Er färbt seinen Schatz selber

Mit einem Schal fing alles an. Michael Kowalewski (48) ist eigenständiger Garnfärber und Strickenthusiast. Im März 2023 eröffnete er das «Atelier Edelfaden» in Düdingen, wo er seine handgefärbte Wolle anbietet.

«Als Jugendlicher hat mich das Stricken nicht wirklich fasziniert», gibt Kowalewski zu. Der diplomierte Pflege- und Operationspflegefachmann erzählt, wie seine Mutter und Grossmutter ihm jeweils halfen, schulische Strickprojekte fertigzustellen. «Als mein Grossvater vor ein paar Jahren verstarb, vererbte er mir einen langen, braunen Mantel», so der Garnfärber. Zu diesem Mantel wollte er unbedingt einen passenden Schal tragen. «Ich suchte in so vielen Geschäften, habe aber einfach nicht das gefunden, was ich mir vorgestellt hatte.» Also beschloss der 48-Jährige, den Schal selber zu stricken. Seine Strickfaszination sei dann stetig grösser geworden.

«Beim Stricken meiner Projekte hat mir aber ständig ein Stück gefehlt», so Kowalewski. Diese eine Frage, die den Strickenthusiasten immer wieder beschäftigte: Wie wird die Wolle bunt? Dieser Drang nach Wissen brachte ihn schliesslich dazu, selber nachzuforschen und sich weiterzubilden. Schon bald kaufte er sich grosse Töpfe, Kellen und Farben, um die ersten eigenständigen Färbeversuche zu starten. 

An den Wochenenden war unsere Küche dann immer blockiert von all den Töpfen, in denen die Wolle gefärbt wurde.

Einige Zeit darauf eröffnete der Garnfärber dann schliesslich den Onlineshop Edelfaden, um seine eigenen Produkte dort zu verkaufen. «Als das Ganze immer grösser wurde, reichte unsere Küche nicht mehr aus», sagt Kowalewski. Er und sein Ehemann machten sich deshalb auf die Suche nach einer geeigneten Färbewerkstatt – und fanden sie an der Bahnhofstrasse in Düdingen.

Alles unter einem Dach

Das kleine Geschäft besteht aus drei einzeln abtrennbaren Räumen. Zuvorderst wird die Wolle und alles, was man sonst so zum Stricken braucht, zum Verkauf angeboten. Farben in allen Facetten des Regenbogens zieren die Wände des Ladens. Reine Merinowolle, aber auch Mischgarne aus Yak- oder Alpaka-Haar, Seide, Mohair und vieles weitere. Zusätzlich werden neben Stricknadeln auch selbst gestrickte Accessoires und genähte Projekttaschen verkauft. Einen Raum weiter befindet sich dann die Färbewerkstatt. Mehrere Chromstahlbehälter, die üblicherweise in der Gastronomie ihren Einsatz finden, sind zu Färbetöpfen umfunktioniert worden. Boxen mit Rohgarnen stapeln sich im Lager, und über dreihundert verschiedene Dosen mit Farbpulver finden sich darin wieder. «Das Farbpulver muss zuerst angerührt werden, weshalb ich beim Färben auch immer zur Sicherheit einen Mundschutz trage», erklärt Kowalewski.

Im Anschluss an die Werkstatt folgt ein kleiner, gemütlich eingerichteter Raum. «Hier haben wir einmal im Monat unseren Füürabe-Lismi-Träff», so der Garnfärber. Eine Gruppe von acht bis zehn Menschen treffen sich, um zusammen zu stricken, zu häkeln und sich auszutauschen.

Das Hobby zum Beruf

«Und ab dem nächsten Jahr, sollen hier zusätzlich Kurse stattfinden», sagt Kowalewski. Er möchte Anfängerkurse für Strickneugierige geben, Workshops für spezifische Strickmuster sowie einen Übersetzungskurs. «Viele Strickmuster sind nur auf Englisch zugänglich», sagt er. Im Englischen brauche man allerdings andere Abkürzungen als im Deutschen, das sei für viele leider unverständlich. Viele Projekte sind geplant, einiges stehe noch weit in der Zukunft, anderes ist bereits langsam dabei, sich zu realisieren. 

Ich bin einfach sehr dankbar, durfte ich meine Leidenschaft zum Beruf machen, und hoffe, auch noch weitere Strickfreudige in Düdingen und Umgebung zu begeistern.