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«Eine zerstörte Familie»

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Am 1. September 2012 hätte in Charmey der Käse­reifungskeller La Tzintre feierlich eröffnet werden sollen. Doch zwei Tage vorher forderte dort eine Explosion ein Todesopfer und drei Schwerverletzte (die FN berichteten). Gestern, über sechs Jahre später, begann vor dem Greyerzer Bezirksgericht der Prozess gegen die beiden in dieser Sache Angeklagten: einen 42-Jährigen, der bei der Explosion schwer verletzt wurde, sowie seinen 37-jährigen Vorgesetzten – wobei nur der 37-Jährige gestern anwesend war. Der 42-Jährige liess sich durch seinen Anwalt Jean-Christophe a Marca vertreten. Die beiden sind der fahrlässigen Tötung, der fahrlässigen schweren Körperverletzung, der fahrlässigen Verursachung eines Brandes und der eventuellen fahrlässigen Verursachung einer Explosion angeklagt.

Der Prozess dreht sich nicht nur um die Frage, ob die beiden die Schuld an dieser Explo­sion trifft, sondern auch darum, wer für den entstandenen finanziellen Schaden aufkommt. Denn wie Polizeirichterin Camille Perroud Sugnaux gleich zum Auftakt der Verhandlung bekannt gab, stehen beträchtliche zivilrechtliche Forderungen im Raum: 568 000 Franken von der Kantonalen Gebäudeversicherung, 78 000 Franken von der Milchkooperative Charmey und der Alpkäse- Kooperative La Tzintre sowie insgesamt 210 000 Franken von den verschiedenen privaten Geschädigten.

Der Grund war Propangas

Zur Erinnerung: Bei der Explosion und dem anschliessenden Brand kam ein 33-jähriger Freiburger ums Leben. Unter den Schwerverletzten war sein damals 32-jähriger, im Kanton Waadt wohnhafter Bruder. Er erlitt starke Verbrennungen und schwebte wie ein weiterer Schwerverletzter in Lebensgefahr. Insgesamt waren vier Verletzte zu beklagen. Sie waren mit Abschlussarbeiten im neu erbauten Reifungskeller beschäftigt. Zur Zeit des Unglücks befanden sich zahlreiche Personen im Gebäude, doch 15 Handwerker und Angestellte konnten sich rechtzeitig ins Freie retten.

Schon unmittelbar nach dem Unglück wurde vermutet, dass der Austritt von Propangas zur Explosion geführt habe, was sich im Nachhinein als zutreffend herausstellte. Die Explosion hatte sich aber nicht im Reifungskeller ereignet, sondern im Heizungsraum im ersten Stock der Anlage. Die Freiburger Staatsanwaltschaft erhob Anklage gegen zwei Angehörige der Firma, die damals mit den Arbeiten rund um das Propangas betraut war.

Rund vier Monate im Koma

Der gestrige erste Prozesstag begann mit der Befragung der Geschädigten. «Obwohl die Anlage noch nicht ganz betriebsbereit war, bestand keinerlei Stress im Hinblick auf die Fertigstellung der Arbeiten», sagten die drei vorgeladenen Vertreter der Milchkooperative Charmey und der Alpkäse-Kooperative La Tzintre übereinstimmend aus.

«Das höre ich heute zum ersten Mal», erwiderte der damals schwer verletzte Bruder des Todesopfers. «Hätte ich das an jenem Tag gewusst, wäre ich mit meinem Bruder nach dem Mittagessen nicht mehr in das Gebäude zurückgekehrt.» 80 Prozent seiner Hautoberfläche wurden an jenem Tag verbrannt, er lag rund vier Monate im Koma, heute ist er 100-prozentiger IV-Rentner. Er getraue sich kaum aus dem Haus und sehe generell kaum mehr einen Sinn im Leben, sagte er. Seine Mutter fügte hinzu: «Dieser Vorfall hinterliess eine zerstörte Familie.» Die beiden machten ihre Aussagen unter immer wiederkehrenden Tränen, während sie der eine der anwesenden Angeklagten scheinbar regungslos zur Kenntnis nahm.

Auch der zweite anwesende Schwerverletzte, der nur schlecht Französisch spricht, machte geltend, immer noch am ganzen Körper Schmerzen zu haben und zwei Jahre lang auf psychiatrische Hilfe angewiesen gewesen zu sein. Lediglich der damals leichter Verletzte gab zu Protokoll, persönlich inzwischen mit dem Ereignis abgeschlossen zu haben.

Plädoyers morgen Donnerstag

Am Nachmittag hatte das Gericht zwei Experten vorgeladen, die ihre Sicht des Unglücks erörterten. Ihre ausführlichen Ausführungen drehten sich vor allem um technische Details im Zusammenhang mit der Frage, wie es zu diesem Unglück kommen konnte. In diesem Kontext scheiterte Verteidiger André Clerc mit einem Antrag auf zusätzliche Berechnungen.

Morgen Donnerstag geht der Prozess in Bulle mit der Befragung des einen anwesenden Angeklagten und den Plädoyers weiter. Das Urteil wird frühestens im Februar oder sogar erst im März erwartet.

«Hätte ich das an jenem Tag gewusst, wäre ich mit ­meinem Bruder nach dem Mittag­essen nicht mehr in das Gebäude zurückgekehrt.»

Opfer der Explosion

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