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Francis Ford Coppola präsentiert in Cannes sein Opus Magnum «Megalopolis» 

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40 Jahre Entstehungsgeschichte, 120 Millionen Dollar aus der eigenen Tasche für eine ultra-ambitionierten Science-Fiction-Parabel: Nie war eitles Scheitern spektakulärer.

«Grössenwahn, was hast du uns angetan?» fragt der deutsche Pop-Sänger Andreas Dorau in einem Lied, das wie die Faust aufs Auge zum Festival von Cannes passt, wo Grössenwahn Stammgast ist. Für zehn Tage ist nicht Paris der Nabel von Frankreich, sondern Cannes der Nabel der Welt. Zumindest in der Selbstwahrnehmung. Thierry Frémaux, der Direktor der Filmfestspiele, zählte zur Eröffnung die für ihn vier wichtigsten globalen Events auf: die Fussball-WM, die Olympischen Spiele, die – ernst gemeint – Tour de France und natürlich die von ihm geleitete Veranstaltung.

Somit ist das Selbstverständnis geklärt, das Selbstbewusstsein so gestärkt wie die Haute Couture der Stars, die den Teppich bevölkern. Bei der 77. Ausgabe stehen auch zwei im Rampenlicht, die vor fünfzig Jahren prägend für die kurze Blütezeit des New Hollywood wurden. Der eine, Francis Ford Coppola, brachte die Kultur der Gegenbewegung mit «The Godfather» auf ihren Höhepunkt. Und schlug zugleich die Brücke zum Massenkommerz der Blockbuster, die der andere, George Lucas mit «Star Wars» veredelte.

Coppola pfeift auf Publikumsgeschmack

Während Lucas in Cannes zum Abschluss die Goldene Ehrenpalme erhalten wird, präsentierte Coppola sein Opus Magnum: «Megalopolis». Es ist eine gigantomanische Ego-Odyssee, die perfekt an die Croisette passt, wo man alten, arrivierten Männern gerne ein warmes Plätzchen im Wettbewerb freihält, egal, was sie präsentieren. Schon die Fakten und Mythen rund um die Entstehungsgeschichte künden von purer Megalomanie, die entweder im Triumph oder im Debakel enden muss.

Seit mehr als 40 Jahren schleppte Coppola die Idee dazu herum: eine Parabel auf den Niedergang Amerikas im dekadenten Gewand des Römischen Reichs. Um die 120 Millionen Dollar Produktionskosten endlich zu stemmen, verkaufte der Regisseur Teile seines kalifornischen Weinguts. Ende 2022 realisierte er endlich das Projekt, von dem man glauben musste, es bleibe ewige Fata Morgana. Natürlich begleitet von Streitereien und Chaos am Set, was ein Mitarbeiter im «Guardian» mit den markigen Worten kommentierte: «Hat der Kerl jemals zuvor einen Film gedreht?»

Tatsächlich ist die romantische Science-Fiction-Parabel ein spektakuläres und grandioses Debakel geworden, das die Zuschauerschaft baff und teils buhend zurückliess. Dies soll die krönende Summe eines Regie-Lebens sein? So etwas hat man in der Filmgeschichte seit «Waterworld» (1995) von Kevin Costner (dieses Jahr zu Gast mit dem ersten Teil seines geplanten 12-Stunden Westerns «Horizon») oder «Heaven’s Gate» (1980) von Michael Cimino nicht mehr erlebt.

Nicht einmal bei Roman Polanskis Altersflop «The Palace» – darin ging es ebenfalls um Dekadenz – war einem Film so deutlich anzumerken, dass seinem Schöpfer sowohl die Geschmacksvorstellungen des Publikums als auch sämtliche Gesetze und Grenzen des Filmemachens vollkommen egal sind. Wenig verwunderlich hat «Megalopolis», von IMAX-Kinos abgesehen, bisher keinen US-Verleih gefunden.

Gefühlt jede Minute eine neue Idee

Adam Driver hampelt als versponnener Architekt Cesar Catilina durch ein retrofuturistisches New York, das hier New Rome heisst. Er hat gelernt, die Zeit anzuhalten, einen Nobelpreis für die Erfindung des äusserst flexiblen Material Megalon erhalten und wurde beschuldigt, seine Frau ermordet zu haben. Seine Pläne einer Traumstadt versucht er gegen den Bürgermeister Cicero (Giancarlo Esposito) durchzusetzen in dessen Tochter Julia (Nathalie Emmanuel) er sich verliebt. Dazu gibt es noch unzählige, sprunghaft wechselnde Nebenschauplätze um Familienränke, einen ominösen Satelliten oder ein Attentat.

Bereits nach zehn Minuten reibt man sich verwundert die Augen. Und fragt sich bang, ob man in jenen Sekundenschlaf eingetaucht ist, der die dauermüden Journalisten angesichts des dichten Programms gelegentlich ereilen kann und der im Kopf das Leinwandgeschehen in abenteuerliche Richtungen weiterspinnen lässt. Bei «Megalopolis» braucht man nicht einzunicken, um diesen Effekt zu erzielen. Die Geschichte mitsamt ihren Soap-Opera-Dialogen, Sets zwischen Schultheater und pompösem Art déco und Schauspielern wie Dustin Hoffman oder Jon Voight, die darin wie orientierungslose Statisten herumirren, fährt ein wie ein LSD-Trip.

Gefühlt jede Minute der 138 Minuten Laufzeit wird eine neue Idee entfesselt, die meisten ereilt allerdings der sofortige Tod. Es geht um Zeit, Politik, Utopien und den Status des Künstlers, gemeint ist damit Coppola selbst. Die Schriften von Ayn Rand oder Ralph Waldo Emerson schwirren ebenso herum wie römische Vestalinnen, Gladiatorenkämpfe, ein richtig schlimmer «Hamlet»-Monolog, Verweise auf «Matrix», «Citizen Kane» und das offensichtliche Vorbild: Fritz Langs «Metropolis». Jedes Bild dieses Films hat man schon irgendwo gesehen, im Original.

Die vierte Wand einreissen – wörtlich

All diese unausgegorenen Kopfgeburten schwanken zwischen Wahnsinn und Peinlichkeit; man kann schlicht nicht wegsehen bei diesem Mega-GAU. Das grösste Ärgernis ist dabei, dass sich das ganze Weltdeutungstheater am Schluss aufs banalste kanalisiert: In die Liebe und ihr Produkt, einem Baby. Denn «Megalopolis» hält auch eine pathetische Predigt an die künftigen Generation. Bedeutungsschwanger, als Rettung der Zivilisation, wird der Dialog beschworen.

Dazu wird an der gewagtesten und wohl stärksten Stelle des Films die vierte Wand eingerissen – und zwar wörtlich: Plötzlich geht das Saallicht an, ein Mann mit Mikrofon tritt im Kinosaal in Cannes vor die Leinwand und stellt dem auf der Leinwand sprechenden Adam Driver eine Interviewfrage. Das ist tatsächlich next level Kinodialog.

«Megalopolis» versucht, auf Biegen und Brechen, so visionär zu sein, wie es «Apocalypse Now» war, der 1979 an dieser Stätte die Goldene Palme erhielt. Dabei erneuert der Film wohl nur im Kopf des Regisseurs die Sprache des Kinos. Die Kritik schwankt zwischen Entsetzen und Entschuldigungsversuchen; immerhin habe Coppola hier unabhängig von allen glattgebügelten Trends in Hollywood seine eigene Lebensvision durchgeboxt. Doch ist es wirklich allein Mut, ist es künstlerische Integrität, das eigene Geld für die Befriedigung der eigenen Eitelkeit dermassen aus dem Fenster zu blasen?

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