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Gastkolumne von Franz Engel: Bedrohungen

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Wozu dient unsere Armee? Wohl in erster Linie dazu, um uns alle, also dich und mich, zu beschützen. Zu beschützen, in Zeiten, in denen unser Leben, unsere Freiheit und unsere Unabhängigkeit bedroht sind. Traditionell steht hinter dieser Bedrohung ein «Böser Feind» (im Militärjargon «BöFei»), der es auf unsere zum Teil grossartigen Errungenschaften, inklusive Bankgeheimnis, Steuerflucht und Alpabzug, abgesehen hat. Falls notwendig auch mit Waffengewalt. Es ist aber nicht von der Hand zu weisen, dass unsere Armee, als Ausdruck der bewaffneten Neutralität, dazu beigetragen hat, uns vor den Gräueln des Krieges zu schützen und unsere Unabhängigkeit zu bewahren.

Vor rund 75 Jahren ging der 2. Weltkrieg zu Ende, und vor fast 30 Jahren fiel die Sowjetunion inklusive Warschauer Pakt, ideologisch zur «Mutter aller Bedrohungen» hochstilisiert, vollständig auseinander. Der «Kalte Krieg» ist Geschichte, die kalten Krieger aber scheinen immer noch zu frieren.

Wir schreiben das Jahr 2020, die ganze Welt steht im Krieg gegen ein kleines Wesen namens Corona (Sars-CoV-2). Menschen sterben, die Wirtschaft wurde stillgelegt und ist bis heute schwer angeschlagen. Grenzen wurden geschlossen, Freiheiten mussten eingeschränkt werden, grosse Teile der Bevölkerung sind verunsichert, tätigten aus Angst vor Engpässen Hamsterkäufe (wenn auch vor allem Toilettenpapier!), das Leben schien stillzustehen. Diesmal sind auch wir direkt betroffen: Die Armee wurde mobilisiert, Soldaten an die Grenze beordert, eingesetzt in Spitälern, Heimen usw. Und erneut sind wir dankbar, dass wir in der Schweiz eine Organisation zur Verfügung haben, die auf dem Höhepunkt der Bedrohung in so kurzer Zeit zu Verfügung stand und vielfältig und erfolgreich eingesetzt werden konnte.

Inzwischen sind die Soldaten wieder zurück in der Kaserne oder zu Hause. Und was mich am meisten beeindruckte: Dieser äusserst sinnvolle Einsatz war erfolgreich ohne Gewehre, Kanonen, Panzer und Kampfflugzeuge.

Und etwas wurde uns klar vor Augen geführt: Die realistischen Bedrohungen können nicht mit Armeen abgewehrt werden, Pandemien machen nicht vor Grenzen halt, ihre Bekämpfung braucht nicht Strategien, wie sie vielleicht noch am Morgarten sinnvoll waren. Und wie steht es mit unserer Unabhängigkeit? Wir, die wir «fremde Richter» als des Teufels bezeichnen und, zumindest in katholischen Gebieten, bei ihrer Erwähnung unverzüglich zum Weihwasser greifen. Wie stand es damit auf dem Höhepunkt der Krise?

Medikamente und Desinfektionsmittel fehlten, wo unsere Pharmaindustrie doch zu den Besten gehört. Masken und Schutzkleidung fehlten, wo unsere Textilindustrie doch zu den Besten gehört. Medizinische Geräte wurden Mangelware, wo unsere Maschinenindustrie doch zu den Besten gehört.

Grenzschliessungen gegenüber Hochrisiko-Regionen konnten nicht durchgeführt werden, weil kranke Menschen nicht mehr hätten gepflegt werden können, was zur absurden Situation führte, dass durch diese Öffnung das Risiko bestand, dass noch mehr Menschen erkrankten usw. Machen wir uns nichts vor, eine «Erst-August-Reden»-Unabhängigkeit gibt es nicht mehr und hat es so wohl auch nie gegeben. Vielleicht hat das auch sein Gutes. Abhängig sein heisst doch auch aufeinander angewiesen sein, und wenn wir uns dessen bewusst sind, könnte das doch ein Beitrag zum positiven Zusammenleben sein.

Deshalb sei die Frage erlaubt: Welchen Sinn macht es, Milliarden in eine Armee zu investieren, die ihre Berechtigung vor allem aus der Vergangenheit bezieht? Ist es nicht höchste Zeit, den realen, aktuellen und künftigen Bedrohungen entgegenzutreten? Dies sind in unserer globalisierten und vernetzten Welt nun mal die Infektionskrankheiten, und es wird höchste Zeit, aufzuwachen. Niemand kann es sich nach (?) der Corona-Pandemie leisten, diese Gefahr zu verdrängen, eine Gefahr, auf die schon seit Jahrzehnten ungehört hingewiesen wird. Erinnern wir uns doch an Ebola, Vogel- und Schweinegrippe, Sars usw.

Wäre es nicht viel sinnvoller, hier in Ausbildung, Ursachenforschung, Prävention und mögliche Therapien zu investieren? Denn diese Pandemie ist nicht vorbei, und eine nächste kommt bestimmt, und es könnte nicht schaden, besser darauf vorbereitet zu sein. Dazu gehört auch eine Zivilschutzorganisation, die in Sachen Ausbildung und Ausrüstung den aktuellen Bedürfnissen entspricht und nicht länger als «dienstuntauglich» definiert wird.

Vielleicht müsste in diesem Zusammenhang auch unsere Lebensweise hinterfragt werden, insbesondere die Produktion von «Lebensmitteln»: die rücksichtslose Massentierhaltung (gibt es hier nicht einen Zusammenhang?), die Bewirtschaftung des Bodens, wo der Landwirt gezwungen ist, gesundheitsgefährdende Pestizide und Herbizide einzusetzen, will er einigermassen rentabel produzieren – Gifte, die inzwischen sogar in unserem Trinkwasser die in der Regel sehr grosszügig definierten Grenzwerte überschreiten.

Es ist höchste Zeit, die ­Augen zu öffnen.

Der Düdinger Franz Engel ist pensionierter Arzt und verbringt nun seine freie Zeit mit Fischen und dem Hüten der Enkelkinder. Als Gast­kolumnist bearbeitet er im Auftrag der «Freiburger Nachrichten» in regelmässigem Rhythmus selbst gewählte Themen.

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