Eine Verschnaufpause für Mütter
Das Freiburgische Rote Kreuz bietet eine Auszeit an
Eine Helferin kommt ins Haus, auch wenn weder die Mutter noch das Kind krank ist: Mit der Aktion «Verschnaufpause» will das Rote Kreuz übermüdeten Müttern mit Kleinkindern eine Auszeit anbieten.
Von IRMGARD LEHMANN
«Keine andere Beschäftigung zehrt derart an den Kräften wie ein 24-Stunden-Tag mit kleinen Kindern», sagt Pascale Zbinden, zuständig für die «Verschnaupause» beim Freiburgischen Roten Kreuz. Trotz der Erfüllung, die das Muttersein bringt, kann einem die Aufgabe über den Kopf wachsen, sagt die dreifache Mutter. In einer solchen Situation sei jede Mutter dankbar, wenn sie für ein paar Stunden abschalten könne. Genau das will die Aktion «Verschnaufpause» ermöglichen.
Während drei Stunden
«Luft holen» . . .
Das Rote Kreuz bietet für drei Stunden zu einem symbolischen Preis von 6 Franken einen Kinderhütedienst an. Finanziell unterstützt wird die Aktion vom kantonalen Jugendamt. Die Gutscheine – mit 100 Stück wurde die Aktion am 1. April gestartet – werden vom Jugendamt, vom Roten Kreuz, von Mütter- und Väterberatungsstellen, vom Sozialamt, vom FrauenRaum, von Kinder- und Frauenärzten und vom «Rotkäppchendienst» (siehe Kasten) abgegeben.
«Stresssituationen, chronische Müdigkeit und Überlastung», so Pascale Zbinden, «können zu einer derartigen Belastung werden, dass sich Familiendramen abspielen.» Mit der Aktion soll überlasteten Müttern mit Kindern zwischen null und sechs Jahren eine rasche und unkomplizierte Hilfe angeboten werden. Der Hütedienst kann beim Freiburgischen Roten Kreuz per Telefon kurzfristig angefordert werden.
. . . und dabei kein schlechtes
Gewissen haben
Die Idee stammt aus Genf, wo das Angebot bereits seit längerem besteht. «In Genf haben einige Frauen die Verschnaufpause genutzt, um endlich wieder einmal schlafen zu können, und das ohne schlechtes Gewissen», erzählt Pascale Zbinden. Maximal können drei Gutscheine bezogen werden.
«Die «Verschnaufpausen» schliessen eine Lücke im bestehenden sozialen Netz. Bis heute konnte überlasteten Müttern keine konkrete Hilfe angeboten werden.» (Ab Ausstelldatum sind die Gutscheine einen Monat gültig.)
«Verschnaufpause» ist dem Hütedienst «Rotkäppchen» angeschlossen, der vom Freiburgischen Roten Kreuz seit einem Jahr angeboten wird. «Rotkäppchen» setzt denn auch erfahrene Rot-Kreuz-Mitarbeiterinnen für den Hütedienst ein.
Ein krankes Kind – Was nun?
Berufstätige Eltern, deren Kinder krank werden und nicht in die Schule oder Krippe gebracht werden können, stehen meist vor einem Problem. Es fehlt die Grossmutter oder die Nachbarin, die kurzfristig einspringt. Diese Lücke füllt seit einem Jahr der Hütedienst «Rotkäppchen», eine Institution des freiburgischen Roten Kreuzes.
«Im vergangenen Jahr hatten wir einen Fall, wo ein zweieinhalbjähriges Kleinkind nach einer Herzoperation drei Wochen zu Hause bleiben musste», berichtet die Leiterin Pascale Zbinden. Die Mutter war aber berufstätig und hatte ihr Potenzial an freien Tagen (drei Tage pro Jahr) bereits ausgeschöpft. Rotkäppchen» hat wertvolle Dienste geleistet.
Auf 50 Stunden beschränkt
Der Dienst ist allerdings nicht nur auf kranke Kinder ausgerichtet, sondern kann ebenfalls von kranken Eltern angefordert werden. Pascale Zbinden: «Innerhalb von maximal vier Stunden nach dem Anruf ist eine Mitarbeiterin in der Familie.»
Der Einsatz ist in der Regel auf 50 Stunden pro Fall und Jahr beschränkt. Der Tarif wiederum hängt vom Einkommen ab (bei Bruttolohn 5000 Franken pro Stunde und Kind 10 Franken, bei 10 000 Franken pro Stunde und Kind 25 Franken).
250 Bewerbungen
17 Mitarbeiterinnen sind gegenwärtig im Einsatz. Sie wurden hiefür vom Roten Kreuz ausgebildet. «Es sind mehrheitlich Mütter mit einem Durchschnittsalter von 50 Jahren», erklärt die Leiterin. Auf die Ausschreibungen vor einem Jahr seien 250 Bewerbungen eingegangen. Die Mitarbeiterinnen erhalten pro Stunde 22 Franken. Rund 1000 Hütestunden wurden im ersten Jahr geleistet. il
«Rotkäppchen», 026 347 39 49 oder rotkäppchen@croix-rouge-fr.ch.
