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Gemeinden kommen in Zugzwang

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Die Gemeinde Tafers hat angekündigt, die Parkplätze im Dorf zu bewirtschaften. Ob dies mit zeitlicher Parkbeschränkung bewerkstelligt wird, mit Parkuhren oder mit einer Kombination von beidem, steht noch nicht fest. Düdingen hat bereits 2012 ein Parkplatzreglement eingeführt. Nun soll dies nächstes Jahr auch in Wünnewil-Flamatt geschehen. Dort sind die Absichten schon etwas konkreter: So werden unter anderem die bisherigen kostenlosen Parkplätze unter dem Viadukt in Flamatt nicht mehr gratis sein (die FN berichteten).

Pendler müssen umdisponieren

Die Entscheide von Tafers und Wünnewil-Flamatt haben Auswirkungen auf den ganzen Bezirk. Denn auf den Parkplätzen dieser Gemeinden stellen viele Sensler Pendler ihr Auto ab. Einige von ihnen sind allenfalls bereit, künftig für das Abstellen des Autos etwas zu bezahlen, wenn sie dafür eine gute Anbindung an Zug oder Bus haben. Im Falle von Tafers setzt dies voraus, dass die Gemeinde die Aufhebung der kostenlosen Parkplätze und die Einführung der Bewirtschaftung zeitlich koordiniert. Der Taferser Gemeinderat hat nämlich angekündigt, dass er erst einmal die blaue Zone mit zeitlicher Parkbeschränkung von zwei Stunden einführt und ein eigentliches Parkplatzreglement nachreicht (siehe Kasten).

Die zweite Möglichkeit für die Pendler: Sie suchen sich andere kostenlose Parkiergelegenheiten – und akzeptieren dafür gewisse Nachteile. «Die Autofahrer sind flexibel. Für einen Parkplatz, der gratis ist, wird oft ein weiterer Weg in Kauf genommen», sagt Manfred Raemy, Sensler Oberamtmann und Präsident des Verbandes der Sensler Gemeinden (Region Sense). Er geht davon aus, dass etwa im Falle von Flamatt einige Pendler ihr Auto auf den Plätzen rund um die Sportanlagen und das Schulhaus abstellen werden, da es dort – gemäss provisorischem Entwurf des Parkplatzreglements – weiterhin kostenlose, wenn auch zeitlich beschränkte Parkplätze geben wird.

Kostenlose Parkplätze auf der Dorfmatte in Tafers.

Er könnte sich gut vorstellen, dass einige Pendler, die bisher ihr Auto in Tafers abgestellt und von den guten Busverbindungen nach Freiburg profitiert haben, ihr Fahrzeug nun in der Nachbargemeinde St. Ursen abstellen. «Dort ist die Anbindung an den öffentlichen Verkehr ebenfalls sehr gut, und es hat kostenlose Parkplätze.»

Auswirkungen spüren alle

Für Manfred Raemy sind dies Beispiele dafür, dass Verkehr und Parkieren keine kommunalen, sondern immer regionale Themen sind: «Wenn eine Gemeinde die Parkplatzbewirtschaftung einführt, dann hat das Auswirkungen auf alle anderen. Die anderen kommen in Zugzwang und müssen reagieren.»

Wer nimmt also die Fäden in die Hand und lädt alle Betroffenen dazu ein, eine für alle akzeptable Lösung zu finden? Die Antwort auf diese Frage ist nicht einfach. «Wir werden das Thema auf jeden Fall in der Region Sense diskutieren, denn es betrifft alle Gemeinden, die Entscheide müssen untereinander abgesprochen sein», so Manfred Raemy. Der Gemeindeverband könne das Gespräch jedoch nur anstossen. Entscheiden und umsetzen müsse jede einzelne Gemeinde ihre Massnahmen selber. «Die Schaffung von Park & Ride, zum Beispiel, kann kein Projekt der Region Sense sein, der Gemeindeverband kann nur die Koordination übernehmen.» Das entspreche der Regionalplanung Sense, die 2014 verabschiedet wurde.

Ein Sensler Park & Ride?

Konkrete Projekte für ein Park & ­Ride auf Sensler Boden gebe es nicht, sagt Manfred Raemy. Er ist zum einen nicht überzeugt davon, dass so eine Einrichtung im Sensebezirk die Lösung wäre. «Die Standortfrage muss gut überlegt sein, denn ein Park & Ride braucht viel Platz. Ich bin nicht dafür, im Grünen eine grosse Fläche wertvolles Kulturland zu verbauen.»

Viel eher könnte er sich vorstellen, bestehende Parkplätze an verkehrstechnisch günstigen Orten besser zu nutzen, allenfalls zweistöckig. Als Beispiel nennt er den Bahnhof Schmitten, wo es gute Bus- und Zugverbindungen – und genügend Ausbaupotenzial hat.

«In einem ländlichen Gebiet ist es nicht möglich, ganz auf das Auto zu verzichten.»

Manfred Raemy

Oberamtmann und Präsident der Region Sense

Auf der anderen Seite ist der Sensler Oberamtmann der Meinung, dass ein Park & Ride keine «innersenslerische» Entscheidung sein darf. Das müsse mit der Stadt Freiburg abgesprochen sein. Diese habe es aber in den letzten Jahren und Monaten unterlassen, ihre verkehrstechnischen Massnahmen auch nur ansatzweise mit den angrenzenden Bezirken abzusprechen. «Es ist scheinheilig, den Verkehr aus der Stadt zu verbannen, ohne die Konsequenzen abzufedern», sagt er. Die Stadtbehörden bauten konsequent immer mehr Parkplätze ab, erschwerten den Zugang mit dem Auto mit allerlei Bodenschwellen, Strassenverengungen und den 20er-Zonen.

«Die Stadt erreicht zwar damit ihr Ziel, die Stadt autofrei und für Fussgänger lebenswerter zu machen. Denn diese Massnahmen schrecken ab. Sie haben aber Auswirkungen auf alle, die nicht auf das Auto verzichten können oder wollen», sagt er. Konkretes Beispiel sind die Reaktionen der Anwohner und Gewerbler, den Ulmenplatz umzubauen (die FN berichteten). «Die Leute weichen zum Einkaufen auf die grossen Zentren ausserhalb der Stadt aus, Matran oder – gerade für Sensler – Westside Bern. Das hat Auswirkungen auf die kleinen Betriebe und Läden in der Stadt.»

Kein Ausspielen

Manfred Raemy betont, dass es nicht darum gehe, Privatfahrzeug gegen öffentlichen Verkehr oder Auto gegen Fussgänger auszuspielen. Die Region Sense habe sich in den letzten Jahren mit Erfolg dafür eingesetzt, die Bus- und Zugverbindungen zu verbessern. Das habe dazu geführt, dass mehr Leute auf Bus und Zug umgestiegen sind. «Aber in einem ländlichen Gebiet ist es nicht möglich, ganz auf das Auto zu verzichten.» Auch wenn ein Grossteil der Bevölkerung in den Kernzonen der Gemeinden lebe und damit nahe von Bushaltestellen sei, so gebe es doch immer noch viele Leute, die nicht ohne Auto auskommen. «Wer zum Beispiel berufsbedingt frühmorgens einen Zug nach Bern nehmen muss, hat unter Umständen keinen guten Anschluss mehr. Viele Pendler können deshalb nicht allein auf den öffentlichen Verkehr setzen, sondern sind auf eine Auto-Bus- oder Auto-Zug-Kombination angewiesen.»

«Es gibt keine einfache Lösung», sagt der Oberamtmann zur Parkplatzproblematik. «Egal, was man tut, es gibt immer Leute, die nicht zufrieden sind. Wenn Gewohnheiten infrage gestellt werden, ist das anfangs oft mit Ärger verbunden.» Als in Schwarzsee 2008 und in Düdingen 2012 die Parkplatzbewirtschaftung eingeführt worden sei, habe es einen Riesenaufschrei gegeben. «Nach einer gewissen Zeit hat sich alles eingependelt.» Das Mobilitätsverhalten sei im Wandel. «In 20 Jahren ist alles anders», nimmt er an. «Ich könnte mir beispielsweise vorstellen, dass selbstfahrende Fahrzeuge im Viertelstundentakt von Plaffeien nach Düdingen verkehren und die Leute an dieser Strecke beliebig ein- und aussteigen können.» Er geht auch davon aus, dass der Verkehr nicht abnehmen wird. «Die Sensler Bevölkerung wächst um etwa 300 bis 400 Personen pro Jahr. Das ergibt einen Zuwachs von 50 bis 70 Autos auf den Strassen des Bezirks.»

 

Parkplätze in Tafers

«Parkieren in geordnete Bahnen lenken»

Tafers hat angekündigt, auf den bisher kostenfreien Parkplätzen wie Astaplatz, Dorf- und Maggenbergmatte künftig eine Parkzeitbeschränkung von zwei Stunden einzuführen. Sie hat dafür beim kantonalen Tiefbauamt eine Bewilligung beantragt. Dieses hat in der Folge die geplante Massnahme öffentlich aufgelegt (die FN berichteten). Obwohl die Pläne viele Diskussionen ausgelöst haben, sind beim Kanton keine Einsprachen eingegangen, wie Corinne Rebetez, Mediensprecherin des Bau- und Raumplanungsamtes, auf Anfrage erklärt.

Der Gemeinderat habe wegen der Parkplatzpläne einige Reaktionen erhalten, sagt Ammann Gaston Waeber. «Wir haben selbst nicht gedacht, dass die Auflage so schnell erfolgt.» Eigentlich sei der Gemeinderat davon ausgegangen, genügend Zeit zu haben, ein Parkplatzkonzept auszuarbeiten und dieses nächstes Jahr an einer Gemeindeversammlung vorzulegen. «Wenn das gelingt, dann verfolgen wir die Idee mit der blauen Zone nicht weiter, weil dann alles im Konzept geregelt ist», erklärt er. Verzögere sich dieses aber, werde die Gemeinde als ersten Schritt die Zwei-Stunden-Beschränkung umsetzen. «Das wäre aber eher der Worst Case.» Der Gemeinderat komme damit den an mehreren Gemeindeversammlungen geäusserten Anliegen nach. «Einige Bürger beklagten sich, dass sie für Behördengänge oder Besorgungen im Dorf keinen Parkplatz mehr finden.»

Unter einen Hut bringen

Die Reaktionen auf die öffentliche Auflage seien wertvoll für die Gemeinde. «Wir sehen nun, was die Bedürfnisse, Ängste und Vorbehalte sind und müssen versuchen, sie unter einen Hut zu bringen und eine gangbare Kompromisslösung zu finden.» Es sei keinesfalls das Ziel von Tafers, auswärtige Pendler aus dem Dorf zu vertreiben. «Im Gegenteil, Tafers will seine Aufgabe als Hauptort wahrnehmen und ein attraktiver Wohn- und Arbeitsort bleiben», sagt Waeber weiter. «Aber wir müssen unsere Hausaufgaben machen und das Parkieren im Dorf in geordnete Bahnen lenken. Es war bisher für alle immer selbstverständlich, dass genügend Gratisplätze zur Verfügung stehen.» Wenn die Gemeinde Infrastruktur zur Verfügung stelle, dann habe diese auch einen Wert und sollte gemäss einem Kosten-Nutzen-Verhältnis bewirtschaftet werden.

Der Taferser Ammann wirft der Stadt Freiburg vor, dass sie zwar die zweisprachigen Sensler gerne als Arbeitskräfte brauche, die Parkiermöglichkeiten aber immer verringere. «Gemeinden mit guter Verkehrsanbindung müssen das ausgleichen und Plätze für diese Pendler zur Verfügung stellen.» Er würde es deshalb begrüssen, wenn die Stadt oder die Agglo das Gespräch mit Tafers und dem ganzen Bezirk suchen würde, um verkehrsplanerische Fragen abzustimmen. Eine Zukunft von Tafers als Mitglied der Agglo, um direkt mitreden zu können, sieht er derzeit nicht. «Uns ist es wichtiger, dass die Region eine Einheit bildet und als starker Partner gegen aussen auftritt.» Die Sensler Gemeinden müssten das Thema Verkehr gemeinsam angehen und die Massnahmen untereinander abstimmen. Wenn Düdingen fünf Franken pro Tag fürs Parkieren verlange, dann sollte es in Tafers oder Flamatt gleichviel kosten.

im

 

 

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