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«Gesunder Menschenverstand gehört dazu»

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«Gesunder Menschenverstand gehört dazu»

Im Gespräch mit Otto Pürro, langjähriger Pfarreipräsident von Plaffeien

33 Jahre im Pfarreirat Plaffeien – das aussergewöhnliche Engagement von Otto Pürro ist rekordverdächtig. Nach 21 Jahren als Pfarreipräsident trat der pensionierte Lehrer zurück, um jüngeren Kräften Platz zu machen.

Von IMELDA RUFFIEUX

Otto Pürro ist 1970 nicht einfach so in den Pfarreirat von Plaffeien gewählt worden. Vielmehr wuchs sein Einsatz in der Pfarrei parallel zu seiner langjährigen Arbeit als Lehrer. Die tägliche Schulmesse, das «Einpaaren» vor dem Sonntagsgottesdienst und bei der Vesper am Nachmittag, seine Arbeit in der Jungmannschaft und seine 53-jährige Mitgliedschaft im Chor – bei einem solchen kirchlichen Engagement war das Mitwirken im Pfarreirat eine logische Folge.

Unzählige Projekte

Ab 1982 war Otto Pürro Pfarreipräsident. Die Frage nach den wichtigsten Projekten in seiner Amtszeit ist schwierig zu beantworten; würde er ins Detail gehen, wäre die Aufzählung wohl endlos, zumal in einer so grossen Pfarrei immer etwas aktuell ist. Die Pfarrei Plaffeien erstreckt sich über das Gebiet der Gemeinden Plaffeien, Oberschrot und Zumholz sowie über Teile von Brünisried. Und Otto Pürro ist seit 1894 (seit Oberschrot zur Pfarrei stiess) der erste Pfarreipräsident aus dieser Gemeinde.

Eines der ersten Amtsgeschäfte – daran erinnert er sich gut – war die Übernahme der Badkapelle von den Berner Katholiken durch die Pfarrei. «Wir hatten fast jedes Jahr eine grössere Investition», erklärt Otto Pürro, der auch stolz darauf ist, dass dank guter Vorbereitung praktisch alle Geschäfte von den Pfarreibürgerinnen und -bürgern widerstandslos genehmigt wurden.

«Oberländer Dom»

Die Pfarrei verfügt über mehrere Liegenschaften und Gebäude, deren Verwaltung aufwändig ist. Wenn Auswärtige die Plaffeier Kirche als «Oberländer Dom» bezeichnen, dann empfindet Otto Pürro dies nicht als abwertend. «Ich bewundere heute noch die Leute von damals, die trotz der tiefen Not nach dem Dorfbrand 1906 ein so grosses Vorhaben geschafft haben. Und das Schöne daran: Die Arbeit von damals hält – die Pfarrkirche musste bisher innen noch nie renoviert werden.»

Er ist deshalb auch stolz auf den Kunstführer, in dem die Historikerin Daniela Poffet die Schönheiten des Doms würdigt.

Beispiele für jahrelange
Treue und Geduld

Einem Vorurteil tritt er energisch entgegen: Zumindest für seine Pfarrei treffe die Beschreibung der Oberländer als unheimlich harte «Grine» nicht zu, hält er fest und zählt die Fakten auf: «In 100 Jahren hatte die Pfarrei nur gerade vier Pfarrherren und sechs Präsidenten – das zeigt doch, wie geduldig und einvernehmlich die Leute sein können.» Da seine Vorgänger durchschnittlich fast 20 Jahre im Amt blieben, betrachtet er seine rekordverdächtige Präsidentschaft gar nicht als so aussergewöhnlich.

Als weitere Treue-Beispiele nennt er den Dienst an der Orgel, wo zwei Organisten es zusammen auf ganze 90 Jahre bringen, oder auch das durchschnittlich 30-jährige Engagement des Chordirigenten. «Das spricht doch deutlich gegen die viel zitierte Uneinigkeit im Oberland», meint er überzeugt.

Tipptoppes Team

Nicht nur mit den Geistlichen und der Lehrerschaft habe er stets ein gutes Verhältnis gepflegt, auch im Pfarreirat habe eine ausserordentlich gute Stimmung geherrscht. «Die Sitzungen waren jeweils ein kleines Erlebnis. Nach Erledigung der Amtsgeschäfte wurde auch immer das Gesellschaftliche gepflegt. Wir waren ein tipptoppes Team und hatten auch immer gute Leute in der Verwaltung», hält Otto Pürro fest.

Von Amtsmüdigkeit kann in seinem Fall also keine Rede sein. «Ich wollte gehen, bevor die Frage «Wann geht er endlich?» aufkommt, meint er mit leiser Ironie. Der bald 70-Jährige zieht sich zurück, um jüngeren Kräften Platz zu machen. «Sie werden einen frischen Wind und neue Ideen bringen», hofft er.
Der abtretende Pfarreipräsident ist angesichts des sinkenden Interesses für Pfarreiangelegenheiten froh, dass gute Leute für die Nachfolge gefunden werden konnten. Die über 100 Telefonate bei der Suche nach Ersatzpersonen stehen im Gegensatz zu früheren Amtswechseln, wo sich oft mehrere Kandidaten zur Verfügung stellten und sogar eine Wahl stattgefunden hat.

Positive Erfahrung

Otto Pürro weiss auch das grosse Engagement der ehrenamtlichen Arbeit in der Pfarrei sehr zu schätzen. Am jährlichen Dankes-Essen kommen jeweils rund 80 verdienstvolle Helferinnen und Helfer zusammen. Dank seiner grossen Erfahrung wird er dem neuen Pfarreirat mit seiner recht jungen Besetzung auch weiterhin mit Rat und Tat zur Seite stehen. «Ich werde mich keinesfalls einmischen. Wenn man mich aber braucht, dann bin ich da.»

Der Einsatz für die Pfarrei habe ihm stets eine grosse Befriedigung gebracht, führt Otto Pürro aus. Bei seinem Rückblick sticht kein spezielles Ereignis oder Projekt besonders heraus – vielmehr wird er die ganze Zeitspanne mit vielen Einzelheiten als positive Erfahrung in Erinnerung behalten.

Ein Wermutstropfen

Ein letztes grösseres Projekt, das er gerne diesen Sommer abgeschlossen hätte, wird er über seine Amtszeit hinaus betreuen, nämlich die Sanierung des Kirchturms. Dieses lang geplante und von der Pfarreiversammlung im Frühling beschlossene Vorhaben erfuhr Verzögerungen, weil die kantonale Denkmalpflege Termine nicht einhielt.

Ein grosses Ärgernis für Otto Pürro, der von einem «Hohn gegen-über jedem Steuerzahler» spricht.

Kontaktbereitschaft, breiter Rücken
und Führungsqualität

Was muss ein Pfarreipräsident für Eigenschaften mit sich bringen? «Eine gewisse Kontaktbereitschaft», antwortet Otto Pürro auf diese Frage als Erstes.

Es sei nicht leicht, die Probleme und Anliegen des Glaubens, der Kirche und der Finanzen in Einklang zu bringen. Führungsqualitäten und gewisse Kenntnisse in der Verwaltung und im Unterhalt von Bauten seien ebenfalls von Vorteil.

«Gesunder Menschenverstand und ein breiter Rücken gehören ebenfalls dazu. Aber auch die nötige Begeisterung für die Anliegen der Pfarrei», nennt er als weitere Voraussetzung. Dabei ist er sich auch bewusst, dass er selbst während seiner langen Amtszeit auf Unterstützung und Rücksicht der Familie zählen konnte, denn für die Anliegen der Pfarrei war er zu jeder Zeit auf dem Sprung.
Wechsel
in den Pfarreien

Durch die Pfarreiratswahlen Ende Mai kam es in vielen Pfarreien zu einem Wechsel im Pfarreirat. In einer Sommer-Serie ziehen die abtretenden Pfarreipräsidenten eine persönliche Bilanz ihres – oft langjährigen – Engagements. FN

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