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Freiburg gedenkt des begnadeten Chorleiters und Komponisten Pierre Kaelin

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Immer wieder findet sich ein Ereignis, um Freiburgs grossen Musiker Abbé Pierre Kaelin in Erinnerung zu rufen–das letzte Mal im Jahr 2005. Mit Konzerten und Anlässen wurde damals an den zehnten Todestag erinnert. Pierre Kaelin ist 1995 mit 82 Jahren an einem Krebsleiden gestorben. Zu einem erneuten Erinnerungstag gibt nun sein 100. Geburtstag Anlass.

 Dass der Komponist und Chorleiter nicht in Vergessenheit gerät, ist mehr als nur recht, hat Kaelin doch ein immenses Werk hinterlassen. Ein Katalog, den die Kantons- undUniversitätsbibliothek 1993 zusammenstellte, listet über 1000 Werke auf. In der Kantonsbibliothek ist auch der Fonds Pierre Kaelin untergebracht. In über 100 Kisten lagern seine Korrespondenz sowie Werke,Tonaufnahmen, Fotos und Dokumente zu seiner Tätigkeit als Chorleiter und -gründer, Musiklehrer, Konzertveranstalter. «Wir hoffen sehr, nächstes Jahr die Inventarisierung vornehmen zu können», sagt Silvia Zehnder-Jörg, Abteilungsleiterin «Freiburg-Sammlung» an der Kantonsbibliothek.

«Freiburger-Lande» 1981

Eines der wichtigsten Werke ist wohl «La joie partagée»–ein Oratorium, bei dem sich Kaelin vom Jazz inspirieren liess. Aber auch die «Symphonie des deux mondes» hat als populäres Werk Geschichte geschrieben. Kaelin arbeitete dabei mit dem brasilianischen Erzbischof Dom Helder Camara zusammen. Camara gehörte zu den profiliertesten Vertretern der Befreiungstheologie.

Viele erinnern sich vielleicht noch an Kaelins Werk «Terres de Fribourg» (Text Jean Winiger) oder «Freiburger-Lande». Neun Chöre mit 450 Mitgliedern, Solisten und Orchester haben es anlässlich der 500-Jahr-Feier des Eintritts Freiburgs in die Eidgenossenschaft 1981 beim Neiglen-Schulhaus in Freiburg aufgeführt.

Kaelin hat aber auch unzählige Lieder komponiert. Auf den 100. Geburtstag hin hat Michel Guinard aus Estavayer-le-Lac anhand von Schellack-Platten 18 Lieder auf einer CD festgehalten, grösstenteils gesungen vom Regiment-Chor Freiburg. «Ich bin ein grosser Bewunderer von Kaelin und habe bei ihm auch einen Dirigentenkurs besucht», so Guinard.

Viele Chöre

Zweifelsohne war Pierre Kaelin mehr Musiker als Priester. Als Komponist und leidenschaftlicher Chorleiter war er über die Kantons- und Landesgrenzen hinaus bekannt. Er hat Chöre ins Leben gerufen, die ihrem Gründer heute noch alle Ehre erweisen, so 1952 das «Chanson de Fribourg», das heute sein Neffe Pierre Huwiler leitet. Chorsängerin Christa Rüttimann aus Lustorf erinnert sich: «Kaelin war sehr streng und forderte einen lückenlosen Probenbesuch.» Auch sei ihm der optische Eindruck sehr wichtig gewesen. «Er hat uns Frauen aufgefordert, Lippenstift aufzutragen», sagt Rüttimann, die seit 47 Jahren als einzige Senslerin im «Chanson de Fribourg» singt. Sie habe mit Kaelin auch die Welt kennengelernt, sagt sie erfreut. «Zwei Mal waren wir mit dem Chor an einer Weltausstellung, 1968 in Montreal und 1970 in Osaka.» Kaelin sei ein talentierter Organisator gewesen. «Die Reisen hat er immer selber organisiert und auch das Geld dafür gefunden.»

 1957 gründete Kaelin den «Choeur symphonique de Fribourg» mit dem Ziel, das grosse klassische Repertoire aufzuführen. Mit beiden Chören reiste Kaelin um die halbe Welt. Nach Japan, in die USA, Kanada, Brasilien, Griechenland, Monaco.

Doch Kaelin war nicht nur Musiker, sondern überraschte immer wieder mit Erfindungen. «Auf seinem Auto hatte er zum Beispiel eine Kamera installiert, die sich um 360 Grad drehte», erzählt Christa Rüttimann. Damit sei er aufs Land gefahren, um vom Auto aus das Wild zu beobachten.

Unterricht in Musik

Kaelin hat seine Jugend zusammen mit drei Brüdern–zwei davon wurden ebenfalls Geistliche–und einer Schwester in Estavayer-le-Lac verbracht. Mit 19 Jahren begann er seine Dirigententätigkeit. Mit 20 trat er ins Priesterseminar ein. In der Schule César Frank in Paris studierte er Musik. Ab 1949 unterrichtete er am Lehrerseminar in Freiburg Musik. André Ducret, Dirigent des «Choeur des XVI» oder auch der letztes Jahr verstorbene Organist Karl Kolly zählten zu seinen Schülern. 1955 wurde Kaelin Professor für Chordirektion am Konservatorium Freiburg. Von Joseph Bovet übernahm er 1949 den Posten als Kapellmeister in der Kathedrale von Freiburg und übte dieses Amt während 34 Jahren aus. Pierre Kaelin trat also in die Fussstapfen des Freiburger Komponisten Abbé Joseph Bovet (1879–1951) und entpuppte sich als würdiger Nachfolger. Und er galt als unermüdlicher Schaffer: Ihm wurde nachgesagt, dass er bei jedem Schritt eine neue Idee hatte–und an einem freien Abend auch gleich einen neuen Chor gründete.

Wolfgang Steiert. Bild zvg

Programm

Konzert und Podium zum Hundertsten

Sonntag: 12. Mai

Kathedrale Freiburg, 10 Uhr: Aufführung der «Messe du Sacre» von Pierre Kaelin mit dem «Ensemble vocal de la cathédrale» (Leitung Pierre Georges Roubaty) und «La Chanson de Fribourg» (Leitung Pierre Huwiler). Aula der Universität, 17 Uhr:

Konzert mit fünf Chören.

Montag: 13. Mai

Kantons- und Universitätsbibliothek, 18.30 Uhr: Pascal Corminboeuf, ehemaliger Staatsrat und Präsident von «Musica Friburgensis», lässt zusammen mit Rémy Goumaz, Arzt und ehemaliger Präsident des «Choeur symphonique», das Leben Kaelins Revue passieren.il

Erinnerungen: «Kaelin war gleichzeitig locker, ungeduldig und grosszügig»

W olfgang Steiert, pensionierter Arzt aus Düdingen, hat 27 Jahre unter der Leitung von Pierre Kaelin im «Choeur symphonique» gesungen.

Wolfgang Steiert, wie haben Sie Pierre Kaelin als Chorleiter erlebt?

Meist war er locker. Er konnte aber auch ungeduldig sein und innert kurzer Zeit von einem Extrem ins andere fallen. Wurde er ein ungerades Mal Sängern gegenüber ausfällig, so bereute er es danach sofort. Die Probe begann immer mit einem gesungenen Gebetsruf. Im Vergleich, so denke ich, arbeiten heutige Chorleiter wohl mehr am Detail.

Wie haben Sie Kaelin als Mensch erlebt?

Er hat in den Proben viel über die grossen klassischen Werke erzählt und bei uns so die Begeisterung geweckt. Und die Probleme der Welt, Krieg, Armut, Gewalt haben ihn beschäftigt. In seinen Kompositionen setzte er sich damit auseinander. Kaelin war ein grosszügiger Mensch. Sein Auto lieh er immer wieder aus.

Haben Sie eine besondere Erinnerung an Kaelin?

Ich glaube, es war 1980. Nach einer Probe bat er mich, ihn nach Hause zu fahren. Dort diskutierte er mit mir über ein zukünftiges Werk. Es handelte sich um den Psalmus Friburgensis, den wir dann mit ihm anlässlich der 500-Jahr-Feier des Eintritts Freiburgs in die Eidgenossenschaft im Juni 1981 in der Kathedrale aufgeführt haben. Und 1972, in Monaco, fuhr er mit uns ans Meer. Dort lernte ich ihn als ausgezeichneten Schwimmer kennen. Es war November. il

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