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«Frauenzimmer» erobern die Uni

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«Frauenzimmer» erobern die Uni

Eine Wanderausstellung zeigt die Geschichte des Frauenstudiums in der Schweiz

1864 hat an der Uni Zürich eine Russin als erste Frau in der Schweiz ein reguläres Studium aufgenommen. Heute sind je nach Fakultät und Hochschule bis zu 50 Prozent der Studierenden weiblich. Die Entwicklung in den 140 Jahren dazwischen zeigt ab Montag eine Ausstellung an der Uni Freiburg.

Von CAROLE SCHNEUWLY

«Da ich mich den Studien der Naturwissenschaften gewidmet habe, in der St. Petersburger Universität jedoch der Zutritt zu den Vorlesungen den Frauenzimmern untersagt ist […], sehe ich mich gezwungen, in eine der ausländischen Universitäten, in denen der Zutritt Frauenzimmern nicht untersagt ist, zu treten.»

Auf diese Weise hat im Jahr 1864 eine junge Russin namens Marija Alexandrowna Knjaznina einen Brief an den «Herrn Erziehungsdirektor der Politechnischen Anstalt in Zürich» begonnen. In dem Schreiben bat sie um Informationen über das Frauenstudium in Zürich und um Zulassung zu dieser «Anstalt, in der Frauenzimmern der Zutritt freisteht». Mit Erfolg: Marija ging als erste reguläre Studentin der Schweiz in die Geschichte der eidgenössischen Hochschulen ein.

Russinnen als Vorkämpferinnen

Anhand dieses und rund 70 weiterer Einzelbeispiele erzählt ab Montag eine zweisprachige Ausstellung an der Uni Freiburg die Geschichte des Frauenstudiums in der Schweiz. Darin erfährt man etwa, welch wichtige Rolle Studentinnen aus dem Russischen Reich für das Frauenstudium in der Schweiz spielten. In Zürich, einer der ersten europäischen Hochschulen, die Frauen zum Studium zuliess, aber auch in Bern, Lausanne und Genf waren die Russinnen Vorkämpferinnen für die Frauen an der Universität.

In Petersburg vom Studium ausgeschlossen, studierten sie in der Schweiz mehrheitlich Medizin. Viele dieser jungen Frauen standen den oppositionellen Kräften im zaristischen Russland nahe. Das Studium sahen sie als Möglichkeit, die revolutionäre Bewegung zu unterstützen.

Die Zahl der Schweizer Studentinnen war zur selben Zeit noch sehr gering, vor allem, weil für sie auch keine Gymnasien existierten. Erst nach 1915 waren an den Schweizer Universitäten insgesamt mehr Schweizerinnen als Russinnen eingeschrieben.

Studieren ja, promovieren nein

Vor dem Ersten Weltkrieg betrug der Frauenanteil vorübergehend um die 30 Prozent. Danach sank die Zahl allerdings rapide und pendelte sich während Jahrzehnten zwischen 12 und 14 Prozent ein. Erst um 1955 begann der Studentinnenanteil wieder merklich zu steigen. Die Spitzenwerte aus dem frühen 20. Jahrhundert wurden allerdings erst Ende der Siebzigerjahre wieder erreicht!

Seit 1993 erwerben mehr Frauen als Männer ein gymnasiales Maturitätsdiplom. Im Jahr 2000 haben gleich viele Frauen wie Männer ein Hochschulstudium aufgenommen. Die Studienwahl widerspiegelt allerdings noch weitgehend traditionelle Geschlechterrollen: Frauen sind in literatur- und sozialwissenschaftlichen Fächern über-, in Natur- und Ingenieurwissenschaften hingegen teilweise stark untervertreten.

Starken Nachholbedarf haben die Frauen bis heute in den höheren Sphären der akademischen Hierarchie: Im oberen Mittelbau machen sie heute etwa einen Fünftel aus, in der Professorenschaft gar nur sieben Prozent. Die Schweiz liegt damit unter dem Durchschnitt der OECD-Länder (zehn Prozent).

Wanderausstellung

Die Ausstellung «Frauen an der Universität» ist seit Mai 2003 als feste Sonderausstellung im Studentenhistorischen Museum Assens (VD) zu sehen. Als Auszug daraus ist im vergangenen Sommer eine Wanderausstellung entstanden, die erstmals im August anlässlich des Zentralfestes des Schweizerischen Studentenvereins im Forum Freiburg präsentiert wurde.

Das Interesse an der Ausstellung war derart gross, dass sie daraufhin auf Reisen ging: Während der Herbstsession des eidgenössischen Parlaments war sie im Bundeshaus West zu sehen. Von Mitte Oktober bis Mitte November ist sie in der Uni Freiburg, anschliessend in der Uni Bern. Nächstes Jahr soll sie zuerst an Mittelschulen und dann an weiteren Hochschulen in der ganzen Schweiz gezeigt werden.

An der Uni Miséricorde in Freiburg ist die Ausstellung vom 20. Oktober bis zum 20. November zu sehen: Am Montag, dem 20. Oktober (Semesterbeginn), sowie am Samstag, dem 15. November (Dies Academicus) in der Ehrenhalle, an den übrigen Tagen vor dem Saal Jäggi.

Von Suslova zu Maihofer

Vieles hat sich für die Frauen an den Universitäten verändert, seit 1864 die erste Frau in der Schweiz ihr Studium an der Uni Zürich aufnahm. Einige Eckdaten:
l 1867: Nadezda Prokof’evna Suslova schliesst an der Uni Zürich als erste Frau in der Schweiz und im deutschsprachigen Raum ein reguläres Studium ab (Medizin).
l 1868: Marie Heim-Vögtlin beginnt als erste Schweizerin ein Studium. 1872 besteht sie in Zürich das Staatsexamen in Medizin.
l 1898: Die Philosophin Anna Tumarkin wird als eine der ersten Frauen Europas habilitiert. 1909 wird sie ausserordentliche Professorin.
l 1905: Die 1889 gegründete Uni Freiburg lässt als letzte Schweizer Universität Studentinnen zu.
l 1909: Die Luxemburgerin Marie Speyer erlangt als erste Studentin der Uni Freiburg den Doktortitel.
l 1948: Laure Dupraz wird erste ordentliche Professorin in Freiburg. Ebenda wird sie 1949 als erste Frau in der Schweiz Dekanin.
l 1982: Die Physikerin Verena Meyer ist die erste Frau an der Spitze einer Schweizer Universität: Rektorin in Zürich bis 1984.
l 1997: Regina Wecker wird erste ausserordentliche Professorin am neuen Seminar für Frauen- und Geschlechtergeschichte an der Uni Basel. Erste ordentliche Professorin für Gender-Studies ist seit 2001 Andrea Maihofer. cs

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