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Grauwiller schliesst nach 127 Jahren

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

«Der Unterschied zu den Krisen, die unsere Vorfahren ausstanden, liegt darin, dass die heutigen Veränderungen irreversibel sind. Man muss sich dem Wandel stellen und sich anpassen. Nur sind wir weder Logistiker, noch wollen wir unsere Berufsethik aufgeben. Bis sich eine umfassende Rückbesinnung zurück zu persönlicher Beratung und echter lokaler Handwerkskunst einstellt, reichen unsere Ressourcen und vielleicht auch unsere Geduld nicht.»

Die richtige Entscheidung

Mit diesen Worten informierten Tina und Robert Grauwiller in den vergangenen Tagen ihre Kundinnen und Kunden über die Schliessung ihres Juwelier-Geschäfts, das seit 127 Jahren in Familienbesitz ist und das sie in fünfter Generation führen.

Die Worte haben einen wehmütigen Nachhall, doch im Gespräch mit den FN wirken Vater und Tochter Grauwiller nicht traurig. Eher erleichtert darüber, eine Entscheidung gefällt zu haben in der Gewissheit, das Richtige zu tun.

Ein Auslaufmodell

Der Entschluss, das Geschäft zu schliessen, sei aber nicht von heute auf morgen gefallen, erzählt Tina Grauwiller. Das sei ein Prozess gewesen. «Ich kann mich erinnern, dass mein Vater schon vor fünf Jahren gesagt hat: ‹Wahrscheinlich sind wir einfach ein Auslaufmodell›.» Wie das zu verstehen ist, erklärt sie gleich selbst: «Der Kunde hat sein Verhalten verändert, er hat nur am Abend Zeit einzukaufen, also macht er sich vorher schon im Internet schlau, ist also schon top informiert, unser Fachwissen ist gar nicht mehr gefragt. Und dann kennt er die Preise und weiss, wo er – vor allem Uhren – günstiger bekommt.» An diesem Punkt kämen nun die Lieferanten ins Spiel, so Tina Grauwiller, die immer mehr Verkaufskanäle nutzten. «So haben Lieferanten oft auch eigene Online-Verkaufsplattformen und sie haben sogenannte Mono-Boutiquen, wo an einem Verkaufsort nur eine Marke verkauft wird. Das macht für sie Sinn. Sie haben den Markt im Griff, können ihr Personal spezifisch schulen. Gleichzeitig brauchen sie uns Zwischenhändler nicht mehr.»

Und so passiere es, dass ein Kunde ins Geschäft komme und sage, dass er die Uhr für tausend Franken weniger im Internet gesehen habe. «Er will den Preis verhandeln, nachdem ich ihm eine halbe Stunde lang die Uhr erklärt habe». Der Kunde sei zudem mit all den Sonderverkäufen nicht mehr gewohnt, den regulären Preis zu bezahlen.

Hände gebunden

«Ich verteufle das nicht, jeder schaut auf den Preis», stellt Tina Grauwiller klar. Nur seien ihnen bei der Preisgestaltung mehr und mehr die Hände gebunden. «Die Marge ist heute schon so klein, wir können damit unsere Serviceleistungen, die auch die Online-Einkäufer gerne in Anspruch nehmen, nicht mehr quersubven­tionieren.»

Und nur noch im Edelsegment tätig zu sein, sei keine Option, ergänzt Robert Grauwiller: «Wir haben Omega und Breitling verloren, weil deren Verkaufsnetz in der Schweiz zu dicht und der Markt gesättigt war. Wir mussten uns auch deshalb breit aufstellen, weil für das Edelsegment im Kanton Freiburg die Kaufkraft fehlt.»

Abrupter Wandel

Dass die fünfte Generation das Geschäft einfach in den Sand gesetzt hätte, kann also nicht behauptet werden. «Die gesellschaftliche Umwälzung hat unseren Markt, wo die persönliche Dienstleistung zentral ist, einfach verdrängt», stellt Tina Grauwiller nüchtern fest. Besonders spürbar sei das in den letzten zwei Jahren gewesen. «Das war keine stete Entwicklung, sie kam abrupt», erzählt der Goldschmied und Uhrmacher. Robert Grauwiller kann das beurteilen. Denn er ist schon seit vierzig Jahren im Geschäft. Seine Tochter, die Zeitgeschichte und Deutsche Literatur studiert und zwei eidgenössische Fachausweise im Bereich Uhren und Unternehmensführung erworben hat, stieg vor elf Jahren bei ihrem Vater ein – «um dem schönsten Beruf nachzugehen, den ich mir vorstellen kann».

Als im vergangenen Jahr das benachbarte Bekleidungsgeschäft PKZ an Robert Grauwiller mit dem Wunsch herangetreten ist, die Ladenfläche um jene des Juweliergeschäfts vergrössern zu können, war der Moment für einen Schlussstrich gekommen. «Als Tina zudem sagte: ‹Ich sehe meine Zukunft ohne Geschäft›, war ich froh. Hätte sie etwas anderes gesagt, hätte ich alles getan, um sie vom Gegenteil zu überzeugen.»

Kunden werden fehlen

Und so fügen sich Robert und Tina Grauwiller dem Lauf der Zeit. Vermissen werden sie vor allem eins: die Kundinnen und Kunden. «Wir waren Teil von Ihren Festen in Form eines Traurings oder Taufkettchens. Es hat uns mit Freude erfüllt, wenn es uns gelang, die Uhr Ihres Grossvaters wieder zum Leben zu erwecken», schliesst denn auch der Brief Grauwillers an die Kundinnen und Kunden.

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