Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

«Firmen zahlen oft unbewusst weniger»

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: Helene Soltermann

Sylvie Durrer, gingen Sie als Direktorin des Eidgenössischen Gleichstellungsbüros von Mann und Frau (EBG) am Frauenstreiktag vor zwei Wochen auf die Strasse?

Der Frauenstreik war keine Regierungsaktion, deshalb hat das EBG auch nicht gestreikt. Ich habe aber in Bern mit Streikenden gesprochen und war beeindruckt, wie viele junge Frauen bei der Aktion mitgemacht haben.

Besonders in Kaderpositionen verdienen Frauen weniger als Männer. Verdienen Sie als Direktorin des EBG genug?

Ich hoffe doch, dass ich richtig behandelt werde! In der Verwaltung ist die Lohndiskriminierung viel geringer als in der Privatwirtschaft. Trotzdem wird die Bundesverwaltung überprüfen, ob sie gleich hohe Löhne an Männer und Frauen bezahlt.

Wie bekämpft das EBG die Lohnungleichheit in der Privatwirtschaft?

Das Problem ist, dass es Firmen gibt, die manchmal unbewusst ungleich hohe Löhne zahlen. Dazu kommt, dass auch die Arbeitnehmenden das Problem nicht erkennen. Die meisten Schweizerinnen vertrauen ihrem Arbeitgeber und denken, dass sie richtig entlöhnt werden. Wenn eine Frau merkt, dass sie zu wenig verdient, sitzt der Schock tief. Und gegen den Arbeitgeber zu klagen ist schwierig und braucht Überwindung. So gesehen ist es einfacher, wenn die Unternehmensleitung von sich aus ihre Lohnpolitik überprüft. Das EBG hat dafür das Projekt Lohngleichheitsdialog mitinitiiert.

Wie viele Unternehmen machen beim Projekt mit?

Rund zehn Unternehmen sind dabei, so etwa die Swisscom. Um überhaupt abzuschätzen, wo eine Firma in Sachen Lohngleichheit steht, bieten wir das Lohngleichheits-Instrument «Logib» an. Jede Firma kann dieses Instrument gratis von unserer Homepage herunterladen und einfach und schnell überprüfen, ob sie gerechte Löhne bezahlt. Es ist nämlich nicht immer einfach, Lohnungleichheit aufzudecken. Frauen arbeiten in anderen Positionen und Funktionen als Männer. Hinter «Logib» steckt eine komplizierte statistische Auswertung, die dann Rückschlüsse auf die Lohnungleichheit in einer Firma liefert.

Was bringen Frauen in Führungspositionen mit, was Männer nicht haben?

Frauen haben die gleichen Qualitäten wie die Männer, aber sie haben eine andere Geschichte. Abgesehen davon, dass Frauen Kinder kriegen, kümmern sie sich immer noch häufiger um die Familie und um den Haushalt. Sich um jemanden zu kümmern ist nicht nur wunderschön, man eignet sich dabei wichtige Kompetenzen an, die einen im Erwerbsleben weiterbringen. Vielen Männern fehlt diese Kompetenz jedoch noch.

Arbeitet eine Frau mit Kindern Teilzeit, kann sie ihren Lohn gleich wieder für den Krippenplatz abgeben. Sie kann also genauso gut zuhause bleiben.

Es macht immer Sinn zu arbeiten. Krippen kosten zwar viel, aber nur für eine beschränkte Zeit. Frauen, die eine Pause machen und dann wieder einsteigen wollen, finden oft nur schwer wieder Arbeit. Zudem denken viele Frauen nicht daran, was passiert, wenn sie sich scheiden lassen. Das Scheidungsrecht verpflichtet die Frau, wieder zu arbeiten. Deswegen ist es für die Frauen wichtig, beruflich am Ball zu bleiben. Viele Ehepaare sind sich auch nicht bewusst, dass das Geld bei der Rente fehlt, wenn eine Frau über längere Zeit nicht arbeitet.

Mädchen werden Krankenschwester, Knaben machen eine Mechaniker-Ausbildung. Wird sich das ändern?

Geschlechterspezifische Stereotype bei der Berufswahl halten sich sehr hartnäckig. Solche Stereotypen führen dazu, dass die Jugendlichen bei der Berufswahl eingeschränkt sind. Weil sie nicht aus dem gesamten Berufsspektrum wählen können, kommt es vor, dass es unglückliche oder sogar schlechte Mechaniker oder schlechte Krankenschwestern gibt. Die Jungen sollten machen können, was sie wirklich wollen und können. So sind schliesslich auch die Arbeitgeber zufriedener. Und die Gesellschaft bringt es weiter.

Zurück zum Frauenstreiktag. In Freiburg waren nur 600 Leute auf der Strasse, in Bern 1300. Bringt es überhaupt etwas, auf die Strasse zu gehen?

1991 wollten einige Unternehmen überhaupt nichts vom Frauenstreik hören, dieses Jahr haben am Streiktag manche Firmen sogar Aktionen durchgeführt. Heute ist das Thema der Lohnungleichheit, der häuslichen Gewalt und der Vereinbarkeit zwischen Familie und Beruf anerkannt und steht auch auf der politischen Agenda von männlichen Politikern. Das Problem ist also anerkannt. Jetzt müssen wir es «nur noch» lösen.

Weniger Geld in den Taschen der Frauen: Sie verdienen in der Privatwirtschaft immer noch weniger als Männer.Bild Aldo Ellena/a

Zahlen und Fakten

Freiburgerinnen sind Dienstleisterinnen

Im Kanton Freiburg verdienen Frauen deutlich weniger als Männer. Der monatliche Bruttolohn im privaten Sektor beträgt für die Männer 5700 Franken (Stand 2008). Dies ist knapp 20 Prozent mehr als der durchschnittliche monatliche Bruttolohn der Frauen. Insbesondere in Kaderfunktionen verdienen Frauen klar weniger als ihre männlichen Kollegen. Ein Blick auf den Beschäftigungsgrad zeigt: Im Kanton Freiburg waren im Jahr 2008 56 Prozent der Männer und 44 Prozent der Frauen berufstätig. Ein Blick auf den Beschäftigungsgrad zeigt: 86 Prozent der Männer arbeiten Vollzeit, bei den Frauen sind es gerade nur 39 Prozent. Der Dienstleistungssektor ist der einzige Sektor, in dem mehr Frauen als Männer tätig sind. Dabei sind Tätigkeiten im Bereich Gesundheits- und Sozialwesen, Erziehung und Unterricht sowie im Gastgewerbe typische Frauenberufe. Was die Stellung im Beruf betrifft, arbeiten Frauen deutlich öfter in Familienunternehmungen als Männer (Stand 2000). Nur ein Prozent der arbeitenden Frauen sitzen in der Unternehmensleitung. Im Kader ist auch der Unterschied zwischen den Geschlechtern am grössten: Im Jahr 2000 waren 86 Prozent der Arbeitnehmenden in der Unternehmensleitung Männer. Zumindest in der Kantonsverwaltung soll Lohnungleichheit schon bald Vergangenheit sein. Ein Bericht des Staatsrates auf ein Postulat zur Chancengleichheit von Frau und Mann verlangt die Bildung einer Arbeitsgruppe mit Mitgliedern aus allen Direktionen, um sich dem Problem anzunehmen. hs

Zur Person

Spezialistin für die Gleichstellung

Seit dem 1. März 2011 ist Sylvie Durrer Direktorin des Eidgenössischen Büros für die Gleichstellung von Mann und Frau (EBG). Vorher leitete die Sprachwissenschaftlerin das Gleichstellungsbüro des Kantons Waadt sowie verschiedene Kommissionen auf kantonaler und interkantonaler Ebene zum Thema häusliche Gewalt. Die 51-Jährige ist verheiratet und hat drei Kinder. hs

Meistgelesen

Mehr zum Thema