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«Für Stammtischkritik war ich nicht zu haben»

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«Für Stammtischkritik war ich nicht zu haben»

Béatrice Zbinden-Boschung blickt auf ihre Amtszeit als Frau Ammann von Plasselb zurück

Béatrice Zbinden beurteilt ihre Zeit als Frau Ammann von Plasselb und Grossrätin als eine Zeit der Weiterbildung. Sie ist überzeugt, dass kein Beruf eine solche Vielfalt an Erfahrungen ermöglicht.

Mit BEATRICE ZBINDEN
sprach ANTON JUNGO

Sie wurden Frau Ammann zum Zeitpunkt, als die Gemeinde eben die grösste Investition in ihrer Geschichte getätigt hatte. Hat dies Ihre Arbeit beeinflusst?

Ganz sicher hat die Investition von 8,2 Millionen Franken in die Mehrzweckhalle die Arbeit beeinflusst und sie wird es auch noch die nächsten Jahre. Es geht nicht ohne Einschränkungen. Wir haben im Budget viele Pflichtausgaben und für grössere Investitionen bleibt nicht mehr viel Platz. Man muss immer bedenken, dass bei Investitionen Finanz- und Folgekosten entstehen und diese über die laufende Rechnung beglichen werden müssen.

Die Pro-Kopf-Verschuldung liegt zurzeit bei 6033 Franken und die Steuereinnahmen stagnieren eher. Trotzdem haben wir einiges realisiert. Ich denke an die erste Etappe der Wasserversorgung, die Anschaffung eines Gemeindefahrzeuges, Investitionen in die Gemeindewirtschaft, die Dorfplatzgestaltung und Garantiearbeiten bei der Mehrzweckhalle.

Grössere Wünsche wie die Sanierung der Sagebodenstrasse oder die Renovation des Schulhauses sind noch offen.

Was hat Sie motiviert in die Politik einzusteigen und dies gleich mit einem Doppelmandat als Gemeinderätin und später als Grossrätin?

1995 hat man mich angefragt, ob ich bereit wäre, ein Amt zu übernehmen. Etwas für die Allgemeinheit tun sollte eigentlich jeder. Ich sah es als Ehre an, dass man überhaupt an mich als Frau gelangt ist, und als ich dann auch noch gewählt wurde, war dies für mich eine grosse Überraschung.

Seit 1996 im Gemeinderat, seit 2001 Frau Ammann und Grossrätin, dazu erste Beisitzerin am Friedensgericht. Wie konnten Sie ihre politische Tätigkeit mit dem Privatleben vereinbaren?

Für das Privatleben blieb tatsächlich nicht mehr viel Zeit. Es war vor allem der Kontakt zu den Freunden, den ich vermisste.

Ich suchte bei meiner politischen Arbeit die Nähe zur Bevölkerung. Diese Nähe fehlte mir im Grossen Rat ein wenig. Deshalb habe ich im Sommer 2004, als ich meine politische Tätigkeit reduzierte, zuerst dort abgebaut.

Weshalb kandidierten Sie auch für den Gemeinderat nicht noch einmal?

Ich spürte, dass ich in meinem Leben noch etwas anderes machen möchte, und suchte eine berufliche Veränderung. Ich bin dabei, mein eigenes Unternehmen im Bereich interaktiver Handel aufzubauen. Eine solche Tätigkeit ist mit dem Amt als Ammann nicht ausführbar. Zur Veränderung in meinem Leben gehört aber auch der Wegzug von Plasselb.

Obwohl wir in Plasselb eine sehr effiziente Verwaltung haben, wäre es wünschenswert eine Fachperson für das Bauamt mit mehreren Gemeinden zu engagieren. Ein gemeindeeigenes Bauamt wäre für unsere Gemeinde finanziell nicht tragbar.

Die Gemeinde verfügt über grosse Baulandreserven und doch ist die Bevölkerungszahl rückläufig. Bis heute haben wir keine Lösung gefunden, wie man Bauinteressierte für die schöne Wohnlage begeistern könnte.

Haben Sie für Ihre Arbeit bei der Bevölkerung auch Anerkennung erhalten?

Ich habe das Gefühl, dass meine Arbeiten zum grössten Teil anerkannt wurde. Ich war aber auch immer dankbar für Kritik, wenn diese begründet war. Wir alle machen Fehler und können nicht an alles denken. Aber für so genannte Stammtischkritik war ich nicht so zu haben.

Zu meinem Aufgabenbereich gehörte auch das Ressort Soziales. Da werden Probleme behandelt, die nicht hinausgetragen werden dürfen. Als Präsidentin der Sozialkommission ist man ebenfalls an das Amtsgeheimnis gebunden.
Ich bin überzeugt, wenn man die Arbeit der Gemeinderäte und der Angestellten ein wenig mehr schätzen würde, könnte das motivierend für deren Arbeit sein. Man sollte nichts als selbstverständlich hinnehmen.

Was wird Ihnen aus Ihrer 10-jährigen politischen Tätigkeit in Erinnerung bleiben?

Es sind vor allem die vielen Fachkenntnisse, die ich mir aneignen konnte, und die Kontakte, die ich mit anderen Gemeinden und mit Amtsstellen des Kantons auf allen Gebieten pflegen konnte. Diese Vielfalt bietet kein anderer Beruf.

Ich habe aber auch gelernt zuzuhören und gemeinsam Lösungen zu suchen. Ich musste lernen, über der Sache zu stehen. Man darf in einem solchen Amt nicht nachtragend sein. Im Gemeinderat selbst gab es bei der Behandlung schwieriger Dossiers Hochs und Tiefs. Der Zusammenhalt war aber immer gut. Das Kollegialitätsprinzip wurde eingehalten. Ich wünsche auch meinen Nachfolgern eine glückliche Hand bei ihrer Arbeit.

Welche Aufgaben stehen der Gemeinde in der nächsten Zeit bevor?

Erwähnen möchte ich die Revision der Ortsplanung mit dem schon angesprochenen Problem des Bevölkerungsrückgangs. Verschiedene gemeindeinterne Reglemente müssen angepasst werden. Ein weiteres Problem ist die Ärgeraverbauung, wo eine Lösung zwischen den Interessen der IG Sageboden, der Gemeinde und des Kantons gefunden werden muss. Zurzeit läuft auch die Diskussion zwischen dem Staat und den Gemeinden Oberschrot, Plaffeien und Plasselb über die Gründung einer Revierkörperschaft.

Auch das Schulhaus müsste renoviert werden, obwohl die Zahl der Schüler in den nächsten Jahren voraussichtlich rückläufig sein wird.

Weshalb war eigentlich in Plasselb die Fusion nie ein Thema?

Das kann man nicht so sagen. Wir haben die Frage mit den Gemeinden Plaffeien, Oberschrot, Zumholz und Brünisried geprüft. Bevor wir aber in die arbeitsintensive Phase von Fusionsverhandlungen einstiegen, war es für den Gemeinderat wichtig, die Meinung der Bevölkerung durch eine Umfrage zu erfahren. Das Resultat dieser Umfrage war deutlich gegen eine Fusion ausgefallen.

Wäre eine Fusion aber nicht trotzdem sinnvoll?

Das sehe ich schon, aber zuerst müsste die Zusammenarbeit unter den Gemeinden intensiviert werden. In Plasselb war die Suche nach Gemeinderatskandidaten schwierig und wird in Zukunft voraussichtlich nicht einfacher werden. Die Aufgaben eines Ammanns oder Gemeinderates werden immer komplexer, arbeits- und zeitintensiver. Durch eine Fusion würde das Oberland ebenfalls mehr Gewicht innerhalb des Bezirks erhalten. Das Miteinander muss unbedingt gefördert werden.

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