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«Filme von Frauen haben Tiefe»

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Die dreissigste Ausgabe des Internationalen Filmfestivals Freiburg (Fiff) ist die fünfte unter der künstlerischen Leitung von Thierry Jobin, und dieser hat sich dafür etwas Besonderes einfallen lassen: Der grösste Teil des Programms ist den Frauen gewidmet: Mehr als die Hälfte der 127 Filme stammen von Regisseurinnen, und über 100 der erzählen Geschichten von Frauen. Besonders einbringen konnte sich bei dieser Programmierung die neue administrative Leiterin des Festivals: Giovanna Garghentini Python hat bis zu ihrem Engagement beim Fiff den Frauenraum Freiburg geleitet und im Rahmen des Festivals und in Zusammenarbeit mit dem Frauenraum die Ausstellung «Derrière la migrante, la femme» nach Freiburg geholt.

Die FN haben Thierry Jobin und Giovanna Garghentini Python vor dem Festivalstart getroffen und mit ihnen über Kämpferinnen vor und hinter der Kamera gesprochen, über männlichen Feminismus–und über weibliche Intelligenz.

 

 Thierry Jobin, Sie widmen das diesjährige Fiff den Frauen beim Film–und stellen selbst an einem Diskussionsabend im Rahmen des Festivals die Frage: «Muss man noch immer über die Frauen beim Film sprechen?»–Und? Muss man?

Thierry Jobin: Die Stärke des Fiff ist, dass es den Dingen auf den Grund geht. Das gilt auch hier: Wir wollen mit dem Frauenthema bis zum Ende gehen, und wenn man das tut, zeigt sich, dass kein Film ist wie der andere. Die Filme von und über Frauen widerspiegeln die ganze Vielfalt des Films–und des Fiff. Darum ist das Thema auf jeden Fall gerechtfertigt: Das gesamte Programm ergibt ein sehr nuanciertes, facettenreiches Porträt.

Giovanna Garghentini Python:Das sehe ich auch so. Es sind einfach gute Filme. Hätte man sie anonym gezeigt und nicht gesagt, dass es um Frauen geht, hätten es viele wahrscheinlich nicht einmal gemerkt. Trotzdem finde ich es wichtig, dass man explizit über die Frauen beim Film spricht, ganz einfach deshalb, weil sie immer noch stark in der Minderheit sind.

 

 Wie sind Sie, Thierry Jobin, überhaupt auf das Thema gekommen?

Jobin:Auslöser war eine Aussage der Filmemacherin Jane Campion, die 2014 Jurypräsidentin des Festivals von Cannes war. In einem Interview sagte sie damals, sie habe der Festivalleitung eine rein weibliche Jury vorgeschlagen, habe darauf aber nicht einmal eine Antwort erhalten. Dabei hätte sie es interessant gefunden, wenn die männlichen Regisseure sich für einmal hätten fragen müssen, wie Frauen ihre Filme sehen–wo es doch sonst immer die Frauen seien, die sich überlegten, was die Männer über sie denken. Ich fand den Gedanken reizvoll, war mir aber tatsächlich nicht sicher, ob das Thema zwei Jahre später noch funktionieren würde. Nachdem ich inzwischen für das Programm etwa 2500 Filme visioniert habe, bin ich sicher: Es funktioniert!

Wie kommt es, dass Sie sich als Mann so stark für die Frauen engagieren?

Jobin:Mein persönlicher Feminismus kommt wahrscheinlich von den starken Frauen in meiner Familie. Meine Mutter war eine engagierte Feministin, meine Grossmutter der unabhängigste Mensch, den ich kannte–ich nannte sie «John Wayne» … Es gibt viele Männerfilme, die mich abstossen, aber auch alltägliche Ungerechtigkeiten ärgern mich: wenn Frauen schlechter bezahlt werden als Männer, wenn sie ihren Job verlieren, weil sie Kinder bekommen, oder auch, wenn Männer ihnen auf der Strasse hinterherpfeifen. Ich möchte nicht, dass meine sechsjährige Tochter später solche Erfahrungen machen muss. Darum mag ich auch den Blick des französischen Filmemachers François Truffaut auf die Frauen, wie er in der Ausstellung zu entdecken ist, die im Rahmen des Fiff bei der Stiftung APCd in Marly läuft.

 

 Inwiefern?

Jobin:Truffauts Blick auf die Frau war wie der Blick eines kleinen Jungen auf eine Göttin: voller Bewunderung und Ehrfurcht. Frauen haben keine Ahnung, wie sehr wir Männer uns gerade vor den Frauen fürchten, in die wir uns verlieben. Sie sind zu schön für uns, zu klug, zu stark …

 

 Die Reaktionen auf Ihr «weibliches» Festivalprogramm waren gerade bei den Frauen sehr gemischt …

Jobin: Das stimmt, einige haben sehr positiv reagiert–unter ihnen übrigens auch Jane Campion–andere waren sehr genervt. Dieses Risikos war ich mir aber von Anfang an bewusst.

Garghentini:Diese Reaktionen sind bei dem Thema leider immer noch normal. Es gibt viele Leute, Männer wie Frauen, die fragen: «Was wollen die denn jetzt noch?» Gerade Frauen sind sich offensichtlich nicht bewusst, wie viel Ungleichheit es immer noch gibt–oder sie wollen einfach nicht mehr darüber reden.

Welches Bild der Frau vermitteln die Filme, die am Fiff zu sehen sind?

Garghentini:Das von starken Frauen, die sich nicht unterkriegen lassen, die unabhängig sind oder es werden wollen, und die bis zum letzten Atemzug kämpfen, egal, worum es bei diesem Kampf geht. In «Breathless Time» zum Beispiel will eine Mutter ihre Tochter rächen, in «Cart» kämpfen die Mitarbeiterinnen eines Supermarktes um ihre Jobs. Es geht um mutige Frauen, die oft unbemerkt bleiben, weil sie–typisch Frau–einfach handeln, ohne sich dabei in den Vordergrund zu drängen.

Jobin:Ein gutes Beispiel dafür ist auch der Film «Obama Mama» von Vivian Norris über die Mutter von Barack Obama, Stanley Ann Dunham, die mit ihren Mikrokredit-Programmen viel bewegt hat.

 

 Und wie steht es mit den Frauen hinter der Kamera: Filmen sie anders als ihre männlichen Kollegen?

Jobin:In jedem Mann steckt ein kleiner Junge; darum machen Männer Filme, wie wenn sie Playmobil spielen würden. Sie bleiben kindlich, weil sie nicht kämpfen müssen. Dagegen haben Filme von Frauen immer eine gewisse Tiefe.

Garghentini:Frauen haben eine eigene Sicht auf die Welt. Ich hatte beim Schauen der Filme immer das Gefühl, zu spüren, wenn eine Frau dahinter steckte.

 

 Welche Filme im Programm liegen Ihnen besonders am Herzen?

Jobin: Viele Filme werden das Publikum aufrütteln. Ich denke zum Beispiel an «Hard, Fast and Beautiful» von Ida Lupino: Der Film aus dem Jahr 1951 erzählt von den überehrgeizigen Eltern einer jungen Tennisspielerin und ist heute vielleicht aktueller denn je. Besondere Überraschungen bieten die Midnight Screenings, etwa der kanadische Film «No Men Beyond This Point» über eine Welt, in der es keine Männer mehr gibt: ein sehr witziger Film, der sich sowohl über die Männer als auch über den Feminismus lustig macht.

Garghentini:Ich mag die Sektion «Wilder als der Mann». Und bei den Mitternachtsfilmen hat mich «TAG» beeindruckt: ein atemberaubender, wahnwitziger Film aus Japan.

 

 Zum Schluss ein Blick in die Zuschauerränge: Mehr als 60 Prozent des Fiff-Publikums sind weiblich. Wie erklären Sie sich das?

Garghentini: Ich weiss nicht. Vielleicht sind Frauen sensibler und offener für die Themen der gezeigten Filme …

Jobin:… oder sie sind eben einfach intelligenter! Gerade das diesjährige Programm ist aber nicht nur für Frauen gedacht, sondern richtet sich sogar speziell an die Männer. Sie werden vieles neu entdecken!

Frauen haben keine Ahnung, wie sehr wir Männer uns gerade vor den Frauen fürchten, in die wir uns verlieben. Sie sind zu schön für uns, zu klug, zu stark …

Thierry Jobin

Künstlerischer Leiter Fiff

Gerade Frauen sind sich offensichtlich nicht bewusst, wie viel Ungleichheit es immer noch gibt–oder sie wollen einfach nicht mehr darüber reden.

Giovanna Garghentini Python

Administrative Leiterin Fiff

Chronologie

Erfolgsgeschichte seit 1980

1980Magda Bossy, Westschweizer Sekretärin der Organisation Helvetas, ruft zu deren 25-jährigem Bestehen ein Festival von «Filmen aus der Dritten Welt» ins Leben: In acht Westschweizer Städten, darunter Freiburg, laufen 16 Filme aus Asien, Afrika und Lateinamerika.

1983Das Festival findet zum zweiten Mal statt.

1984Die Bilanz der zweiten Ausgabe ist so positiv, dass die Veranstalter einen regelmässigen Zwei-Jahres-Rhythmus und die Konzentration auf eine Stadt als Austragungsort beschliessen. Die Wahl fällt auf Freiburg.

1986Das Festival findet erstmals an zehn aufeinanderfolgenden Tagen in Freiburg statt, vom 20. bis zum 29.Januar im Kino Rex. Erstmals wird ein Preis verliehen. Anschliessend laufen die Filme in einem Dutzend weiterer Städte; insgesamt kommen über 8000 Besucher.

1987Der Trägerverein des «Festival de films du Tiers Monde» wird gegründet.

1988Die vierte Ausgabe des Festivals startet erneut in Freiburg und geht danach auf Tour durch die Schweiz. Über 16000 Zuschauer besuchen die Vorstellungen.

1990Der Zusatz «Dritte Welt» wird gestrichen, das Festival heisst jetzt «Festival de films de Fribourg». Am Ende der Ausgabe fällt der Entscheid, ein Büro in Freiburg zu eröffnen und das Festival ab 1992 jährlich durchzuführen.

1992Das Festival geht zum Jahresrhythmus über. Die sechste Ausgabe ist die erste unter der künstlerischen Leitung von Martial Knaebel, der diese Funktion bis 2007 innehaben wird.

1995Das Festival wird von Januar auf März verschoben.

1998Der Zusatz «international» wird in den Namen des Festivals aufgenommen, und der Grand Prix heisst neu «Regard d’or». Filmvorführungen finden jetzt auch in Bulle und Düdingen statt. 20000 Besucher finden den Weg in die Freiburger Säle.

2006Das Fiff feiert seine 20. Ausgabe und sein 25-jähriges Bestehen.

2008Das Festival findet erstmals unter der künstlerischen Leitung von Edouard Waintrop statt: im Rex und im neu eröffneten Cap’Ciné.

2009Das Festival zählt erstmals über 30000 Eintritte.

2011Das Fiff erlebt die letzte Ausgabe unter Edouard Waintrop; Thierry Jobin wird neuer künstlerischer Leiter.

2015Das Fiff knackt erstmals die Marke von 40000 Besuchern.cs/Bild awi/a

 

Programm

Eine Woche im Zeichen des Films

Das 30. Internationale Filmfestival Freiburg wurde gestern eröffnet und dauert bis zum 19. März. Auf dem Programm stehen 127 Filme, darunter 13 Langfilme im internationalen Wettbewerb. Die sechs thematischen Parallelsektionen widmen sich kämpferischen Frauen («Wilder als der Mann»), afrikanischen Regisseurinnen, dem indischen Kino, der Filmpionierin Ida Lupino, einer Filmauswahl von Geraldine Chaplin sowie den schönsten Filmen von Frauen respektive den schönsten weiblichen Kinofiguren («Und die Frau schuf das Kino»). Verschiedene Sondervorführungen ergänzen das Programm, darunter die allabendlichen Mitternachtsfilme.cs

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