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Freiburg übt den Aufstand

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: Carole Schneuwly

Revolution in der arabischen Welt, Demonstrationen in Griechenland und Spanien, Kundgebungen in Stuttgart und in Mühleberg… Die Zeit scheint reif für Menschen, die sich erheben, weil sie nicht länger schweigen wollen. Und in Freiburg? Was haben Freiburgerinnen und Freiburger zu sagen? Wofür oder wogegen wollen sie sich engagieren? Was bringt sie demonstrierend auf die Strasse?

Diese Fragen stellt sich das Künstlerduo Martin Schick und Vreni Spieser im Rahmen des diesjährigen Bollwerk-Festivals, das am Wochenende begonnen hat. Und der Freiburger und die Zürcherin nehmen die Sache gleich selber in die Hand: Jeden Tag rufen sie abends um punkt sieben nach sieben zur Revolution auf und versuchen, eine bestimmte Bevölkerungsgruppe zu mobilisieren.

Die Kinder findens lustig

Den Auftakt sollten am Samstagabend aus aktuellem Anlass Kunstschaffende machen: Aus Solidarität mit der niederländischen Kulturszene, die mit drastischen Subventionskürzungen konfrontiert ist, sollten sich die hiesigen Künstlerinnen und Künstler mit ihrem eigenen Status auseinandersetzen und ihre Forderungen gegenüber dem Staat formulieren. Schick und Spieser hatten alle ihre Kontakte genutzt und via Facebook dazu aufgerufen, sich am Nachmittag im Perollespark zu besammeln, um den abendlichen Protestmarsch vorzubereiten.

Im Park war denn auch alles bereit: Das Duo hatte sich in seinem Holzhäuschen mitten auf der Wiese eingerichtet, die Stühle für die Diskussionsrunde standen bereit, die Masken zum Vermummen waren ebenso zur Hand wie leere Schilder und Plakate, auf die die Demonstrierenden ihre Forderungen schreiben sollten. Doch lange waren es vor allem Kinder, die sich für das lustige Häuschen interessierten, während ein paar zufällige Passanten einige Worte mit dem Künstlerduo wechselten, bevor sie sich wieder ihren samstäglichen Aktivitäten zuwandten.

«Irgendwas mit Hoffnung»

Wo aber blieben all die engagierten Kunstschaffenden, die doch auch in Freiburg gerne mehr Unterstützung, mehr Engagement, mehr Räume fordern? «Viel scheinen sie nicht zu sagen zu haben», meinte Martin Schick. «Ich vermute, dass viele von ihnen später kommen, um zu schauen, was hier passiert.» Er sollte recht behalten: Als der Moment der angekündigten Revolution näherrückte, füllte sich die Wiese immer mehr. Gegen 19 Uhr waren gut 60 Personen beim Holzhäuschen versammelt – und setzten sich erst einmal ins Gras, um zu sehen, was nun kommen sollte. Für Vreni Spieser ein irritierender und doch bezeichnender Anblick: «Eine engagierte Demonstration sieht anders aus, aber hier hat sich wieder einmal die typische Konsumhaltung gezeigt.»

Mit Kunstrauch und Musik

Doch davon liessen sich die beiden Initianten nicht beeindrucken: Pompös inszeniert mit Kunstrauch und Musik, trat Martin Schick im goldenen Superhelden-Kostüm um sieben nach sieben aus dem Häuschen, verteilte die leeren Schilder und die Masken unter den Anwesenden und forderte sie wortlos auf, ihm zu folgen. Mit einem grossen weissen Kreuz, dem Symbol des Kampfs der niederländischen Kulturschaffenden auf den Schultern, führte er den Zug an. Und tatsächlich: Die meisten der Anwesenden spielten mit und folgten Schick und Spieser auf ihrem Weg zum Bollwerk – obwohl die meisten keine genaue Vorstellung davon hatten, wofür oder wogegen sie hier eigentlich demonstrierten. «Irgendwas mit Hoffnung und Revolution», sagte eine Teilnehmerin. «Ich lasse mich überraschen», eine andere. Und ein dritter: «Sie werden uns schon sagen, worum es geht.» Sieht so also revolutionärer Eifer in Freiburg aus? Martin Schick weiss selbst: «Ohne Notstand gibt es keinen Protest.» Für ihn ist der Auftakt zum Experiment «Revolution at 19:07» trotzdem gelungen: «Immerhin haben die Leute am Ende mitgemacht. Und der Protestmarsch mit den leeren Schildern ist doch ein schönes und aussagekräftiges Bild.»

Er und Vreni Spieser jedenfalls werden noch die ganze Woche in ihrem Häuschen im Perollespark ausharren und jeden Abend eine Revolution anzetteln. «Wir üben den Aufstand», so Schick. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Held Candide alias Martin Schick brachte rund 60 Personen dazu, ihm auf dem Marsch vom Perolles zum Bollwerk zu folgen.Bild Aldo Ellena

Programm

Nostalgiker für Revolution gesucht

Das Bollwerk-Festival dauert noch bis zum kommenden Samstag und bietet täglich, ausser heute Montag, nationale und internationale Kunstprojekte aus allen Sparten. Ab morgen gehen auch die täglichen Revolutionen von Martin Schick und Vreni Spieser weiter: So ist die Reihe am Dienstag an den Senioren, am Mittwoch an den Nostalgikern und am Donnerstag an den Reichen. Vor allem für den Mittwoch suchen die Initianten noch Teilnehmer: Wer nostalgisch dem Restaurant Des Alpes, der Blütezeit der Brauerei Cardinal oder den Einkaufszentren ABM und Epa nachtrauert, kann dem ab 17.30 Uhr beim Holzhäuschen im Perollespark Ausdruck geben. Hier besteht auch die Möglichkeit, rund um die Uhr mit dem Künstlerduo ins Gespräch zu kommen oder in einem Briefkasten ganz persönliche Ärgernisse zu deponieren. cs

www.belluard.ch

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