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Einmal ein Piper, immer ein Piper

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Einmal ein Piper, immer ein Piper

Autor: Text Frederic Auderset (Text) Bilder Corinne Aeberhard (Bilder)

In der Arena der achten «wùy ù ay Highland Games» sind am frühen Samstagnachmittag kräftige Männer in bunten Röcken damit beschäftigt, ein 25,4 Kilogramm schweres Gewicht möglichst weit zu werfen. Diese Art des Kräftemessens war laut Speaker 1904 und 1920 eine olympische Disziplin, gibt ihm aber auch Anlass, den zahlreichen Zuschauern die Notfallnummer «144» in Erinnerung zu rufen. Die teils halsbrecherischen Körperdrehungen in Hammerwerfermanier verlaufen nämlich nicht immer nach Wunsch der Wettkämpfer, gottlob aber stets glimpflich.

«Zu schwierig!»

Derweil im grossen Festzelt: Ebenfalls im Kilt – so heissen in ihrem Herkunftsland die bunten Röcke der Schotten – hält der Zürcher Daniel Schütz seinen «Bagpipe Workshop». Wer hier die Kunst des Dudelsackspiels erlernen will, muss bedauerlicherweise feststellen, dass es mit Spielen nichts wird: «Zu schwierig!», heisst es.

Man glaubt dem 30-jährigen Daniel Schütz nur ungern, tut es aber zwangsläufig: Mit zahlreichen Auszeichnungen an Wettkämpfen und langjähriger Erfahrung als Dudelsack-Lehrer ist er vom Scheitel bis zur Sohle ein kompetenter – und obendrein charmanter – Mann, der sich selber zwei Jahre lang an der Übungspfeife abgemüht hat, bevor er mit 19 Jahren den Dudelsack in Angriff nahm.

Dudelsack-Dusel

Für den Anfänger ist der Dudelsack offenbar ein widerspenstiges Instrument: «Wer ihn zum ersten Mal in den Händen hält, weiss nicht, wo vorn und hinten, oben und unten ist», erklärt Schütz die Fakten. Also bekommen die Teilnehmenden eine kleine und – wie ein Herr bemerkt – enttäuschend leise Übungspfeife in die Hand. Von der Anordnung der Löcher abgesehen, hat diese mit einem Dudelsack äusserlich rein gar nichts gemein. Dafür versteht der Anfänger sofort, wo er hineinblasen muss. Und dem Fortgeschrittenen dient sie gerne bei Fingerübungen. Der Vorteil: Im Gegensatz zum Dudelsack wird das Verhältnis zu den Nachbarn kaum belastet.

«Anders als die Flöte spielt man die Übungspfeife und auch den Dudelsack nicht mit den Fingerkuppen, sondern mit den äusseren Fingergelenken», erläutert Schütz das Spiel. Auch sei der Dudelsack vom Aufbau her eher mit Oboe und Fagott vergleichbar. Diese gehörten zur selben Instrumentenfamilie, ergänzt «Shorty» – wie Daniel Schütz von der grossen Familie der Dudelsack-Spieler genannt wird.

Der «Böhmische Bock»

Der Dudelsack ist zwar als schottisches Nationalinstrument bekannt, es gibt aber auch Sackpfeifen – so der etwas verfängliche und in bestimmten Wortfolgen missverständliche Oberbegriff – in Irland, der Bretagne, Galizien und Tschechien, wo das Instrument «Böhmischer Bock» heisst.

Auch die Schweiz habe ihre eigene Sackpfeife gekannt. Sie sei mit dem Vormarsch der Blechblasinstrumente im 19. Jahrhundert zusehends in Vergessenheit geraten, feiere in letzter Zeit aber ein Comeback, erzählt der historisch bewanderte Daniel Schütz. Er selber ist aber seiner «Scottish Great Highland Bagpipe» treu. «Einmal ein Piper, immer ein Piper», lautet seine Devise.

MacEges Handbuch

«Shorty» verbringt viel Zeit mit seinem Instrument: Einerseits nimmt er regelmässig an Wettkämpfen teil, auch in Schottland, was viel persönliches Training verlangt. Andererseits hat er sein anfängliches Hobby zum Beruf gemacht: Er gibt seit 2008 an seiner eigenen Schule «SwissPipers» Dudelsack-Unterricht und organisiert zudem Workshops quer durch das Land. Im Gespräch nach dem Kurs in St. Ursen antwortet Daniel Schütz auf die Frage, was seine Freundin vom Dudelsack halte, verschmitzt: «Sie spielt selber nicht, aber sie erträgts.» Er fügt aber sogleich in ernsterem Ton an, dass sie ihn in seinem Beruf grosszügig unterstütze.

Auf dem Gelände wird am Stand des Bagpipe-Shops aus Riehen nebst Zubehör wie Dudelsack-Pfeifen und Flachmännern auch «MacEges Handbuch für den Schottischen Dudelsack» von Reinhold Ege feilgeboten. Darauf angesprochen sagt Daniel Schütz: «Ein schönes Buch, aber weit kommt man damit nicht.» Allerdings bedient sich der Dudelsack-Lehrer durchaus zeitgenössischer Mittel, um seine traditionelle Pfeifkunst zu vermitteln: Schütz unterrichtet seine Privatschüler auch über den Internet-Telefondienst Skype.

Im Bus der «Unterdrücker»

Als am späteren Nachmittag der Wettbewerb der Pipe-Bands im Gang ist, lauert in St. Ursen die Gefahr des Überdrusses. Daniel Schütz kennt sie und sagt in seiner unverkennbar lakonischen Art: «Mit seinen hohen Frequenzen bringt der Dudelsack oft Hunde zum Jaulen, einige laufen auch weg. Aber das tun die Menschen manchmal auch – d. h. das Zweite.»

Ebenso der FN-Reporter, nachdem er noch rund zwanzig Minuten dem Pipe-Band-Wettbewerb beigewohnt hat. Für die Shuttle-Linie Richtung Unterland benützen die Veranstalter übrigens einen der berühmten roten Doppeldecker-Busse aus jener Stadt, woher die angeblichen Unterdrücker Schottlands stammten und für schottische Nationalisten immer noch stammen: London. Darin den Heimweg antretend, beschleicht den Reporter eine leise Ahnung, weshalb die Fifa womöglich noch nie eine Fussball-WM in Schottland austragen liess: Laut «Shorty» erreicht nämlich ein Dudelsack alleine einen Schalldruckpegel von 100, eine ganze Band von 107 Dezibel. Das ist nahe an der Vuvuzela.

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