Autor: Nicole Jegerlehner
Das Zentralgefängnis in der Freiburger Unterstadt erhält im Allgemeinen gute Noten von der nationalen Kommission zur Verhütung von Folter. Die Kommission hat das Gefängnis am 31. März und 1. April besucht und dabei mit Insassen und dem Personal gesprochen. «Das Zentralgefängnis scheint gut geführt zu sein», heisst es im Bericht der Kommission. «Es herrscht allgemein eine entspannte und positive Atmosphäre.»
Zu kleiner Spazierhof
Dennoch hat die Kommission einiges kritisiert. «Dabei geht es vor allem um architektonische Probleme in diesem historischen Gebäude», sagt Präsident Jean-Pierre Restellini. So ist der Spazierhof viel zu klein. «Wir sind uns dessen bewusst», sagt Didier Page, wissenschaftlicher Berater bei der Freiburger Sicherheits- und Justizdirektion. Bis in zwei Jahren soll einer der Innenhöfe anders gestaltet werden, «so dass beispielsweise Basketballspiele möglich sind».
Zu wenig Beschäftigung
Gleichzeitig haben die Insassen zu wenig Möglichkeiten, sich ausserhalb der Zellen zu beschäftigen. In der Schreiner-Werkstatt können höchstens fünf Personen aufs Mal arbeiten. Auch das werde sich ändern, sagt Page: «Wir wollen die Werkstatt vergrössern.»
Körperkontakt verboten
Die Kommission kritisiert auch, dass Untersuchungshäftlinge ihre Besucher hinter einer Glasscheibe empfangen müssen und dass Körperkontakt unmöglich ist. «Ohne Trennscheibe müssten wir die Sicherheitsmassnahmen erhöhen», sagt Page. Denn es bestehe die Gefahr, dass die Besucher den Häftlingen Mitteilungen oder Drogen zustecken. «Wir müssten die Besucher abtasten, und Wärter müssten die Treffen überwachen.» Das bedeute, dass mehr Personal benötigt werde. Der Kanton will darum nichts an dieser Praxis ändern.
Frauen und Minderjährige
Die schwerwiegendste Kritik der Kommission richtet sich gegen die Haftbedingungen der Frauen und Minderjährigen: «Ihre Situation ist besonders beunruhigend», sagt Restellini. Da nur sehr wenige Frauen und Jugendliche einsitzen, könne ihnen das Zentralgefängnis keine geeigneten Haftbedingungen bieten. Sei nur eine Person anwesend, befinde sich diese «de facto in Isolationshaft», sagt Restellini. «Und dabei wissen alle, dass vor allem Jugendliche nicht allein in ihren Zellen gelassen werden sollten.»
Die Kommission empfiehlt, die beiden Sektoren zu schliessen. Dem kommt der Kanton teilweise nach. Bis 2013 entsteht in Palézieux ein interkantonales Jugendgefängnis. Freiburger Jugendliche sollen dann dort hinter Schloss und Riegel gebracht werden.
Frauensektor vergrössern
Die Frauenabteilung hingegen könne nicht geschlossen werden, schreibt der Kanton in seiner Stellungnahme zum Bericht: Dies sei der einzige Ort im Kanton, in dem weibliche Häftlinge untergebracht werden könnten. Gehe aber der Sektor für Minderjährige zu, könne die Frauenabteilung vergrössert werden – so dass eine Werkstatt oder ein Aufenthaltsraum Platz fänden.
Im Zentralgefängnis sitzen jährlich rund 800 Häftlinge ein.Bild Alain Wicht/a
Zahlen und Fakten
Das Freiburger Zentralgefängnis
Das Zentralgefängnis in der Freiburger Unterstadt bietet Platz für höchstens 90 Personen; 70 Plätze sind für die Haft vorgesehen, 20 für die Halbgefangenschaft und das Arbeitsexternat. Fünf der Plätze befinden sich in der Frauenabteilung, vier im Sektor für Minderjährige. Jährlich sitzen rund 800 Häftlinge ein. njb