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Ferien vom schwierigen Familienumfeld

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: Mireille Rotzetter

In der Familie Perny aus Gurmels wird eigentlich nur Deutsch gesprochen. Ausser während drei Wochen im Sommer, wenn ein Mädchen aus Frankreich zu Besuch kommt. «Die Sprache ist mit ein Grund, dass wir uns entschieden haben, ein Ferienkind aufzunehmen», sagt Barbara Perny. Es biete ihren Mädchen, der sechsjährigen Tina und der zehnjährigen Rahel, die Möglichkeit, Französisch zu lernen. Beim ersten Mal habe man zudem eine Spielkameradin für die ältere Tochter gesucht.

Auszeit nehmen

Für die Ferienkinder ist der Aufenthalt eine Chance, eine Auszeit von den schwierigen Umständen zu nehmen, in denen sie in der Regel aufwachsen.

Vor sieben Jahren haben die Pernys zum ersten Mal ein Mädchen zu sich in die Ferien eingeladen. Im Jahr darauf kam ein anderes Mädchen, Camille, welches die fünf darauffolgenden Sommer immer wieder nach Gurmels reiste. «Als wir erfuhren, dass Camille dieses Jahr nicht mehr kommen würde, wollten unsere Mädchen unbedingt ein anderes Ferienkind einladen», erzählt Barbara Perny. Seit dem 12. Juli ist nun die achtjährige Kaycee aus Frankreich in der Familie. Das Kinderhilfswerk Kovive (siehe Kasten) hat die Vermittlung organisiert.

Unterschiede beim Essen

Wenn ein Mädchen wie Camille mehrere Sommer zu Besuch komme, kenne man sich mit der Zeit und gewöhne sich aneinander. «Beim ersten Mal ist es immer etwas schwieriger», sagt Barbara Perny. «Kaycee lebt beispielsweise in einer kleinen Wohnung im 5. Stock eines Mehrfamilienhauses. Hier im Haus verläuft sie sich manchmal fast, weil sie die vielen Türen nicht kennt.» Auch beim Essen gebe es Unterschiede, so sei sich Kaycee offenbar nicht gewohnt, ruhig am Tisch zu sitzen.

Natürlich erschwere die Sprache auch gewisse Dinge. «Bei den Mädchen muss ich manchmal übersetzen oder auch mal schlichten.» Was aber alle verstünden, sei die Musik. «Das funktioniert immer, zusammen singen oder tanzen verbindet über die Nationalitäten hinaus», sagt Barbara Perny und stimmt mit ihren drei Mädchen denn auch gleich das Lied «Frère Jaques» an.

Tränen zum Abschied

Allgemein scheinen sich die drei Mädchen gut zu verstehen, sie lachen und spielen zusammen und posieren gut gelaunt für den Fotografen. «Manchmal ist es für Tina und Rahel aber nicht einfach», erzählt Barbara Perny. Es sei jemand mehr da, der Aufmerksamkeit wolle und Zuneigung brauche. «Deshalb sind drei Wochen Aufenthalt auch genug.» Um dann gleich anzufügen, dass der Abschied jeweils hart sei: «Es gibt immer Tränen.»

Lokale Betreuung

Falls es einmal schwerwiegendere Probleme gibt mit einem Kind, kann sich die Gastfamilie an die lokale Stelle von Kovive wenden. Im Voraus können die Gastfamilien angeben, welches Alter, Geschlecht und welche Hobbys ihr Gastkind ungefähr haben sollte. Dann werde zugeteilt. «Kurz vor der Ankunft habe ich Kontakt mit den leiblichen Eltern von Kaycee aufgenommen», sagt Barbara Perny. Generell wisse man aber wenig über die Umstände, in denen die Kinder aufwachsen.

Für den Besuch der Gastmädchen gestalte die Familie kein spezielles Programm. Man könne ihnen vieles zeigen, das sie nicht kennen. So habe sie Kaycee mitgenommen, als sie zum Bauer Milch holte, sagt Barbara Perny. «Sie hatte noch nie eine Kuh gestreichelt.» Auch werden sie Kaycee in die Berge mitnehmen. «Wir machen generell vieles in der Natur, weil Kaycee das in ihrem Zuhause, wo sie kaum alleine aus der Wohnung geht, weniger erleben kann.» Und schon das gemeinsame Singen und Plaudern beim Zubettgehen sei für Kaycee ungewohnt und schön.

Als die Familie Perny sich vor sieben Jahren für die Aufnahme eines Mädchens entschied, geschah dies auch, weil die Familie anderen Kindern etwas Gutes tun wollte. «Kaycee sagt gelegentlich, dass sie nicht so viele Spielzeuge hat», erzählt Barbara Perny. Den eigenen Mädchen könne so bewusst gemacht werden, wie gut sie es haben.

Freude ist Dank

Kaycee sei von Beginn weg sehr anhänglich und offen gewesen. Und obwohl die drei Wochen viel Zeit und manchmal auch Nerven beanspruchten, wird die Familie Perny auch in den kommenden Jahren ein Ferienkind aufnehmen. Ergriffen sagt Barbara Perny: «Es ist ein schöner Dank, zu spüren, dass wir Kaycee eine Freude machen.»

Barbara Perny mit ihren Töchtern Tina und Rahel und dem Gastmädchen Kaycee.Bild Aldo Ellena

Hilfswerk Kovive: Kinder haben Recht auf Ferien

Seit 57 Jahren ermöglicht das Hilfswerk Kovive Kindern aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz Ferien. In den letzten Jahren konnten laut Rita Borer, Leiterin Kommunikation bei Kovive, jeweils rund 1200 Kinder, die aus sozial schwierigen Verhältnissen kommen, vom Angebot profitieren. Neben der Vermittlung von Gastfamilien bietet Kovive auch Ferienlager an oder organisiert Ferien für Familien mit kleinem Budget. 900 Kinder kommen zu Gastfamilien. «Wir haben einen Pool von rund 1000 Gastfamilien», sagte Rita Borer. Jedes Jahr müssten 250 bis 300 neue Familien gesucht werden. Ein besonderes Profil müssen die Gastfamilien nicht haben. «Wichtig ist, dass die Familien Zeit für das Kind haben.» Ein spezielles Programm müsse nicht geboten werden. «Sie sollen am geregelten Familienleben teilnehmen, da sie das von zu Hause meist nicht kennen.»

Häufig besuchen die Kinder über mehrere Jahre dieselbe Familie. Die erste Platzierung sei für die Gastfamilien eine grosse Investition. «Da prallen Welten aufeinander.» Mit der Zeit werde es einfacher. Die Gastfamilien erhalten keine finanzielle Unterstützung.

Kovive arbeitet mit Partnerorganisationen zusammen, die eruieren, welche Kinder Anspruch auf Ferien haben. «Wir haben mehr Nachfrage als Angebot», erklärte Borer. Die Gastfamilien seien ausgelastet und die Vermittlung aufwendig. Kovive lebt von Spendengeldern. Bei den Kindern, die ihre Ferien in Gastfamilien verbringen, kommt Kovive für die Vermittlungskosten auf. Die Reise- und Versicherungskosten werden zum Teil von Kovive, zum Teil von den Partnerorganisationen oder den Eltern übernommen. mir

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