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Er hat seine fünf Kinder weggegeben

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Er hat seine fünf Kinder weggegeben

Diner philosophique im Schloss Münchenwiler: Nachdenken über Jean-Jacques Rousseau

«Zurück zur Natur», ein Ausspruch, der seit Jahr und Tag Jean-Jacques Rousseau zugeschrieben wird. Doch so was habe Rousseau gar nie gesagt, offenbart der Philosoph Detlef Staude anlässlich des ersten Diner philosophique im Schloss Münchenwiler.

Von IRMGARD LEHMANN

Rousseau war ein Revolutionär, einer, der gegen den Trend der Zeit lebte. Einer, der seine fünf Kinder in ein Findelheim abschob, einer, der in wilder Ehe lebte und erst nach einer über 20-jährigen Beziehung seine Therese, eine Wäscherin, heiratete, sagte Detlef Staude anlässlich seines Referats im Rahmen des ersten Diner philosophique im Schloss Münchenwiler.

Rousseau ging davon aus, dass die Menschen von Natur aus frei und gleich sind. Dass sie fähig seien, über sich selbst zu bestimmen. Eine Lebenseinstellung, die im 18. Jh. (Rousseau lebte von 1712-1778) nicht üblich war.

Wegbereiter für eine individuell
geprägte Gesellschaft

Rousseau forderte statt der Abtretung aller Rechte an den absoluten Staat einen in Freiheit ausgehandelten Gesellschaftsvertrag. Der Sozialismus gehe auf Rousseau zurück, erklärte Staude. Sein Ruf «Zurück zur Natur» sei vor diesem Hintergrund zu verstehen. Doch das viel zitierte Bonmot sei beim Philosophen nirgendwo zu finden, fasse aber genau das zusammen, was Rousseau weitergeben wollte.

Rousseau wurde in Genf geboren, verbrachte die meiste Zeit seines Lebens jedoch in Frankreich und kehrte nur zeitweise in die Schweiz zurück, um seiner Verfolgung zu entgehen. Mit vier Jahren verlor Rousseau seine Mutter und ist bei Verwandten aufgewachsen. Doch Rousseau ist in seinem Leben immer wieder Menschen begegnet, die ihm wohlgesinnt waren. «Rousseau war ein Mensch ohne Wurzeln, ein Scheiternder», sagte Staude. «Doch ohne sein Scheitern wären niemals so viele Werke entstanden.»

«Blochers Liebling»

Über Nacht berühmt geworden ist Rousseau mit seinem Erziehungsroman «Emil». Darin vertritt er die These, dass der Mensch von Natur aus gut sei und nur durch die Umwelt schlecht werde. Damit geriet er allerdings in den Clinch mit der katholische Kirche (Erbsünde).

Rousseau sei anscheinend Blochers Lieblingsphilosoph, schmunzelte Staude. Dass Rousseau auch bei den Zuhörern zumindest auf Interesse stiess, zeigte die anschliessende Diskussion. Die Tatsache, dass einer den andern sagen will, wie Kinder zu erziehen sind, und dabei die eigenen im Findelheim abliefert, war für einige schwer nachzuvollziehen.

Das sei zur damaligen Zeit nichts Aussergewöhnliches gewesen, entgegnete Staude. Die individuelle Verantwortung sei erst im 20. Jahrhundert richtig wahrgenommen worden. «Dass wir heute verstehen, was Kindsein bedeutet, geht eindeutig auf die Schriften Rousseaus zurück.» Auf berühmte Erzieher wie Heinrich Pestalozzi habe er einen grossen Einfluss gehabt. Diskutiert wurde ebenfalls über Rousseau als Vorbereiter der Französischen Revolution.

Philosophie und Toleranz

Am Diner philosophique teilgenommen hat auch die 83-jährige Marianne Schweizer. Eine rüstige Frau aus Bern, die seit Jahren regelmässig bei Philorunden mitmacht. «Man erkennt Zusammenhänge und lernt anders denken», sagt sie. «Und wenn man anders denkt, so wird man toleranter und kann mit andern Meinungen besser umgehen», fügt ihre Bekannte Ruth Henrich bei.

Diner philosophique

Philosophie, Literatur, Musik, Malerei: Das Diner philosophique ist eines der Kulturevents im Schloss Münchenwiler. Das nächste findet am Freitag, dem 31. März, statt.

Detlef Staude wird über Hannah Arendts Philosophie des tätigen Lebens referieren. «Miteinander sprechen ist freies Handeln» heisst sein Thema.
Um 19 Uhr werden die Gäste zu einem Apéro empfangen. Der anschliessende Vortrag mit Diskussion dauert eine Stunde. Gediegen diniert wird zirka um 20.30 Uhr. il

Anmeldung und nähere Infos: Parkhotel Schloss Münchenwiler; Tel. 026 672 81 81; E-Mail:info@schlossmuenchenwiler.ch

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