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Ein Balanceakt zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Unscheinbar ist das Gebäude am Rande eines schmalen Wegs zwischen dem Freiburger Zentralgefängnis und der ehemaligen Kaserne an der Oberen Matte. Es sieht aus wie ein Schuppen. Doch der Martini- und der Sickingerplan sowie eine Aussenwand, die das Dach deutlich überragt, lassen vermuten, dass dieses Gebäude früher höher war. «Nach einem Brand ist dieses einst herrschaftliche Wohnhaus verfallen», erklärt die Architektin Carmen Reolon, als sie die alte Eingangstür aus Holz öffnet. «Errichtet wurde das Haus wohl im 14. oder 15.  Jahrhundert. In den 1980er-Jahren war es dem Abbruch geweiht, doch 1990 erhielt die Ruine ein neues Dach.»

Im Innern des Gebäudes herrscht Leere. Auf dem Boden liegen Sand und Steine. Der Blick nach oben reicht bis ins Dachgewölbe, denn Decken hat es keine mehr. «Dort», Carmen Reolon zeigt weit nach oben auf ein zugemauertes Ofenloch, «wurde früher gekocht.» Die trostlose Leere möchte die Architektin wieder mit Leben füllen. Im Auftrag einer Privatperson, die das Doppelhaus vor einigen Jahren gekauft hat, wird sie Wohnungen einbauen und das ältere Gebäude aufstocken, ohne die historische Bausubstanz aufzugeben.

«Aufgewachsen bin ich zwischen zwei Kulturen, Sprachen und Religionen.»

Carmen Reolon

Architektin

Im Kanton Freiburg ist die resolute Frau mit Jahrgang 1960 bekannt durch ihre Sensibilisierungsarbeit für den Erhalt von Geschichtszeugen: So hat sie in Murten den Schlossturm für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht und dem verwitterten Wappenrelief über dem Schlosstor zu neuem Glanz verholfen. In der Kapelle von Wünnewil hat sie sich um die Restaurierung der Wandmalereien innen und aussen gekümmert. Am Bahnhof Kerzers hat sie sich erfolgreich für die Rettung des Stellwerks und die Sanierung der Passerelle eingesetzt.

Zwischen zwei Kulturen

«Berufskollegen meinen, dass mir solche Projekte nachlaufen», sagt Carmen Reolon, die 17 Jahre als Beraterin im Amt für Kulturgüter des Kantons Freiburg arbeitete, ehe sie sich 2009 selbstständig machte. Woher kommt ihre Begeisterung für historische Gebäude? «Die stammt aus meinen Jugendjahren. Aufgewachsen bin ich zwischen zwei Kulturen, Sprachen und Religionen.»

Dann holt sie aus: Ihre Grosseltern stammen aus Venetien. «Daher kommt wohl mein Sinn für Schönheit und Kunst.» Aufgewachsen ist Carmen Reolon im Tessin in der Familie Fasola-Staub, während ihre Geschwister in Zürich lebten. Später ging sie in Luzern zur Schule, ehe sie Ende der 1970er-Jahre das Kollegium Gambach in Freiburg besuchte. «Ich war reiselustig und wollte auswandern, doch war ich in den Sprachen nicht so gut. Mein Vater dachte, wenn ich nach Freiburg gehe, wo viel Französisch gesprochen wird, würde ich rasch ins Elternhaus zurückkehren wollen.» Doch Carmen Reolon blieb in der Westschweiz. «In Freiburg konnte ich als Frau in Beruf und Berufung wachsen.»

Sie lässt durchblicken, dass ihre Kindheit und ihre Jugend von Toleranz und Eigenverantwortung geprägt waren. Anders als ihre sechs Halbbrüder ging sie an die ETH in Lausanne und studierte Architektur, «wodurch in mir die Lebensfreude geweckt wurde».

Nicht weiter verfolgt hatte sie einen Berufsweg als Bühnenbildnerin, «wo Raum und Zeit emotionale Bilder verstärken», als Schneiderin für Haute Couture, «wo es ums Rollenspiel geht», und als Schauspielerin – «die Schauspielprüfung hatte ich bestanden. Schlussendlich habe ich die Architektur gewählt, die all das beinhaltet.»

Beeindruckt von der Antike

In ihrem ersten Studienjahr in Lausanne war ihr die Architektur noch fremd, «erst ab dem zweiten Jahr liess mich die Faszination nicht mehr los». Denn: «Architektur ist die Symbolschrift der Menschheit», so Carmen Reolon. In ihrem ersten Uni-Projekt habe sie einen «architektonischen Spaziergang» gestalten sollen, den man gerne geht. «Ich habe mich für einen Weg zum Leuchtturm der Liebe entschieden, der bis in die Spitze des Turms führt. Von dort reichte der Blick bis weit zum Horizont.»

Ihr Weg führte Carmen Reolon nach Rom und Venedig, «meine Lieblingsstädte». Sie sei beeindruckt von der Intelligenz und dem Können in der antiken Baukunst und Bautechnik. In Rom studierte sie Anfang der 1990er-Jahre Restaurierung von Weltkulturerbe-Werken an der von der Unesco ins Leben gerufenen ICCROM. Später ging sie für ihren Master in Architektur nach Helsinki in Finnland. Ein befreundeter Anthropologe, der dort Gastprofessor war, habe ihr geraten, ein Bewerbungsdossier einzureichen. «Mit der Restaurierung der Moderne schliesst sich der Kreis», sagt Carmen Reolon und erzählt, dass ihr Grossvater nicht viel gereist sei, aber von einer Veloreise in Finnland sei er begeistert zurückgekehrt. Mehrmals wird während des Gesprächs spürbar, wie viel ihr die Verbundenheit mit ihren Grosseltern und deren italienischen Wurzeln bedeutet.

Ein Schlossprojekt als Traum

Ein Traum von Carmen Reolon wäre, als Architektin ein Schloss umzubauen. «Schlösser widerspiegeln die gesellschaftlichen Lebensformen.» Als Architektin müsse sie bei einem solchen Projekt, aber auch bei Gesamtumbauten, balancieren zwischen Alt und Neu, Vergangenheit und Zukunft, Funktionalität und Bedeutung.

FN-Serie

Eine Stafette mit Porträts

In einer losen Serie stellen die FN verschiedenste Menschen aus ihrem Einzugsgebiet vor. Die Serie funktioniert wie eine Stafette: Es ist der Porträtierte, der das nachfolgende Porträt bestimmt. Das nächste Mal: Catherine Bosshart, ehemalige Geschichtsprofessorin an der Uni Freiburg.

jmw

 

 

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