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Erste Hilfe für die verletzte Seele

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Erste Hilfe für die verletzte Seele

Autor: Imelda Ruffieux

Ein Autounfall geschieht. Der Fahrer wird schwer verletzt. Ambulanz und Polizei werden aufgeboten. Der Verletzte erhält erste Hilfe, die Polizei kümmert sich um den Verkehr. – Ein fiktiver Fall, der sich aber so zu jeder Zeit abspielen kann. Für den Verunfallten ist gesorgt, doch wer spricht mit der Beifahrerin, die zwar unverletzt blieb, aber vom Erlebten traumatisiert ist? Heute ist es im Sense- und im Seebezirk üblich, dass mit der Alarmierung durch die Telefonnummer 144 auch ein Mitglied des Notfallseelsorge-Teams aufgeboten werden kann.

Anliegen blieb gleich

«Die Notfallseelsorge übernimmt heute die Arbeit, die früher dem Pfarrer übertragen worden ist», sagt Jean-Marie Juriens. Der langjährige Pfarrer von Gurmels ist Initiant der Notfallseelsorge Sense, die im letzten Jahr nach dem Beispiel des Teams im Seebezirk gestartet hat und immer mehr Einsätze verzeichnet. Früher sei in einem Dorf der Pfarrer gerufen worden, wenn es galt, Menschen in schwierigen Situationen beizustehen.

Heute sei die Notfallseelsorge nicht mehr eine rein kirchliche Angelegenheit, doch das Anliegen sei immer noch das gleiche: «Für Menschen in Not da sein und sie begleiten», fasst der Koordinator zusammen. «Auch wenn viele Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger keine Pfarrer mehr sind, haben sie doch mit dem Menschen zu tun. Sie tragen Sorge zu den Menschen und ihren Seelen – nicht in einem theologischen, sondern in einem ureigenen christlichen Sinn.»

Nur ausgebildete Leute

Diese Aufgabe sei nicht einfach. «Sie kann nur von jemandem ausgeübt werden, der von seiner Ausbildung her weiss, wie man mit Menschen in Not umgeht. In der Gruppe ist kein Platz für Leute mit einem Helfersyndrom.» Die Mitglieder des «Care Teams» – wie die Notfallseelsorge auch genannt wird – haben eine Ausbildung als Notfallseelsorger absolviert. Ausserdem sind sie ans Nationale Netzwerk psychologischer Nothilfe angegliedert.

Im achtköpfigen Notfallteam Sense sind neben Pfarrer Juriens auch ein Mitglied des Vereins Wachen und Begleiten, ein erfahrener Samariterlehrer, eine reformierte Pfarrerin, zwei Pflegefachfrauen, ein Psychologe und eine ausgebildete Lebens- und Trauerbegleiterin. Durch den Austausch untereinander und Weiterbildungen können sie die Einsätze verarbeiten. «Das ist wichtig, sonst macht man diese Arbeit nicht lange.»

Jeweils eine Woche lang sind die Notfallseelsorger auf Abruf im Dienst und werden bei Bedarf via Pager aufgeboten. «Sie werden kurz informiert, lassen alles stehen und liegen und machen sich sofort auf den Weg», erklärt Jean-Marie Juriens, der auch im Care Team See mitwirkt. Spätestens 30 Minuten nach Benachrichtigung ist jemand vor Ort, egal ob dies an einem Wochenende ist oder mitten in der Nacht.

So lange wie nötig

Die Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger sind nur so lange im Einsatz wie nötig. «Bis wir sicher sein können, dass die betroffene Person weiter umsorgt wird, bis zum Beispiel ein Angehöriger eintrifft.» Nicht nur direkt Betroffene werden betreut, sondern auch Helfer, zum Beispiel Angehörige der Feuerwehr oder der Ambulanz.

Nach einer Aufbauphase von rund drei Jahren ist das Care Team Sense im September 2010 erstmals zu einer gemeinsamen Übung mit Polizei, Feuerwehr und Ambulanz zusammengerufen worden. Seither wurde es sechsmal aufgeboten. Jean-Marie Juriens ist überzeugt, dass das Angebot noch mehr genutzt werden wird, wenn es besser bekannt ist. Die Notfallseelsorge kann indes nur durch Autoritäten wie Polizei und Feuerwehr oder die Notrufnummer 144 aufgeboten werden.

Eine enge Zusammenarbeit besteht mit der Ambulanz Sense, die den engagierten Pfarrer bei der Aufbauarbeit unterstützt hat. Wie Jean-Pierre Boschung, Leiter des Ambulanzdienstes Sense, anlässlich einer Präsentation erklärte, war es ein langer Prozess. «Die Ambulanzfahrer müssen sich bei Unfällen in erster Linie um die Verletzten kümmern und haben deshalb meist keine Zeit, anderen hilfsbedürftigen Personen beizustehen. Deshalb war ich sofort dabei, als Jean-Marie Juriens mit der Idee an mich herantrat.»

Schwierige Suche

Als Grundlage für die Sensler Gruppe diente das System, das im Seebezirk seit sieben Jahren erfolgreich angewandt wird (siehe Kasten). Anfangs hoffte Jean-Marie Juriens, diesem Beispiel folgend auch im Sensebezirk die Mehrheit der Gruppe aus kirchlichen Kreisen bilden zu können. Das Echo auf seinen Aufruf bei seinen Berufskollegen war aber eher gering, so dass er ausserhalb suchen musste. «Es war wirklich nicht leicht, Mitglieder für die Gruppe zu finden», bestätigt auch Jean-Pierre Boschung. Die Arbeit sei nicht leicht, ein Pikettdienst verlange viel Flexibilität, und ein Einsatz werde nur mit einem kleinen Entgelt entschädigt. Die Präsenz des Care Teams werde von den Betreuten sehr geschätzt. «Die Leute sind sehr dankbar, dass jemand da ist.»

Für Opfer und Helfer

Dies unterstrich auch Oberamtmann Nicolas Bürgisser. Er denke dabei an traumatisierte Personen, aber auch an die Helfer, die bei ihren Einsätzen manches zu sehen bekämen. «Es ist gut, dass es die Gruppe gibt, auch wenn ich hoffe, dass sie möglichst nie ausrücken muss.»

Pfarrer Jean-Marie Juriens hat die Notfallseelsorge im Sensebezirk aufgebaut.Bild Charles Ellena

Seebezirk:Seit sieben Jahren

Als «Grosser Bruder» hat die vor sieben Jahren gegründete Notfallseelsorge des Seebezirks – damals eine Premiere – den Initianten im Sensebezirk Schützenhilfe geleistet. Wie der Leiter Peter Altdorfer an der Präsentation ausführte, verzeichnet das Care Team See pro Jahr 25 bis 30 Einsätze. Diese werden von einem siebenköpfigen Team wahrgenommen. Entstanden ist die Gruppe aus kirchlichen Kreisen, aber «wir sind für die ganze Bevölkerung da», betont der pensionierte Pfarrer. «Bei einem Einsatz geht es nicht um Theologie.» Er betont, dass Care-Team-Mitglieder keine Konkurrenz zu Fachpersonen seien. Das System habe sich gut bewährt. «Vor allem die Nähe ist ein grosser Vorteil. Wir müssen nicht erst durch den ganzen Kanton fahren, um am Einsatzort zu sein.» Das Care Team See ist wie im Sensebezirk dem Ambulanzdienst angegliedert.im

«Die beiden Gruppen sind keine Konkurrenten»

Autor: Imelda Ruffieux

Im März 2010 hat das Amt für Gesundheit eine Notfallgruppe eingesetzt, die für den ganzen Kanton zuständig sein soll. Dieses mobile Team für psychosoziale Fälle gehört zum Freiburger Netz für psychische Gesundheit und soll Menschen in traumatischen Situationen psychologisch unterstützen.

Sprache ist wichtig

Das 40-köpfige Team der «Equipe mobile urgence psychologique» (EMUPS) besteht aus Psychologen, Pflegepersonal, Sozialarbeitern und anderen Fachleuten, wie Serge Renevey, Generaldirektor des Freiburger Netzwerks für psychische Gesundheit, erklärt. Die Koordinatoren der Notfallseelsorge Sense und See bemängeln die mangeln- den Deutschkenntnisse der EMUPS. «Eine solche Equipe kann noch so professionell sein. Wenn die Mitglieder die Leute nicht verstehen, nützt ihr Einsatz nichts», betont Jean-Pierre Boschung, Leiter der Ambulanz Sense. «Zum Wohl der Betroffenen wollen wir die Hilfe aufbieten können, die auch etwas bringt.»

«15 Mitglieder der EMUPS sind deutschsprachig», widerspricht Serge Renevey diesem Vorwurf. In jeweils einem Zweierteam nehmen sie den Pikettdienst wahr. «Wenn es möglich ist, ist immer einer dabei, der Deutsch spricht.» Im Übrigen habe man auch darauf geschaut, dass im EMUPS-Team Mitglieder mit anderen Sprachkenntnissen, zum Beispiel Portugiesisch, sind.

Harziger Anfang

In der Aufbauphase des Care Teams Sense und der EMUPS ist es einige Male zu kleineren Kompetenzrangeleien gekommen, zumal das Aufbieten der Notfallseelsorge Sense durch die Notfallzentrale 144 da noch nicht genau geregelt war. Wie Ambulanzleiter Jean-Pierre Boschung ausführte, brauchte es einige Gespräche, bis man einen Weg zur Zusammenarbeit fand. Auch Nicolas Bürgisser, Oberamtmann des Sensebezirks, musste intervenieren. «Es gab Einsätze der EMUPS im Sensebezirk, die nicht optimal verliefen – wegen mangelnder Deutschkenntnisse. Das konnten wir nicht akzeptieren.» Er habe dies in einem Brief an die Einsatzzentralen 144 und 117 klargemacht und hoffe, dass die Zusammenarbeit nun besser verlaufe.

«Wir wollen zusammenarbeiten», betont Serge Renevey. Er sieht die Care Teams in den beiden Bezirken nicht als Konkurrenten. «Im Gegenteil, wenn einmal ein Grossereignis stattfinden sollte, sind wir froh um Unterstützung.» Es sei nicht immer leicht, alle Fälle richtig einzuordnen. «Es gibt deutschsprachige Opfer im Greyerzbezirk und französischsprachige im Seebezirk», hält er fest. Wichtig sei deshalb auch die erste Triage, die von der Notrufnummer 144 vorgenommen wird, bevor die EMUPS oder ein Care Team aufgeboten wird. «Die Systeme, wie sie im See- und jetzt auch im Sensebezirk bestehen, sind gut», sagt Serge Renevey. Es brauche aber auch die EMUPS. «Weil in den anderen Bezirken keine solchen Notfallstrukturen bestehen.» Die Mitarbeiter der EMUPS kommen zum Beispiel bei Verkehrsunfällen, bei Banküberfällen, Bränden oder auch bei Arbeitsunfällen auf Baustellen zum Einsatz. «Bei allen schlimmen Vorfällen, die passieren können.» Einmal hätten Mitarbeiter eine Schülergruppe nach einem Selbstmord eines Schülers betreut.

Er teile auch die Auffassung der beiden Care Teams, dass es für die Betreuung von Betroffenen nicht unbedingt Fachleute mit einem Uni-Abschluss brauche, sagt Serge Renevey. «Die menschlichen Fähigkeiten sind genauso wichtig wie die fachlichen.»

Es braucht die EMUPS, weil in den anderen Bezirken keine Strukturen bestehen.

Autor: Serge Renevey

Autor: Verantwortlicher EMUPS

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