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Gefängnis für den «Notfall-Randalierer»

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Autor: PAscal Jäggi

Ist ihm bloss eine Sicherung durchgebrannt, oder ist er ein gefährlicher Mensch? Das Strafgericht entschied eher in letzterem Sinne, als es gestern einen heute 22-jährigen Mann zu 14 Monaten Gefängnis, sechs davon unbedingt, verurteilt hat.

Völlig ausgetickt

Der junge Mann hatte vor zwei Jahren die Öffentlichkeit schockiert, als er den Rezeptionisten des Notfalls im Freiburger Kantonsspital tätlich angegriffen hatte. In der Nacht des 15. Februar 2009 war der damals 20-Jährige mit einer Gruppe von Freunden ins Kantonsspital gefahren. Der Grund war, dass sein Bruder, der an multipler Sklerose leidet, Atembeschwerden hatte. Der Angeschuldigte sei nervös und aufgebracht gewesen, erinnerten sich die Kollegen. Der Rezeptionist hat gemerkt, dass der Patient einen Arzt braucht, und versucht, telefonisch einen zu erreichen. Noch während er am Telefon war, ist der Angeschuldigte aufgesprungen und hat einen Stuhl in Richtung des Rezeptionisten geworfen, ihn aber verfehlt. Daraufhin sprang der Mann über den Empfangstresen und begann, zuerst mit beiden Fäusten und dann mit einer Metallschublade, auf den Rezeptionisten einzuschlagen. Nicht ohne den gebürtigen Vietnamesen einen «dreckigen Chinesen» zu nennen. Erst zwei weitere Mitarbeiter konnten den ausser Rand und Band geratenen Mann festhalten.

Vor Gericht versuchte der 22-Jährige den Drogen die Schuld zu geben. Damals habe er Kokain konsumiert. «Ist das nicht eine etwas einfache Entschuldigung?», fragte Gerichtspräsident Jean-Marc Sallin. Ja, beschied der Angeschuldigte knapp. Eine echte Erklärung für seine wahnsinnige Tat fand er allerdings auch gestern nicht.

Schwere Folgen

Im Kantonsspital wirkt der Vorfall nach. Unter anderem ist seither jeweils ein Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma im Notfall anwesend (siehe auch Kasten). Der Angegriffene gab an, dass er sich einigermassen von dem Vorfall erholt habe. Jedoch musste er über längere Zeit psychologische Hilfe in Anspruch nehmen. «Heute macht es mir schon noch Angst, wenn im Notfall schräge Typen auftauchen», sagte der Rezeptionist.

Sehr brutal vorgegangen

Staatsanwalt Marc Bugnon betonte in seinem Plädoyer die grosse Brutalität der Attacke. Dem vor Gericht korrekt auftretenden jungen Mann sei nicht zu trauen. «Er ist ein Lügner», so Bugnon. Der Mann ist mehrfach straffällig geworden. In einem Prozess wegen Drogenhandels in Lausanne habe er verkündet, im November 2008 sein Leben geändert zu haben, sagte der Staatsanwalt – drei Monate später schlug er im Notfall des Freiburger Kantonsspitals zu. Vom Kokain hat er die Finger nicht lassen können. Im letzten Jahr wurde er in seinem Auto angehalten, in seinem Blut wurde Kokain nachgewiesen.

Bugnon forderte für den 22-Jährigen eine 14-monatige Gefängnisstrafe wegen einfacher Körperverletzung, Beleidigung, Drohung und Gewalt gegen Autoritätspersonen und Fahren unter Drogeneinfluss, sechs Monate davon sollte er in Halbgefangenschaft absitzen.

Sébastien Pedroli, Verteidiger des Angeschuldigten, forderte eine vollständig bedingte Strafe. Er verwies auf das ehrliche Bereuen seines Mandanten, der den zivilen Forderungen nachkommt und einen Entschuldigungsbrief geschrieben hat.

Grundlose Gewalt

Dem Gericht unter dem Vorsitz von Jean-Marc Sallin reichte das Bereuen nicht aus. Es setzte exakt das gleiche Strafmass an wie der Staatsanwalt. «Dieser Vorfall war absolut unnötig», so Sallin. Der Angeschuldigte habe den Mann angegriffen, der seinem Bruder helfen wollte, und das mit unglaublicher Brutalität. Für das Gericht war das ein klarer Fall von grundloser Gewalt.

Sébastien Pedroli kündigte nach dem Urteil an, dass er Rekurs einreichen wird.

In der Notaufnahme des Kantonsspitals spielten sich in der Nacht des 15. Februar 2009 grausige Szenen ab.Bild Vincent Murith/a

«Jeder hier weiss: So etwas kann irgendwann nochmals passieren»

Autor: fahrettin calislar

Doktor Garcia, hat der Vorfall Spuren hinterlassen?

Es geht ein bisschen besser. Doch für das Personal ist der Vorfall in der Erinnerung noch sehr präsent. Das Gefühl von Unsicherheit hängt in der Luft. Vielleicht nicht mehr so stark, aber man kann es noch spüren. Jeder weiss: Das kann irgendwann nochmals passieren. Während die physische Gewalt stark abgenommen hat, sind verbale Angriffe noch immer häufig.

Worauf führen Sie das zurück?

Wir haben pro Jahr 30000 Patienten im Notfall. Sie müssen manchmal lange warten, in der Nacht, am Wochenende und am Montag vor allem. Im Schnitt dauert es drei Stunden von der Ankunft bis zur Entlassung. Das macht viele Leute unruhig.

Welche Massnahmen wurden seither eingeführt?

Wir haben Kurse in Aggressionsmanagement für das Personal durchgeführt und einen Sicherheitsdienst organisiert, der ab August 24 Stunden zur Verfügung steht. Wir haben die Abläufe in der Patientenaufnahme geändert. Wir schenken dem Patienten mehr Aufmerksamkeit und erklären ihm, weshalb er so lange warten muss. Beispielsweise, weil wir Abklärungen treffen oder Untersuchungen durchführen müssen, die halt eine gewisse Zeit dauern. Wir versuchen, gezielt zu informieren, damit die Patienten wissen, was läuft. Und wir haben den Empfangsbereich etwas umgebaut. Die Stühle sind nun fix installiert, dass sie niemand herumwerfen kann, und die Glasscheiben wurden vergrössert, um einen besseren Schutz zu gewährleisten.

Man will helfen und wird angegriffen. Frustet Sie das?

Viele Leute brauchen zwar Hilfe, aber für kleinere Beschwerden, mit denen sie eigentlich zum Hausarzt müssten. Die schweren Fälle sind nie das Problem, weil sie zuerst behandelt werden. Da wir aber in einer Gesellschaft leben, in der die Leute einen sofortigen und umfassenden Service erwarten, fühlen sie sich schlecht behandelt. Sie sehen sich vermehrt als Kunden einer Dienstleistung. Sie sagen, sie bezahlten ja Krankenkassenprämien und hätten ein Anrecht darauf.

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