Gab es eine Hexensekte?
Deutscher Geschichtsforschender Verein
Es waren vor allem gesellschaftliche und herrschaftspolitische Umstände, die in der Westschweiz schon im 15. Jh. zu Hexenverfolgungen führten. Die Historikerin Kathrin Utz Tremp ist überzeugt, dass die Hexensekte in den Köpfen der Inquisitoren entstanden ist.
Mit dem Vortrag «Mit Hexenbesen und Zaubersalbe» eröffnete Kathrin Utz Tremp, am Dienstagabend die neue Veranstaltungsreihe des Deutschen Geschichtsforschenden Vereins. Am Beispiel eines Hexenprozessen zu Beginn des Jahres 1448 in Vevey zeigte sie, unter welchen Umständen es in der Westschweiz schon sehr früh zu Hexenverfolgungen gekommen ist und wie schwierig es ist, das Hexenwesen zu fassen.
Aufgefallen ist ihr bei der Bearbeitung des Quellenmaterials, dass im 15. Jh. Hexer und Hexen oft noch als Häretiker bezeichnet werden. Beim erwähnten Prozess in Vevey ist zudem auffällig, dass alle, die der Hexerei verdächtigt wurden, in einer Beziehung zu jenen standen, die sie angezeigt hatten. Sie vermutet, dass man oft dann zum Vorwurf der Hexerei griff, wenn man keine Chance hatte, sein Recht vor einem ordentlichen Gericht zu erlangen.
Kritisch wird es dann, wenn die kirchliche Inquisition ins Spiel kommt. Im Prozess von Vevey sieht sie ein gutes Beispiel dafür, wie Menschen in Hexen verwandelt werden. «Man gesteht, was einem vorgelegt wird», hielt Kathrin Utz Tremp fest. Vor allem dann, wenn auch Folter im Spiel ist. «Ich bin überzeugt, dass die immer wieder erwähnte Hexensekte in den Köpfen der Inquisitoren entstanden ist.» Die bei Hexenprozessen oft erwähnten Kindsmorde könnten mit dem Engagement der Kirche gegen uneheliche Kinder oder auch mit der grossen Kindersterblichkeit der damaligen Zeit zusammenhängen. So gab es z. B. noch keine Erklärung für den plötzlichen Kindstod.
Auffällig ist für die Historikerin, dass der Ausgang auch von «Hexenprozessen» oft davon abhängt, wessen Schutz ein Angeklagter geniesst. Die starke politische Zerstückelung in der Westschweiz führte dazu,
dass es bei den Prozessen auch um die Verteidigung des Territoriums ging. ja
Stadt-Jubiläum
steht bevor
Dem Vortrag von Kathrin Utz Tremp war die Hauptversammlung des Geschichtsforschenden Vereins vorausgegangen. Wie Präsident François Guex in seinem Jahresbericht erklärte, arbeitet der Verein in einer Arbeitsgruppe für die Vorbereitung des 850-Jahr-Jubiläums der Stadt Freiburg von 2007 mit. Das Konzept stehe, hielt er fest.
Der Geschichtsverein zählt zurzeit 528 Mitglieder. Silvia Zehnder-Jörg, die kürzlich im Rahmen ihrer Doktorarbeit die älteste Chronik Freiburgs ediert hat, wurde neu in den Vorstand gewählt. Sie ersetzt Angelina Wenger-Brügger, die nach fünfjähriger Amtszeit ihre Demission eingereicht hatte. ja