verloren gegangen.

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