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Gefechtspackung 90 zurück ans Vaterland

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Gefechtspackung 90 zurück ans Vaterland

Marschbefehl «Entlassung aus der Wehrpflicht» für den Seebezirkler Jahrgang 1967

Mit der Reduktion des Truppenbestandes für die Armee XXI sind diese Woche in der Kaserne La Poya in Freiburg gleich mehrere Jahrgänge aus dem Seebezirk aus der Wehrpflicht entlassen worden. Der allerletzte Diensttag aus der Sicht eines Direktbetroffenen.

Von URS HAENNI, Motf Uof a.D.

Am Anfang, da war der Experte Baumeler gewesen. Er hatte am 11. Februar 1986 die Prüfung der körperlichen Leistungsfähigkeit vorgenommen und diese als «sehr gut» bewertet. Hptm Naef Jürg setzte bei der Verfügung der sanitarischen Untersuchungskommission den Stempel «Diensttauglich» darunter – es war der Beginn von 465 Diensttagen als Angehöriger der Schweizer Armee, kurz AdA.

Einzurücken galt es damals in der Kaserne Kloten, um Dienst zu tun bei der Übermittlungs-Rekrutenschule 262, kurz Uem RS, Kompanie III.

Am Donnerstag, 17. Juni 2004, erfolgte nun gemäss Marschbefehl, kurz MB, der 465. und letzte Diensttag. Zu leisten beim Kreiskommando Freiburg, kurz Entl Kr Kdo: Die Entlassung aus der Militärdienstpflicht, kurz «Abgäh».

Vier «Bigeli» gemäss grünem Zettel

Wie bei jeder Dienstleistung, so hat auch diese letzte am Vorabend im eigenen Estrich begonnen. Es galt, die beiden Kisten mit Militärkram herunterzuholen. Auf einem grünen Zettel hatte das Entl Kr Kdo bereits zum Voraus geschrieben, was rückgabepflichtige und was nicht rückgabepflichtige Gegenstände sind.

Die grösste Herausforderung einer schweizerischen Militärkarriere besteht darin, möglichst viel Ordnung zu behalten, damit man bei einem Einrücken möglichst wenig suchen muss, möglichst nur das Notwendige mitnimmt und möglichst nichts verliert.

Nach 464 Diensttagen hat man diesbezüglich Erfahrung, und so war der Entschluss gefasst, auf dem Bett vier ,,Bigeli” zu machen: Was man am Entlassungstag anziehen muss, was man abgeben muss, was man abgeben darf, und was man gerne behalten möchte.

Obligatorisches geschossen?

Abzugeben wären einmal Sturmgewehr und Bajonett mit Taschenmunition und Putzzeug. Dieses befindet sich aber schon seit 13 Jahren im Zeughaus. Unter dem Einfluss eines Herz zerreisenden Briefes und eines ärztlichen Zeugnisses hatte ein Hptm Daucourt 1991 «schiessuntauglich» attestiert. Für acht Franken hatte damals beim Abgeben der Waffe sogar ein Zeughäusler sie geputzt. All dies hat das neue militärische Personalinformationssystem, kurz «Pisa», nicht daran gehindert, diesen Frühling nachzufragen, ob man denn die obligatorische Schiesspflicht erfüllt hat.

Nebst der Waffe sind ebenfalls andere Dinge zurückzugeben: ABC-Schutzmaske, Helmüberzug, Tarnanzug, Kälteschutzanzug, Gefechtspackung 90. Alles Dinge, die man unter Umständen ja paramilitärisch missbrauchen könnte. Warum auch die dicken Handschuhe abzugeben sind, ist aber schwer zu verstehen. Es wird ja wohl niemand einen privaten Russland-Feldzug planen.

Den Wert der Pudelmütze erkannt

Vom Rest kann man sich aussuchen, was man behalten möchte. Erstaunlich, was mit der emotionalen Distanz von drei Jahren ohne WK nun plötzlich noch als «gäbig» erscheint: Der Kampfrucksack, der Eff-Sack (dessen Name auch am letzten Diensttag noch ein Rätsel ist), die Gnägis, Trinkflasche, der Ausgangsregenschutz, die Schuhsäcklein, und – man weiss ja nie – die Pudelmütze.

Alles andere – Helm, Gamelle, Krawatten, das Korporalspfeifchen, Patten und das Namensschild mit dem falsch geschriebenen Namen – kommt auf das «Bigeli» Plunder.

Die langsamen Zeiger

Das letzte Kapitel Militärgeschichte des AdA Matrikelnummer 439.67.
266.117 wird also nicht wie zuletzt noch üblich in der alten Turnhalle Murten, dann in einem Umzug durch die Altstadt und schliesslich bei der Feier in der Deutschen Kirche geschrieben, sondern in der nüchternen Kaserne Poya. Die letzten Eindrücke lassen Erinnerungen an den ersten Tag in der Kaserne Kloten aufkommen: ein ähnlich warmer Sommertag; weite Flächen Beton, der nirgends so hart ist wie auf einem Waffenplatz; schmucklose Uhren an Kasernengebäuden, deren Zeiger sich langsamer als anderswo fortzubewegen scheinen.

Mit zwei Kisten Material in der Hand geht es Richtung eines Gebäudes, das an äusserlicher Eleganz irgendwie an den nahe gelegenen Schlachthof erinnert – die Turnhalle der Kaserne. Es folgt zum letzten Mal in Uniform eine Einteilung in eine Gruppe II, wo in Reih und Glied grüne Kisten bereit stehen.

Der Beitrag zur Sicherheitspolitik

Eine Kreiskommandantin hinter dem Rednerpult mit Schweizer Kreuz ergreift das Wort und dankt für den «wichtigen Beitrag zur Erfüllung der schweizerischen Sicherheitspolitik». Gelächter. So krass hat das unter den Abgebenden der Jahrgänge 67 und 68 wohl noch niemand empfunden.

Es folgt das Tagesprogramm: 1. Abgabe, 2. Pause, 3. offizielle Entlassungsfeier, 4. Apéro. Ein Zeughausangestellter erklärt das Vorgehen der Abgabe. Die auf Deutsch abgelesenen Ausführungen erinnern in Tonlage und Verständlichkeit an die päpstlichen Grussworte anlässlich dessen Besuchs in Bern.
Schliesslich tritt zum letzten Mal in der militärischen Karriere ein Gruppenchef auf, diesmal einer aus dem Zeughaus. Da offenbart sich einmal mehr, dass man im Militär nur nicht zu viel Eifer im Voraus zeigen soll. Die vorabendliche «Bigeli»-Übung erweist sich spätestens jetzt als überflüssig, wird doch dieselbe Prozedur nochmals unter der Anleitung eines Zeughäuslers wiederholt. Ein Mit-67er zur Linken erklärt: «Nur nicht zu viel denken, sonst kommst du nicht mehr draus». Wie hätte man das wohl meistgehörte Leitmotiv aus den 465 Diensttagen vergessen können?

Das Schleifen der Plastikkiste

Um die Ausrüstung abzugeben, wird man an diesem Nachmittag dreimal in einen Kreislauf eingeschleust. Jeweils ein Drittel der Ausrüstung kommt in die grüne Kiste, mit der man dann vor einer der Lagerhallen Schlange stehen muss, um den Inhalt abzugeben. Die ganze militärische Laufbahn ist immer wieder durch optische und akustische Eindrücke geprägt worden. Marschschritte, Gewehrriegeln, Schuhfettgeruch prägten damals die RS; nun kommt zum Abschluss noch das Schleifen der Plastikkisten auf dem Kasernenhofbeton dazu. Aus der Militärküche hat jeder eine grüne Kiste erhalten, auf der entweder «Brot» oder «Fleisch» geschrieben steht. Die mit ABC-Schutzmaske und Filter, Gefechtspackung 90 und Kälteschutzanzug 90 gefüllten Brot- und Fleischkisten werden von den Schuhspitzen der AdAs in der Schlange dezimeterweise bis zum Abgabetisch nach vorne geschoben und erzeugen den wohl letzten bleibenden Sinneseindruck in Uniform.

«Rend son arme!»

Vor 18 Jahren war die Entgegennahme des Materials im Zeughaus Kloten noch zeremonienhaft geschehen. Man war mit Massband ausgemessen worden und in Befehlslautstärke zum jeweiligen Ausgabeposten beordert worden. Das Sturmgewehr war sogar über die Schweizer Fahne hinweg mit militärischem Gruss und Schwur übergeben worden; rebellische Absichten, den bald darauf vergessenen Schwur nicht zu leisten, lösten sich damals in der patriotisch-strengen Atmosphäre in Luft auf.

Jetzt fliegen die Gegenstände in die Kisten; Patten, Mütze, Socken und Kaputt

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