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«Ich bin asexuell, hätte aber trotzdem gerne eine Beziehung»

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Eine junge Studentin aus Freiburg identifiziert sich als asexuell. Gegenüber den FN gibt sie einen Einblick in ihre Gefühlswelt und erzählt, wie sie ihre Asexualität kennengelernt hat und welche Vorurteile andere Menschen dagegen haben. 

Sex nein, Liebe ja – so würde die Studentin Simone Uhr ihre Orientierung beschreiben. Die 24-Jährige, die an der Universität Zürich Japanologie studiert, ist nämlich asexuell. Die fröhliche Freiburgerin hat eine Weile gebraucht, um herauszufinden, dass sie asexuell ist. Ein Buch mit einer asexuellen Protagonistin hat ihr vor einem Jahr die Augen geöffnet. Die «Freiburger Nachrichten» haben Simone Uhr nach einer Vorlesung in einem Café getroffen und mit ihr über ihre sexuelle Orientierung gesprochen.

Simone Uhr, was bedeutet es für Sie, asexuell zu sein? 

Ich habe im Gegensatz zu anderen Menschen keine ausgeprägte sexuelle Anziehung zu anderen Personen. Ich finde es schön, dass ich für meine sexuelle Orientierung ein Wort habe und so andere asexuelle Leute finde, mit denen ich mich austauschen kann. Das gibt mir so eine Art Gemeinschaftsgefühl. Aber es ist für mich nichts Besonderes, dass ich asexuell bin. 

Die Flagge für die Orientierung Asexualität. 
Wikimedia 

Schon als ich ein Teenager war, habe ich begonnen, mich mit meiner sexuellen Orientierung zu beschäftigen. So bin ich damals zum ersten Mal mit verschiedenen LGBTQ+–Begriffen in Berührung gekommen. Richtig damit auseinandergesetzt habe ich mich erst als 18-Jährige. Weil ich jedoch noch keinen Sex gehabt hatte, wollte ich zunächst abwarten, ob sich mit der Zeit etwas an meinen Gefühlen ändern würde.  

Irgendwann habe ich festgestellt, dass ich nicht diese Erfahrung gemacht haben muss, um zu wissen, dass ich keine sexuelle Anziehung verspüre.

Es hat mir auch sehr geholfen, dass ich später als Studentin an der Universität mit meinen Mitbewohnerinnen und Mitbewohnern darüber reden konnte. Sie haben nämlich sehr offen über ihre Sexualität gesprochen. Im Austausch mit einer asexuell-aromantischen Kollegin habe ich gemerkt, dass ich mich mit der Beschreibung ihrer Asexualität gut identifizieren konnte. Auch das Buch «Loveless», mit einer asexuellen Protagonistin, hat mir sehr geholfen. Mit 23 Jahren habe ich es schliesslich gemerkt und verwende nun das Label Asexuell auch für mich. Ich habe also ein ganzes Jahr gebraucht, um das alles zu verarbeiten.  

Wann haben Sie gemerkt, dass Sie sich auf dem asexuellen Spektrum bewegen?

Haben Sie schon zuvor Anzeichen für Ihre Asexualität bemerkt? 

Als Teenager hatte ich das Gefühl, dass alle anderen vermutlich mehr an Sex interessiert sind als ich. Ich habe das Gefühl, dass wir in der Schule und auch sonst praktisch nicht sexuell aufgeklärt wurden. Dadurch ist es mir nicht so sehr aufgefallen, besonders, weil ich ja romantisches Interesse an Personen habe. Aber dann, als ich älter geworden bin, ist es doch auffällig geworden, und ich habe gemerkt, dass ich absolut kein Interesse an Sex habe. Ich konnte schon mit anderen Leuten darüber sprechen, aber ich selbst habe kein Interesse daran gezeigt. Für mich war das verwirrend: Ich dachte zuerst, ich sei bisexuell. Jetzt denke ich eher, dass ich biromantisch bin, aber auf dem asexuellen Spektrum.

Kritisieren Sie, wie heute in der Schule sexuelle Aufklärung betrieben wird?

In der Schule haben wir keine LGBTQ+–Themen behandelt. Unsere Englischlehrerin hat kurz einmal darüber geredet. Es erstaunt mich immer noch, dass wir nur einen Tag Aufklärung hatten, und dort wurden nur homosexuelle Männerpaare angesprochen, aber sonst nichts. Ich denke, dass vor allem bei der Aufklärung in der Schule Asexualität und andere sexuelle Orientierungen angesprochen werden sollten, und zwar in der Sekundarschule und nicht erst im Gymnasium, da dort nicht jede Schülerin oder jeder Schüler sich dafür entscheidet.

Asexuelle Personen gehören ebenfalls zur LGBTQ+ Community. 
Keystone 

In welchen anderen Bereichen sollte mehr aufgeklärt werden?

Vor allem muss in den Medien mehr Aufklärung betrieben werden. Asexualität wird in den Medien meistens entweder als «Krankheit» oder in Verbindung mit Robotern und Aliens dargestellt.

Es gibt in letzter Zeit zwar mehr asexuelle Repräsentation, aber sie ist immer noch mangelhaft.

So wäre bei der amerikanischen Serie «Riverdale» ein Charakter eigentlich asexuell, sie haben ihm aber eine romantische und sexuelle Beziehung gegeben. Es ist schade, dass sie das so geändert haben. In Sachen Bücher denke ich, dass vor allem bei Jugendbüchern die Asexualität vermehrt thematisiert wird. Ein anderer Aspekt wäre auch die Medizin. Asexualität sollte man nicht als medizinisches Problem ansehen. Es gibt natürlich Personen, die aus einem medizinischen Grund keinen Sex haben wollen oder können oder Libido-Probleme haben, was aber eine ganz andere Geschichte ist. So sollten beispielsweise Frauenärztinnen und -ärzte nicht pauschal annehmen, dass Personen ab einem gewissen Alter schon einmal Sex gehabt haben. Ich als Patientin wäre froh, wenn Gynäkologen oder Gynäkologinnen da ein bisschen feinfühliger wären. 

Welche Vorurteile oder Klischees haben die Menschen Ihrer Erfahrung nach gegenüber Asexualität? 

Die Aussage, die ich am meisten gehört habe, ist: Du hast es ja noch nie probiert, also kannst du nicht wissen, ob du Sex haben willst. Das habe ich auch die längste Zeit gedacht. Bei Asexualität geht es aber um die sexuelle Anziehung. Es geht also mehr darum, ob man das sexuelle Verlangen gegenüber Personen hat. Ich begegne auch oft Menschen, die Sex so toll finden, dass sie nicht verstehen können, dass andere Leute sich nicht wirklich darum scheren.

Asexuelle Personen können trotzdem romantische Anziehung verspüren oder eine romantische Beziehung wollen. 

Keystone

Aber gibt es trotzdem asexuelle Personen, die Sex haben wollen? 

Es gibt ein extrem grosses Spektrum. Man kann immer von diesem sogenannten «Umbrella-Term», also einem Überbegriff reden. Die einzelnen Erfahrungen können sich dann aber unterscheiden. Es gibt also sicher auch Asexuelle, die Sex sehr gern haben, und solche, die es abstossend finden. Andere, wie beispielsweise Demisexuelle, verspüren erst nach einer gewissen Zeit und einer intensiven emotionalen Beziehung eine sexuelle Anziehung. 

Oft denken andere, dass für asexuelle Menschen Beziehungen nicht infrage kommen.  

Das stimmt nicht. Persönlich hätte ich sehr gerne eine Beziehung. Aber wenn man als asexuelle Person eine Beziehung führt, gibt es vielleicht ein grösseres Kommunikationsbedürfnis als in anderen Beziehungen, wo einfach angenommen wird, dass man Sex haben wird. Ich finde es auch schade, wenn mir Leute sagen: Glaubst du wirklich, dass du eine Beziehung haben kannst, wenn du keinen Sex willst?

Ich bin offen dafür, irgendwann Sex zu haben, aber ich wünsche mir einen Partner oder eine Partnerin, der oder die es akzeptiert, wenn ich es nicht möchte. 

Ist es also Ihrer Meinung nach schwierig, als asexuelle Person eine Beziehung einzugehen? 

Heutzutage ist es noch einmal schwieriger, einen Partner oder eine Partnerin zu finden, wenn man so an die Dating-Szene denkt. Da geht es nämlich schnell mal um One-Night-Stands. Natürlich kann man diese auch als asexuelle Person haben. Aber wenn man eine romantische Beziehung ohne Sex will, dann wird das eventuell schwieriger. Aber eigentlich sollte es das nicht, wenn man mit dem Partner oder der Partnerin kommunizieren kann. 

Auch für asexuelle Personen kommen Beziehungen infrage, aber ohne Sex. 
Keystone 

Wie haben die Menschen reagiert, als Sie ihnen sagten, dass Sie asexuell sind? 

Ich gehe normalerweise nicht auf Leute zu und posaune heraus, dass ich asexuell bin (lacht). Es ist schon ein privates Thema. Ich sage den Leuten eher, dass ich biromantisch bin. Dieser Aspekt ist für mich wichtiger als meine Asexualität. Von dieser wissen eigentlich nur Freunde von mir. Es gibt natürlich ein paar, die nicht ganz verstehen, was das heisst.

Tendenziell hat es mich aber eher überrascht, wie viele Leute gesagt haben, dass sie sich selber auch gefragt haben, ob sie auf dem Spektrum sind.

Durchgehend waren die Reaktionen darauf eher positiv. Bei allosexuellen Personen hat es dann eher zu interessanten Gesprächen geführt als zu etwas anderem. 

Was würden Sie anderen Personen raten, die sich unsicher sind, ob sie auch auf dem Spektrum sind? 

Man sollte sich nicht unter Druck setzen. Mir hat es zum Beispiel auch geholfen, mit anderen Leuten zu reden, denen ich vertrauen kann. Ich habe auch sehr viel aus fiktiven Geschichten von Autoren und Autorinnen, die selber asexuell sind, gelernt. Online gibt es die Webseite Aven.com. Es ist ein Forum, auf dem man sich mit dem Thema auseinandersetzen kann. 

Wie wichtig ist es Ihnen, dass Sie sich durch das Label Asexuell definieren können? Das kann sich ja jeder Zeit ändern, braucht es da noch ein Label? 

Ich habe das Gefühl, so kann man sich leichter mit Personen austauschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Manchmal ist es so auch einfacher zu erklären. Ich kann etwa sagen: «Hey, dieses Wort stimmt mehr oder weniger mit dem überein, wie ich mich fühle und wie ich bin.» Aber andererseits ist es auch wichtig zu verstehen, dass Labels nicht jede kleinste Feinheit von Orientierungen beschreiben können. Es ist wie gesagt ein Spektrum, und manchmal sind Gefühle schwierig in Worte zu fassen. Ein Label ist also eher eine Annäherung daran, was die Leute fühlen. Ich persönlich mag Labels, aber das müssen nicht alle. Man kann auch sagen: «Ich lebe mein Leben und bin Label-los.» Und das ist auch fair. 

Definitionen 

Verschiedene Orientierungen 

So vielfältig die Menschen, so vielfältig sind ihre romantischen und sexuellen Ausrichtungen. Die romantische Orientierung beschreibt, welches Geschlecht jemand auf emotionale Weise ansprechend findet. Die sexuelle Orientierung zeigt, welchem Geschlecht sich jemand auf körperliche Weise hingezogen fühlt. Es gibt Hunderte von verschiedenen Orientierungen, die alle verschiedene Labels haben. Mit Labels beschreiben Menschen ihre Sexualität und/oder ihr Geschlecht.

Menschen, die sich romantisch zu einem anderen Geschlecht hingezogen fühlen, sind heteroromantisch. Personen, die sich zum gleichen Geschlecht romantisch angezogen fühlen, sind homoromantisch. Es gibt auch Menschen, die sich zu beiden Geschlechtern romantisch hingezogen fühlen, diese sind biromantisch. 

Allosexuell ist eine Person, die sich sexuell zu anderen Menschen hingezogen fühlt. Es handelt sich somit um das Gegenteil von asexuell. Als bisexuell wird eine Person bezeichnet, die sich zu mehr als einem Geschlecht sexuell hingezogen fühlt. agr

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