Motorbootfahren auf dem Murtensee mit Jürg Witschi
Autor: Von FADRINA HOFMANN
Als Jürg Witschis Kinder etwa acht, neun Jahre alt waren, hatten viele Familien in ihrem Umfeld Motorboote. Mit diesen machten sie am Wochenende Ausflüge auf dem See. So entschieden sich auch Witschis für ein Boot. «Ich erinnere mich, dass wir uns auf dem See getroffen haben, die Motorboote zusammengebunden haben und ganze Tage badend und spielend verbracht haben», erzählt Jürg Witschi. Die Geschichte der Motorboote der Familie Witschi hat also quasi als gesellschaftliche Aktivität begonnen.
Ausgleich zum anspruchsvollen Job
Jürg Witschi mochte das Element Wasser schon immer. «Der See wirkt auf mich beruhigend dank seiner Weite und der sanften Bewegung», meint der pensionierte Militärflugzeugpilot. Da er in seinem Beruf viel unter Zeitdruck stand, hochpräzise arbeiten musste und einem ständigen Lärm ausgesetzt war, empfand er die Freizeit auf dem See immer als äusserst erholsam. Die Kinder schätzten und schätzen das Motorboot vor allem als Wassersportmöglichkeit. Sohn und Tochter lieben Wasserski und Wakeboard.«Früher sind wir viel auf den drei Seen gefahren», erzählt Jürg Witschi. Das Motorboot passierte den Kanal und die Familie verbrachte die Wochenenden auf dem Neuenburgersee, auf der Petersinsel, und an Badestränden, die nur vom See aus erreichbar sind. «Den grössten Profit vom See hat man auf dem Boot», ist der Bootsbesitzer überzeugt.
Super Stimmung allein und in Gesellschaft
Das erste Motorboot der Witschis hat sich während eines Sturms von der Boje gelöst und ist untergegangen. Das zweite Boot hat die Familie nach zehn Jahren verkauft, da der Aufwand für den Unterhalt zu gross war. Im Moment besitzt Jürg Witschi eine Windy 7500, also ein 7,5 Meter langes Motorboot.Segeln war für ihn nie ein Thema, da das Boot wegen der Kinder und des Wassersports angeschafft wurde.Auf der Windy 7500 haben acht Personen Platz. Immer wieder ist das Motorboot Treffpunkt für gesellige Runden. «Man fährt gegen Abend auf den See hinaus, nimmt Picknick mit aufs Boot und geniesst in der Abendsonne noch ein Bad. Da entsteht eine super Stimmung», sagt Jürg Witschi.Er geniesst sein Boot jedoch auch ganz allein, zum Beispiel am Morgen auf dem See beim gemütlichen Zeitunglesen.
Ein Begleit- und Rettungsboot
Jürg Witschis Boot ist nicht nur ein Freizeitboot. Bei der jährlichen Seeüberquerung im Juli ist es jeweils als Begleitboot mit von der Partie. Als Mitglied der «Société Sauvetage du Vully» ist Jürg Witschi seit den ersten Jahren mit dem Motorboot dabei.Das eindrücklichste Erlebnis, das der Motorbootfahrer auf dem See hatte, ereignete sich an einer Seeüberquerung. «Eine halbe Stunde bevor die Menschen ins Wasser gestiegen sind, hat sich ein Gewitter aufgebaut. Als die Schwimmer bereits mitten im See waren, hat es begonnen in Strömen zu regnen und es gab riesige Wellen. Ich sah überall nur noch Hände in der Luft, die um Hilfe winkten. Beim Einsammeln der Schwimmer musste ich noch darauf achten, dass die Schraube des Motorbootes nicht irgendwelche Beine zerschnitt», erinnert sich Jürg Witschi.
Ein teures, aber schönes Hobby
Die Windy 7500 steht am Hafen von Faoug auf einem Bootsanhänger. Bis jetzt ist das Motorboot nur auf den drei regionalen Seen gefahren. Früher war Jürg Witschi fast jedes Wochenende auf dem See und unter der Woche ebenfalls zwei- bis dreimal. Das hat sich geändert, als er sich Pferde zugelegt hat. Heute ist er schätzungsweise 20 Mal pro Saison auf dem See. «Ab und zu gehe ich morgens reiten und nachmittags Motorboot fahren – das ist Erholung pur», meint der Pferdenarr.Die Boote von Jürg Witschi hatten nie Namen. Er hat keine emotionale Bindung zu seinem Motorboot. Für ihn ist es ein Mittel zum Zweck, ein teures Hobby, das er nicht missen möchte.«Solange ich es mir leisten kann und Freude daran habe, behalte ich das Boot», sagt er. Den Traum, einmal alle grossen Schweizer Seen zu befahren, hat Jürg Witschi jedenfalls noch nicht aufgegeben.