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«Es ist ein strukturelles Problem»

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Seit 1971 in der Schweiz das Frauenstimmrecht eingeführt worden ist, hat sich vieles verändert. Frauen sind in der Politik keine Ausnahme mehr. Doch wie genau steht es um die Gleichstellung in der Freiburger Politik? Dieser Frage ist das kantonale Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann nachgegangen. In einer Studie* zeigt die wissenschaftliche Mitarbeiterin Tanja ­Bauer auf, dass es zwar mit dreissig Prozent noch nie so viele Grossrätinnen gab wie jetzt – dass aber im Staatsrat nur noch eine Frau sitzt. Sie analysiert auch die Gemeindepolitik. Dort zeigen sich sehr unterschiedliche Resultate. In den Gemeinderäten haben die Frauen je nach Bezirk im Schnitt zwischen 19 Prozent und 33,2 Prozent der Sitze inne. Kantonsweit sind nur 14,9 Prozent der Ammann-Posten in Frauenhand. Im Sensebezirk gibt es keine einzige Syndique; der Vivisbachbezirk schwingt mit 33 Prozent obenaus. Ein schwieriges Kapitel für die Frauen sind das Oberamt und der Ständerat: In keinem der beiden Ämter gab es je eine Freiburgerin.

Die reine Männerliste

Zu den kantonalen Wahlen 2016 waren die bürgerlichen Parteien mit einer gemeinsamen Liste mit sechs Männern zu den Staatsratswahlen angetreten. «In den 1990er-Jahren wäre das unvorstellbar gewesen», sagt Tanja Bauer. Sie ist aber auch überzeugt: «Diese bürgerliche Männerliste hat die Wählerschaft sensibilisiert.» Denn noch nie seien so viele Frauen ins Kantonsparlament gewählt worden wie damals – quasi als Gegenreaktion.

Die Entwicklung der letzten Jahre mit stagnierenden Frauenanteilen in den Gemeinde- und Generalräten und sogar sinkender Frauenvertretung in der Kantonsregierung zeige, «dass die Verbesserung nicht automatisch kommt», sagt Tanja Bauer. Nach dem Aufschwung in den 1990er-Jahren hätten viele Frauen gedacht, dass es nun so weitergehe, bis die Gleichstellung erreicht sei. Doch nun realisierten sie, dass dem nicht so sei und dass sie sich ständig für eine bessere Vertretung der Frauen einsetzen müssten. «Die Entwicklung verläuft nicht linear.»

Sie kritisiert, dass die Schuld an der tiefen Frauenvertretung oft den Frauen zugeschoben werde: Sie wollten sich nicht engagieren und trauten sich politische Ämter nicht zu, heisst es. «Es ist jedoch ein strukturelles Problem», sagt Tanja Bauer. Es sei an den Parteien, diese Strukturen zu ändern. «Das braucht eine langfristige Strategie, die den einzelnen Parteien angepasst ist.»

Tanja Bauer ist zuversichtlich: «Wir können auf konkreten Errungenschaften aufbauen.» Seit 1971 seien auf rechtlicher Ebene viele Fortschritte für die Gleichstellung erreicht worden. «Und das politische Bewusstsein, dass die Hälfte der der Bevölkerung in unserer Demokratie untervertreten ist, besteht.»

* «Evolution oder Stagnation? Frauen und Politik im Kanton Freiburg 1971 bis 2018». Die Broschüre ist auch auf der Internetseite des Gleichstellungsbüro zu finden: www.fr.ch/de/gfb

Empfehlungen

Die Parteien stellen sich die Frauenfrage oft zu spät

Der Bericht «Frauen und Politik im Kanton Freiburg 1971 bis 2018» des freiburgischen Büros für die Gleichstellung von Frau und Mann gibt den politischen Parteien Empfehlungen, um die Vertretung der Frauen in der Politik zu verbessern. «Das Bewusstsein für die Förderung des weiblichen Nachwuchses ist grundlegend», heisst es dort. Eine Partei mit einer besseren Vertretung von Frauen auf Gemeinde- und Kantons­ebene finde auch einfacher Kandidatinnen für den Staatsrat und die eidgenössischen Räte. Gerade das Kantonsparlament habe ein grosses Rekrutierungspotenzial. Bisher tauche die Frauenfrage zu spät im Wahlprozess auf und beschränke sich oft auf die Suche nach Kandidatinnen. «Die Parteien müssen sich im Vorfeld engagieren.» Beispielsweise indem Frauen innerhalb der Partei und in wichtigen Kommissionen Schlüsselfunktionen besetzten. Auch Frauensektionen empfiehlt die Broschüre.

njb

Rückschau

«Frauen sind nach wie vor ‹die anderen›»

In der aktuellen Broschüre des Freiburgischen Gleichstellungsbüros (siehe Haupttext) blickt die Historikerin Fabienne Amlinger auf die Anfänge der Frauen in der Schweizer Politik zurück. Die politischen Normen und Regeln seien von Männern geprägt gewesen. «Doch trotz vielfacher Anpassungsleistungen der Frauen an das politische Feld blieben geschlechtsspezifische Machtungleichheiten und Herrschaftsmechanismen innerhalb der Parteien wie auch allgemein im politischen Feld bestehen.» Auch heute seien Frauen in den meisten politischen Gremien untervertreten. «Und: Je wichtiger das Gremium, umso weniger Frauen sind darin vertreten.» Zwar hätten Frauen neue oder zuvor vernachlässigte Themen auf die politische Agenda gebracht. Doch, schliesst Amlinger: «Frauen sind nach wie vor ‹die anderen›, die sich an die Regeln anpassen und beweisen müssen, dass sie fähig sind.»

njb

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