Autor: Hubert Reidy
Villars-sur-Glâne Bereits das Internationale Festival Geistlicher Musik Freiburg vermittelte im Sommer 2010 eine bewegende Interpretation der Marienvesper: Marco Longhini und seine «Delitiae musicae» musizierten ohne Bläser, ohne Streicher – einzig mit einem üppig angereicherten Basso Continuo – die Vesper und boten doch ein berauschendes Fest der Stimmen und Klänge, die Dynamik extrem auslotend.
Innigkeit und Leichtigkeit
Laurent Gendre sah für das vierte Adventskonzert in Villars-sur-Glâne eine grössere Besetzung vor. Drei Zinken und drei «Sacqueboutes» (alte Posaunen), vier Streichinstrumente, zwei Theorben, Orgel und Cembalo bildeten das Instrumentalensemble. Die Solistinnen und Solisten und das 17-köpfige «Ensemble Orlando Fribourg» sangen den reichen vokalen Part. Der Dirigent setzte die vielfältigen klanglichen Möglichkeiten sehr bewusst ein, musizierte transparent, schälte die Feinheiten der Partitur farbenreich, ausgewogen, oft verhalten, meditativ heraus, verzichtete auf allzu extravertiertes effektvolles Gestalten.
Klangvielfalt
Als Beispiel bewusster Klangregie mag die Interpretation des abschliessenden «Magnificat» dienen: Die Antiphon wird von einer kleinen, homogenen Männergruppe des Chores schlicht dargeboten, die Rahmenverse «Magnificat anima mea» und «Sicut erat in principio» werden mit glänzender Klangpracht und doch durchsichtig musiziert, die andern Verse werden durch eine Fülle von Klangkombinationen ausgestaltet. Mannigfaltige Echowirkungen (Zinken – Posaunen, erste, zweite Geige, Bläser – Streicher usw.) bezaubern. Und die Cantus firmi der einzelnen Verse werden meist solistisch oder in einer Kleingruppe über dem Klangteppich der Instrumentalisten und Vokalisten sehr dezent, unaufdringlich deklamiert.
Ausgezeichnete Interpreten
Es war faszinierend zu beobachten, wie Laurent Gendre mit klarer, ausdrucksstarker Gestik den hervorragenden Chor, die Solisten und das Instrumentalensemble zu einer überzeugenden Einheit formte und überlegen, mit grosser innerer Ruhe gestaltete. Interessant, wie die gegensätzlichen Timbres der beiden Sopranistinnen und der beiden Tenöre doch zu harmonieren wussten, wie sehr die Zinken mit den menschlichen Stimmen verschmolzen.
Eine eindrückliche Interpretation eines eindrucksvollen Meisterwerks und ein echtes Weihnachtsgeschenk.