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Hohe Schule der Polyphonie

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Hohe Schule der Polyphonie

Vokalensemble Orlando feiert Geburtstag

Mit Darbietungen aus der Blütezeit der Vokalpolyphonie und Chorwerken aus der deutschen Romantik feierte der Orlandochor unter der Leitung von Laurent Gendre sein 10-jähriges Bestehen. Sämtliche Interpretationen standen auf hohem musikalischem und stimmtechnischem Niveau.

Von HUGO SCHALLER

Als gelebte Lektion in Musikgeschichte könnte dieses denkwürdige Konzert bezeichnet werden. Die Meisterwerke aus der Renaissance von Palestrina, Ockeghem und Josquin Desprez führten harmonisch zu den vielstimmigen Werken der deutschen Romantiker. So wie die Vokalwerke des Spätmittelalters den Boden für die Gesamtheit der klassischen Musikentwicklung bis in die Moderne vorbereiteten, so erklangen die Werke auf dem Konzertprogramm von der frühen imitatorisch melismatischen Kompositionsweise bis hin zu den polyphon komplexen Doppelchören Mendelssohns und Brahms’.

Subtile Gesangskultur

In behutsamer Weise nähert sich Laurent Gendre diesen Chorwerken. Seine Arbeitsweise ist auf die Bedeutung der Worte angelegt. So wird er mit seiner Interpretation der fein nüancierten Textsymbolik in Josquin Desprez’ «nunc dimittis» ebenso gerecht wie in den Motetten Palestrinas «Nigra sum» und «Descendi in hortum nucum», wo die besungene Person in der Ich-Form langsam hinabschreitet. Die poetischen lateinischen Texte enthalten im Kern schon romantische und impressionistische Ausdrucksweisen der Musikkunst. Die Singart des in kleineren und grösseren Formationen auftretenden gemischten Chores ist ausdrucksvoll, weich und technisch kompetent. Besondere Perlen der Vokalkunst sind das im Kirchenschiff vorgetragene 36-stimmige «Deo Gratias» von Johannes Ockeghem und das im Kreis unter der Kuppel gesungene «Spem in alium» zu 40 Stimmen von Thomas Tallis. Ockeghems Werk klingt wellenartig, klangmalerisch wie Glockengeläute. Die beiden Werke sind kanonisch aufgebaut und verlangen von den Sängerinnen und Sängern ein gerüttelt Mass an Eigenständigkeit. Die ausnahmslos gebildeten Stimmen ertönen nicht nur in diesen beiden erstaunlichen Werken in exquisitem Wohlklang. Ein wichtiges Merkmal dieses Ensembles ist auch die Elastizität der Stimmen und die genau dosierte dynamische Reliefgebung. So erklingen faszinierende Crescendi und Decrescendi, in Unabhängigkeit einzelner Register.

Gefühl für deutsche Romantik

Laurent Gendre und sein Orlando-Ensemble erbrachten den Beweis, dass Musik keine Sprachgrenzen kennt. Die perfekte Aussprache in den Werken von Mendelssohn, Brahms und Rheinberger war eindrücklich.

Wie in den Renaissancewerken, so war auch hier die Sorgfalt, mit welcher die tiefsinnigen Textworte der Doppelchormotette «Jauchzet dem Herrn, alle Welt», dem Meisterwerk der romantischen Chorkunst, «Warum ist das Licht gegeben dem Mühseligen», und dem «Bleib bei uns, denn es will Abend werden» zum Klingen gebracht wurden, sprichwörtlich.
Das ins Unhörbare abschwellende Fortissimo mit der betreten langen darauffolgenden Fermate des «Warum» war nun wirklich einer der absoluten Höhepunkte des Abends.

Der Chor bedankte sich mit zwei Zugaben beim Publikum, dem eindrücklich gesungenen «Ave Maria» von Anton Bruckner und der Wiederholung des vortrefflichen Abendliedes op. 69 Nr. 3 von Josef Rheinberger.

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