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Gnade

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wort zum sonntag

Gnade

Autor: Hans Ulrich Steymans

Gnade ist ein seltenes Wort. Das griechische Wort für Gnade, von dem Begriffe wie «charismatisch» oder «Charme» stammen, bedeutet das, was «Freude macht oder erfreut». Wenn Gott Gnade schenkt, dann macht er Freude.

Alle Bibellesungen des Sonntags Laetare handeln von der Gnade. Das Buch «Chronik» erzählt vom «allergnädigsten» Landesfürsten Kyros, König der Perser. Dieser erlaubt den nach Babylonien deportierten Jüdinnen und Juden, nach Jerusalem zurückzukehren (2 Chr 36,23). Gott schenkt Israel Gnade, indem er die Geschichte lenkt und sein Volk vom Perserkönig begnadigen lässt.

Der Epheserbrief zeigt, wie die Gnade vom religiösen Leistungsdruck befreit: «Denn aus Gnade seid ihr durch den Glauben gerettet, nicht aus eigener Kraft – Gott hat es geschenkt –, nicht aufgrund eurer Werke, damit keiner sich rühmen kann» (Eph 2,8f).

Immer wieder haben Menschen religiösen Leistungsdruck aufgebaut, in der katholischen Tradition ebenso wie in der calvinistischen und der anglikanischen. Theresa von Avila ist als Kind von zuhause weggelaufen, um den Märtyrertod durch die Mauren zu erleiden. Sie meinte, sich so den Himmel zu verdienen. In Calvins Genf galten Askese, Kirchenzucht, Arbeitseifer. Die jungen Brüder Wesley, Gründer des evangelikalen Methodismus, scharten in Oxford Gefährten für so strenge Bussübungen um sich, dass einige Tuberkulose bekamen.

Es sind die Lutheraner, die vor allen den «gnädigen Gott» verkünden. Zwar mag der lutherische Nachdruck auf Rettung «allein» durch Gnade etwas übertrieben sein. Mit Gehorsam gegenüber Gottes Geboten darf der Mensch der Gnade schon entgegenkommen. Doch auch wir Katholiken bekennen, dass der Mensch ohne Gnade auf keinen Fall vor Gott stehen kann. Kein Verdienst wäre so gross, kein Werk so gut, dass man damit vor Gott Ansprüche stellen könnte. Nicht selber tun, Gott an mir tun lassen!

Das Alte Testament erklärt, was Gnade ist: Gott verändert den Menschen aus Liebe so, dass er gehorsam sein kann. Gott beschneidet das menschliche Herz (Dtn 30) wie der Gärtner einen Rosenstock oder einen Obstbaum, er ersetzt ein hartes Herz durch ein weiches (Ez 36), und er schreibt dem Menschen seine Lebensweisung ins Herz (Jer 31), damit der Gehorsam von innen kommt. Das Neue Testament fügt hinzu: «Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird» (Joh 3,17). Wenn Gott mich nicht verurteilt, dann kann ich auch im Urteil über mich selbst und über meine Mitmenschen Gnade walten lassen.

Der DominikanerHans Ulrich Steymans ist Professor für Altes Testament und Biblische Umwelt an der Universität Freiburg (Schweiz) und lebt im Kloster St. Hyazinth in Freiburg.

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