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«Haben verbessert, was wir konnten»

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Psychiatriepatienten, ein Psychiater und ein Arzt kritisieren, dass die psychiatrische Klinik Marsens–die einzige im Kanton Freiburg–Deutschsprachige nicht adäquat behandeln kann. Dazu fehle es an deutschsprachigem Pflegepersonal (siehe FN von gestern). Gesundheitsdirektorin Anne-Claude Demierre (SP) und Serge Renevey, Generaldirektor des Freiburger Netzwerks für psychische Gesundheit (FNPG), nehmen Stellung.

 

 Deutschsprachige Psychiater sagen, dass sie alles dafür tun, damit ihre Patienten nicht nach Marsens müssen. Anne-Claude Demierre, was sagen Sie dazu?

Anne-Claude Demierre:Wir tragen Sorge zur ganzen Bevölkerung, auch zur deutschsprachigen. Wir sind uns aber bewusst, dass die Pflege der deutschsprachigen Psychiatriepatienten verbessert werden muss. Wir haben deshalb unsere Strukturen ausgebaut und vor drei Jahren die Tagesklinik in der Stadt Freiburg eröffnet; diese wird zweisprachig geführt. Zudem schauen wir bei den Anstellungen der Ärztinnen und Ärzte darauf, dass diese auch Deutsch sprechen. Ein grosses Problem ist aber nach wie vor, dass wir nicht genügend deutschsprachiges Pflegepersonal finden.

 

 Warum ist das so schwierig?

Demierre:Offenbar sind einerseits der Weg bis nach Marsens und andererseits das französischsprachige Umfeld ein Hindernis.

Serge Renevey:Wir haben auf allen Abteilungen deutschsprachiges Personal. Bei den Ärzten ist die Rekrutierung allgemein schwierig. Da wir viele Assistenzärzte haben, die ein bis drei Jahre vor Ort ausgebildet werden, gibt es auch grosse Wechsel. So kann es vorkommen, dass zu gewissen Zeiten weniger zweisprachige Ärzte in Marsens arbeiten.

Demierre:Wir sind uns der Problematik bewusst. Mit der deutschsprachigen Tagesklinik haben wir da bereits eine grosse Verbesserung erreicht.

 

 Die Kritik richtet sich gegen die Abteilung Axis in Marsens. Betroffene stören sich daran, dass Deutschsprachige immer auf diese geschlossene Abteilung kommen.

Renevey:Wir nehmen die deutschsprachigen Patienten auf Axis zusammen, damit wir sie besser betreuen können.

 

 Axis ist als geschlossene Abteilung und als Notfallstation nicht immer die adäquate Umgebung für einen Patienten. Darum gibt es ja weitere Abteilungen in Marsens, die aber nur französischsprachigen Patienten offen stehen.

Renevey:Axis ist nicht eine reine Notfallstation. Wir haben zudem auch deutschsprachige Patienten in anderen Abteilungen, zum Beispiel in der Jugendpsychiatrie und in der Abteilung für ältere Menschen.

Ein erwachsener Deutschschweizer kommt aber immer auf die geschlossene Abteilung, oder?

Renevey:Wenn nötig. Wir haben aber sehr viele zufriedene Patienten, auch Deutschfreiburger. Wir haben jedes Jahr rund 250 deutschsprachige Patienten in Marsens, das sind etwa 15 Prozent aller Patientinnen und Patienten. Längst nicht alle sind unzufrieden. Man muss die Gefühle einzelner Patienten relativieren; diese sind verletzlich und daher auch manchmal nicht neutral. Zugleich ist es verständlich, dass es für Deutschsprachige im frankofonen Umfeld von Marsens schwierig sein kann. Und die Angehörigen haben einen weiten Weg für Besuche.

Demierre:Der Kanton Freiburg spricht zudem immer wieder Kostengutsprachen, damit deutschsprachige Patienten wenn nötig in einer Berner Klinik behandelt werden können.

 

 Die bernischen Kliniken reservieren ihre Betten für Berner Patientinnen und Patienten. Die Freiburger kommen auf eine Warteliste–und damit im Notfall doch nach Marsens, wo die deutschsprachige Pflege fehlt.

Demierre:Sie fehlt nicht, sie ist nicht optimal. Darum sind wir daran, in Tafers eine deutschsprachige Abteilung aufzubauen (siehe Kasten rechts, Anm. der Redaktion).

 

 Bis diese Abteilung aufgebaut ist, geht es aber noch eine Weile. Was sagen Sie den Patientinnen und Patienten, die jetzt psychiatrische stationäre Pflege benötigen, aber kein Bett in Bern erhalten?

Demierre:Wir bieten in Marsens die nötige Pflege an. Auch wenn diese nicht völlig angepasst ist, geben wir unser Bestes–im Wissen darum, dass wir uns verbessern müssen.

Renevey:Ich würde sagen, dass wir seit der Schaffung des Freiburger Netzwerks für psychische Gesundheit schnell sind. Alles, was wir verbessern konnten, haben wir getan. Nun warten wir darauf, in Tafers eine Abteilung eröffnen zu können.

 

 Sie sagen, dass es schnell geht. Gleichzeitig ist seit langem klar, dass es in Marsens zu wenig deutschsprachiges Personal hat.

Renevey: Sehr lange, während hundert Jahren, ging gar nichts; man hat die Situation toleriert. Seit drei Jahren sind wir nun aber daran, die Situation der Deutschsprachigen zu ändern. So gibt es eine Zäsur: Nun soll es zwei Kliniken geben, nicht mehr nur eine. Und am Standort Freiburg des HFR entsteht eine zweisprachige Krisenstation mit acht Betten.

Kommentar

Was rasch ist für die Politik, ist es nicht für Patienten

Serge Renevey ist seit 2008 Generaldirektor des Freiburger Netzwerks für psychische Gesundheit, Anne-Claude Demierre wurde 2007 in den Staatsrat gewählt. Innert kurzer Zeit haben die beiden Probleme angepackt, die vorher zwar bekannt waren–die aber totgeschwiegen wurden. Zuvor bestand offenbar der politische Wille nicht, nach einer Lösung zu suchen, wie die Freiburger Psychiatrie den deutschsprachigen Patientinnen und Patienten gerecht wird. Man könnte sich also zufriedengeben: Die Verantwortlichen reagieren, und in einigen Jahren gibt es in Tafers eine deutschsprachige Psychiatrieklinik. Für politische Verhältnisse geht auf einmal alles sehr schnell. Doch für die Kranken, die jetzt eine Krise durchleben, ist dies ein schwacher Trost. Ihnen bleibt nichts anderes übrig, als sich weiterhin während Jahren in Marsens behandeln zu lassen–ausser, sie sind privat versichert und finden in einer Berner Privatklinik Unterschlupf.

Psychiatriepatienten gehören zu den Schwächsten unserer Gesellschaft. Auch wenn sie eine Behandlung nicht als optimal oder gar als schlecht empfinden, wehren sie sich nur in den seltensten Fällen. Dies würde Energien benötigen, über die sie in ihrer Situation gar nicht verfügen. Darum ist es an den politischen Verantwortlichen, die psychisch Kranken zu schützen. Auch wenn es einen Sondereffort braucht, um mit dem Kanton Bern für einige Jahre eine Sonderlösung zu finden.

Projekt Tafers: Deutschsprachige psychiatrische Klinik 2016

D ie kantonale Gesundheitsdirektion möchte in Tafers eine deutschsprachige psychiatrische Klinik aufbauen – um die deutschsprachigen Patienten besser betreuen zu können. «In Tafers sollten wir weniger Probleme haben, deutschsprachiges Pflegepersonal zu finden», sagt Staatsrätin Anne-Claude Demierre. 25 bis 30 Betten sollen von Marsens nach Tafers verlegt werden.

Von Spitalzukunft abhängig

Noch ist offen, ob die Abteilung im Spital Tafers Unterschlupf findet – beispielsweise dort, wo jetzt vorübergehend Patienten des Spitals Merlach liegen – oder ob eigens ein Anbau an das Spital erstellt wird. «Wir warten ab, wie die Strategie des Freiburger Spitals HFR aussieht», sagt Demierre. Sie geht davon aus, dass die Abteilung bis 2016 steht.

Weniger Betten in Marsens

Kommen Psychiatrie-Betten nach Tafers, bedeutet dies einen Bettenabbau in Marsens. «Dabei wird es keine Entlassungen geben», sagt Serge Renevey. Der Generaldirektor des Freiburger Netzwerks für psychische Gesundheit (FNPG) geht davon aus, dass die Fluktuation in Marsens so gross ist, dass die Verschiebung mit natürlichen Abgängen aufgefangen werden kann. «Zudem schlagen wir einem Teil des Personals – natürlich nur deutschsprachigen Personen – vor, in Tafers zu arbeiten», sagt Renevey. njb

Stellungnahme: «Angehörige sind ein wichtiger Teil der Betreuung»

S erge Renevey, Generaldirektor des Freiburger Netzwerks für psychische Gesundheit (FNPG), nimmt keine Stellung zu Einzelfällen (siehe Kasten links). Er betont jedoch, dass es auf der geschlossenen Abteilung Axis in Marsens eine klar geregelte Tagesstruktur mit Sport und Pflege sowie Musik- oder Kunsttherapie gibt, «wie überall in der Schweiz».

Er bestreitet zudem, dass es an Hygiene mangle. «Wir wechseln selbstverständlich die Bettwäsche.» So gebe es nie Klagen. «Unsere Hotellerie erhält von den Patientinnen und Patienten in Umfragen jeweils gute Noten.»

«Die Angehörigen sind ein wichtiger Teil in der Betreuung der Patientinnen und Patienten», sagt Renevey. «Wir haben für sie Plattformen geschaffen und bieten ihnen auch Kurse an.» Zudem würden sie in die Betreuung und in Diskussionen integriert. «Manchmal braucht es aber zu Beginn der Behandlung einen Bruch mit dem familiären Umfeld», sagt Renevey. «In solchen Fällen sind die Angehörigen oft unzufrieden.»

Arbeit mit Übersetzern

In Marsens seien auch Übersetzer tätig, sagt Renevey. «Wir bitten nicht die Angehörigen, Gespräche zu übersetzen», sagt er. Und er streitet ab, dass jemals Patienten als Übersetzer beigezogen worden seien; auch dieser Vorwurf wurde in einer Aufsichtsbeschwerde geäussert. njb

Aufsichtsbeschwerde: «Wir können nicht warten»

E in Elternpaar* aus Deutschfreiburg hat im Namen seines zwanzigjährigen Sohnes eine Aufsichtsbeschwerde gegen die psychiatrische Klinik Marsens eingereicht (FN von gestern). Sie kritisieren «unhaltbare Mängel in Betreuung, Pflege und Behandlung». Vor allem das fehlende deutschsprachige Personal ist in ihren Augen ein Problem. Zudem fühlen sich die Eltern als Angehörige nicht ernst genommen. Sie stören sich aber auch an ungenügender Körperhygiene und schmutziger Bettwäsche. Sie fordern, dass ihr Sohn künftig in einem deutschsprachigen Umfeld betreut wird.

Die Eltern sind froh darüber, dass eine deutschsprachige Klinik in Tafers aufgebaut werden soll. Doch sie machen sich Sorgen, was mit ihrem Sohn – und anderen Deutschsprachigen – bis dahin geschieht. «Wir können nicht warten, bis diese Abteilung aufgebaut ist.»

«Nicht fatalistisch sein»

«Die Verantwortlichen sollten nun nicht fatalistisch sein, sondern reagieren», sagt der Vater. Er möchte, dass der Staatsrat für die Übergangszeit eine Lösung mit dem Kanton Bern findet, so dass Freiburger Patienten nicht auf der Warteliste landen, sondern rasch aufgenommen werden. Sein Sohn hat unterdessen – nach fast zwei Wochen Wartezeit, in welcher die Eltern für ihn gesorgt haben – einen Platz in einer Berner Klinik erhalten. njb

*) Name der Redaktion bekannt

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