Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Gleiche Chancen durch freien Zugang

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Gleiche Chancen durch freien Zugang

Für Werner Hofstetter gibt es im Alltag viele Hindernisse zu überwinden

Mit einer starken Gehbehinderung fast immer an den Rollstuhl gebunden sein: Das ist die Lebenssituation von Werner Hofstetter. Von der Behinderteninitiative erwartet er nicht, dass die Hindernisse unmittelbar beseitigt werden, aber eine Bewusstseinsbildung, dass Menschen mit einer Behinderung Anrecht auf mehr Selbstbestimmung haben.

Mit WERNER HOFSTETTER
sprach WALTER BUCHS

Welches sind die grössten Hindernisse, die es Ihnen heute als Mensch mit einer starken Gehbehinderung schwer machen oder verunmöglichen, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen?

Am meisten Probleme habe ich, wenn ich im Ausgang in ein Restaurant gehe. Ich muss dabei gut planen, wohin ich gehe und was ich trinke, weil es unter Umständen keine mir zugängliche Toilette hat. Solche alltäglichen Sachen muss ich gut einplanen. Das bedeutet eine grosse Einschränkung. Punkto behindertengerechte Toiletten ist es im Raum Freiburg schlimm. Viele WC in Gaststätten befinden sich im Keller und es gibt keinen Lift.

Auch der Kinobesuch ist extrem mühsam. In Bern ist es etwas besser als in Freiburg. Ich empfinde das als eine echte Einschränkung.

Wie steht es mit dem öffentlichen Verkehr?

Wenn ich im Ausgang ein Glas Wein trinke, darf ich mit dem Auto nicht mehr heimfahren. Aber mit den öffentlichen Verkehrsmitteln kann ich nicht mehr heimfahren. Niederflurbusse verkehren am Abend nicht mehr. Sie werden sowieso auch tagsüber (noch) nicht auf allen Linien eingesetzt. Dazu darf ich ergänzen, dass man das Problem des öffentlichen Verkehrs im Griff hat. Die Flotte wird erneuert und in fünf Jahren wird es gut sein.

Was empfinden Sie im Alltag als
besonders schwierig?

Ich kann mich nicht spontan bewegen und muss auch meine Freizeitaktivitäten vorausplanen. Wenn ich beispielsweise einen Intercity-Zug nehme, muss ich mich mindestens eine Stunde vorher anmelden, damit man mich dann ein- und auslädt, wenn es nicht eine Doppelstock-Zugskombination mit entsprechendem Perron ist. Das ist übrigens im Bahnhof Freiburg der Fall, nicht aber in Bern oder Zürich.

Besonders mühsam empfinde ich die Einschränkungen bei vielen Dienstleistungsbetrieben. Ärzte und Rechtsanwälte befinden sich meistens in Häusern mit Stiegen, wo der Lift mit dem Rollstuhl nicht direkt zugänglich ist, wenn es überhaupt einen gibt. Ich habe somit diesbezüglich eine eingeschränkte Auswahl.

In diesem Zusammenhang ist es übrigens interessant festzustellen, dass überall, wo kommerzielle Interessen im Spiel sind, wie in Einkaufszentren, die Situation schon nahezu perfekt ist.

Erleben Sie auch Erniedrigendes?

Erniedrigend habe ich früher empfunden, wenn ich im Gepäckwagen der SBB reisen musste. Solche und ähnliche Einschränkungen sind zum Glück heute passé. Erniedrigend könnte ich gelegentlich Folgendes empfinden: Wenn ich mit meiner Frau unterwegs bin, wird sie gefragt, ob ich eventuell dies oder jenes gerne hätte oder tun würde. Ich als Behinderter werde nicht direkt angesprochen.

Ein gesellschaftliches Problem ist übrigens auch folgendes: Es gibt heute viele Stehpartys. Das ist für mich als Rollstuhlfahrer schwierig, denn die Gespräche finden eine Etage höher statt. Generell darf ich aber feststellen, dass die Leute auf der Strasse sehr hilfsbereit sind und man mir auch hilft, wenn ich frage. Ich lege aber Wert darauf, selbständig zu sein und mich möglichst ohne fremde Hilfe bewegen zu können.

Was erwarten Sie von der Behinderteninitiative für Ihre persönliche Lebenssituation?

Auch wenn die Initiative hoffentlich angenommen wird, wird sich für mich persönlich kaum mehr viel ändern. Sie ist ja langfristig angelegt und wird das Leben nicht von heute auf morgen verändern.

Die Annahme der Initiative wird aber zweifellos einen psychologischen Effekt auslösen. Es wird einiges in Bewegung geraten, wie das übrigens im Bereich des Verkehrs dank des Behindertengleichstellungsgesetzes bereits der Fall ist. Schon während der Diskussion über dieses Gesetz sind einige Sachen selbstverständlich geworden, für die man Jahre lang gekämpft hat.

Ich hoffe, dass die Initiative auch in anderen Bereichen diesen Effekt auslösen wird. Es geht um eine grundsätzliche Einstellung, die dazu führen soll, dass bei allen Planungen die Anliegen der Behinderten miteinbezogen werden.

Das Parlament hat Ende 2002 das Behindertengleichstellungsgesetz angenommen. Was sind die grössten Mängel dieses Gesetzes aus Ihrer Sicht?

Der ganze Bereich Schulintegration ist im Gesetz ausgeklammert und das wäre die Grundvoraussetzung für die spätere gesellschaftliche Integration. Auch im Bereich Weiterbildung hat das Gesetz grosse Mängel. Der Zugang zu Mittel- und Hochschulen ist sehr schwierig, nicht unbedingt für Körperbehinderte, sondern für jene, die beispielsweise eine bestimmte Lernbehinderung wie Legasthenie haben. Wegen einer Behinderung dürfen Begabungen und Talente nicht mehr verkümmern, wie das heute leider sehr oft der Fall ist.

Der ganze Bereich «Beruf und Arbeitswelt» ist vom Gesetz ausgeklammert. Der Zugang zu den Gebäuden ist dabei ein entscheidender Punkt. Wenn dieser verbessert wird, werden sich für Behinderte viel mehr Arbeitsmöglichkeiten eröffnen. Zudem ist auch der Zugang zu Dienstleistungen im Gesetz nicht berücksichtigt.

Sie sehen: Es geht nicht nur um diesen oder jenen Bereich, sondern um ein Gesamtkonzept, für das die Initiative eine Lanze brechen will. Im Gesetz ist nur gerade der öffentliche Verkehr vernünftig geregelt.

Kritiker behaupten, die Initiative greife nach den Sternen und wolle alles sofort haben. Was halten Sie dem entgegen?

Als Behinderte wissen wir, dass nicht alles sofort zu haben ist, und die Initiative verlangt das auch nicht. Wenn sie angenommen wird, wird zuerst wieder ein demokratischer Prozess in Gang gesetzt, um das Gesetz neu zu erarbeiten. Bevor überhaupt konkrete Massnahmen umgesetzt werden können, verstreicht da wieder eine gewisse Zeit.

In dieser Zeit kann das Umdenken stattfinden. Man kann sich auf (bauliche) Anpassungen vorbereiten. Es gibt somit eine lange Vorlaufzeit, auf die sich die öffentliche Hand und Privatunternehmen einstellen können. Somit werden neue Vorschriften auch wirtschaftlich verkraftbar. Entgegen vieler Behauptungen ist deshalb überhaupt nicht mit einer Welle von Klagen zu rechnen.

Im Initiativtext heisst es: «Die Inanspruchnahme von Einrichtungen und Leistungen, die für die Öffentlichkeit bestimmt sind, ist gewährleistet.» Was ist darunter genau zu verstehen?

Das Ziel sollte darin bestehen, dass Geschäfte, Buchhandlungen, Apotheken usw. allgemein zugänglich sind. Wir werden sicher keinen Lift auf den Kathedralenturm verlangen. Mit anderen Worten: Die Forderungen werden vernünftig sein. Im gleichen Text, den Sie erwähnt haben, heisst es ja auch, dass die Massnahmen «wirtschaftlich zumutbar» sein müssen.

Wenn bei der grossen Apothekendichte in Freiburg die Hälfte für Behinderte zugänglich wäre, wäre das bereits hervorragend. Wenn von 500 Restaurants bloss zehn e

Meistgelesen

Mehr zum Thema