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Geht der Hausarzt, fliessen Tränen

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Autor: Mireille Rotzetter

Gross war die Begeisterung, als Beatrice und Mario Molinari-Büchi vor 33 Jahren in Rechthalten ihre Hausarztpraxis eröffneten: Die Gemeinde verzichtete kurzerhand auf die 1.-August-Feier, um stattdessen ein Begrüssungsfest für das Ärztepaar veranstalten zu können. Den beiden Hausärzten in der Umgebung war es seit langem erstmals möglich, Ferien zu machen, und die Rechthaltnerinnen und Rechthaltner waren schlicht froh, nach 110 Jahren endlich wieder einen Hausarzt zu haben.

Viele Tränen

So gross wie die Freude vor 33 Jahren war, so gross ist jetzt, wo das Ärztepaar Molinari in den wohlverdienten Ruhestand geht, das Bedauern bei den Patientinnen und Patienten. «Wir haben in den letzten Monaten viel Dank, Anerkennung und Wertschätzung erhalten. Und viele Tränen gesehen», sagt Beatrice Molinari.

«Gestern musste ich zwei 93-jährige Patienten verabschieden, die seit 33 Jahren bei mir in der Sprechstunde waren», sagt Mario Molinari. Diese müssen sich nun einen neuen Hausarzt suchen. «Gerade im Hinblick auf den Tod ist es wichtig, Vertrauen zum Arzt zu haben», sagt Beatrice Molinari. «Ältere Menschen spüren, dass ihnen die Zeit fehlt, ein solches jetzt noch aufzubauen.» Auch jüngeren Menschen macht der Abschied Sorgen. «Es gibt sehr viele Patienten, die ich seit ihrer Geburt behandelt habe und die nie bei einem anderen Arzt waren», erzählt Beatrice Molinari, die unter anderem auf Pädiatrie – also Kindermedizin – spezialisiert ist.

Nicht nur den Patienten fällt das Abschiednehmen schwer, das ist dem Ärztepaar deutlich anzumerken. «Ein schlechtes Gewissen habe ich nicht. Aber doch manchmal das Gefühl, dass ich meine Patienten im Stich lasse», sagt Beatrice Molinari.Als Molinaris ihre Tätigkeit in Rechthalten aufnahmen, war vieles noch ganz anders. «Die Leute waren nicht mobil, und auch Telefone waren keine Selbstverständlichkeit», erzählt Mario Molinari. Zu Beginn waren Hausbesuche die Norm.

Neben der Mobilität veränderte sich in der langen Zeit auch die Einstellung der Patienten. «Früher waren die Leute autoritätsgläubiger. Der Entscheid des Arztes wurde nicht hinterfragt», sagt Mario Molinari. Heute würden die Patienten über viel Pseudowissen verfügen. «In den allermeisten Fällen ist es aber immer noch so, dass die Patienten einen Entscheid akzeptieren, wenn man ihn erklärt», sagt Beatrice Molinari.

Durch die vielen verschiedenen Mitspieler und Angebote sei es für Ärzte und Patienten nicht leichter geworden, führt sie aus. «Die Leute sind zwar besser umsorgt, gleichzeitig entstehen auch viel mehr Missverständnisse.» Dies, weil nicht immer alle Ärzte und Therapeuten die gleichen Ratschläge erteilten. «Es muss deshalb immer alles gut abgesprochen werden.»

Witziges und sehr Trauriges

Nach Anekdoten gefragt, erzählt das Ehepaar eher zurückhaltend, aus Respekt gegenüber den Patienten. Einige Geschichten aus ihrer langjährigen Tätigkeit sind ihnen aber zu entlocken, so zum Beispiel: «Ein Patient von mir hatte unglaublich Angst vor der Spritze. Er musste zur Praxistüre hinausschauen, während ich ihm die Spritze verabreichte. Es dauerte eine Weile, bis es endlich klappte. Das Witzige daran war, dass er ein älterer Metzger war und in seinem Leben wohl schon sehr viel Blut gesehen hatte.» Auch Trauriges haben Molinaris häufig erlebt. «Der Tod eines Kindes war immer sehr happig», sagen beide betroffen.

Respekt vor dem Ruhestand

Nach all den unzähligen Einsätzen kommt jetzt der Ruhestand. «Je älter man wird, umso grösser wird die Wahrscheinlichkeit, einen Fehler zu machen. Ich will gut abschliessen können», sagt der 65-jährige Mario Molinari. Er freut sich darauf, sich vermehrt seinem Hobby, dem Garten, widmen zu können und nicht mehr ständig unter Druck zu stehen. Vielleicht wird er vereinzelt bei Operationen assistieren.

Beatrice Molinari, die in diesem Jahr 65 wird, freut sich auch darauf, mehr Zeit zu haben, hat aber gleichzeitig Respekt davor. Ganz aufhören will sie denn auch nicht. In der bisherigen Praxis möchte sie Sprechstunden für Menschen mit Essstörungen anbieten. Zudem bleibt sie Hausärztin im Institut Guglera und betreut ein Hausarzt-Projekt für Kinder mit Übergewicht.

Beatrice und Mario Molinari freuen sich darauf, bald etwas mehr Zeit zu haben.Bild Charles Ellena

Gemeinsame Praxis:«Man muss die Nähe aushalten können»

Den Entscheid, gemeinsam eine Praxis zu eröffnen, fällten Beatrice und Mario Molinari-Büchi, als sie noch als Assistenzärzte arbeiteten. «Es war ein Kompromiss, der beiden recht war», sagt Mario Molinari, der sich ursprünglich auf die Chirurgie spezialisieren wollte. «Es war für mich als Frau eine gute Möglichkeit, eine Familie zu gründen und gleichzeitig arbeiten zu können», betont Beatrice Molinari.

Nach ihrem Beschluss richteten sie zum einen ihre Assistenzeinsätze so aus, dass sie sich ein möglichst breites medizinisches Wissensspektrum aneignen konnten. Zum andern machten sie sich auf die Suche nach möglichen Orten für eine Praxis. «Wir wollten in eine Region, zu der wir eine Verbindung hatten», erklären Molinaris. Sie hätten auf viele Inserate reagiert. Der Entscheid fiel schliesslich auf Rechthalten, weil in dieser Gemeinde die Planung am effizientesten verlief und Beatrice Molinari in Freiburg aufgewachsen war.

Molinaris haben nie bereut, gemeinsam eine Praxis eröffnet zu haben. «Die Vorteile einer Gemeinschaftspraxis überwiegen ganz klar», sagt Mario Molinari, der unter anderem auch gynäkologische Untersuchungen machte. Stets sei eine kompetente Vertretung vorhanden, Fälle könnten gemeinsam besprochen und die Aufgaben verteilt werden. «Jeder hat seine Gebiete, die Kompetenzen sind auch nicht die gleichen», sagt Beatrice Molinari, die unter anderem auf Pädiatrie und Essstörungen spezialisiert ist.

Auszeit am Küchentisch

Als Paar eine Praxis zu führen ist aber doch eine spezielle Situation. «Man muss die Nähe aushalten können», sagt Beatrice Molinari. Sie hätten stets versucht, Beruf und Privates zu trennen, auch wenn sich Wohnhaus und Praxis im selben Gebäude befinden. Wegen den drei Kindern sei beispielsweise am Esstisch nie über die Arbeit gesprochen worden. «Natürlich haben diese dennoch viel mitbekommen.» Grundsätzlich seien medizinische Probleme aber immer in der Praxis diskutiert worden.

Die beiden haben auch nie bereut, dass sie sich für die Hausarztmedizin entschieden haben. «Die lange, niederschwellige Begleitung der Menschen interessiert mich», betont Beatrice Molinari. «Ich habe die Variation sehr gerne», sagt Mario Molinari. Auch die Veränderungen durch das Altern interessierten ihn.

«Ein Auslaufmodell»

Hört man Molinaris zu, scheint es unglaublich, dass heute ein Mangel an Hausärzten herrscht. «Wir sind ein Auslaufmodell», sagt Beatrice Molinari. Auch sie haben keinen Nachfolger gefunden. «Es gibt generell zu wenig Ärzte, zudem ist der administrative Aufwand für Hausärzte sehr gross, und Leistung und Ertrag stimmen schlicht nicht überein», fasst Mario Molinari die Gründe dafür zusammen. «Wir bedauern, dass niemand weiterführen will, was wir aufgebaut haben», sagt Beatrice Molinari. mir

Zu den Personen

Im Studium kennengelernt

Beatrice Molinari-Büchi ist in der Stadt Freiburg aufgewachsen und hat in Freiburg und Bern Medizin studiert. Der Tessiner Mario Molinari hat in Bern Medizin studiert. Die beiden haben sich während der gemeinsamen Studienzeit kennengelernt. 1979 haben sie in Rechthalten im Oberdorf eine Praxis eröffnet, zwei Jahre später zügelten sie diese an den Amselweg. Das Paar hat drei erwachsene Kinder. mir

«Früher waren die Leute autoritätsgläubiger. Der Entscheid des Arztes wurde nicht hinterfragt.»

Autor: Mario Molinari

Autor: Arzt FMH

«Ich habe kein schlechtes Gewissen, aber doch manchmal das Gefühl, die Patienten im Stich zu lassen.»

Autor: Beatrice Molinari

Autor: Ärztin FMH

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