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«Ich bin nur ich, kein Kontinent»

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Sie macht geschmacklose Witze über Schwarze und bedient jedes Klischee: Schwarze können nichts anfangen mit schwieriger zeitgenössischer Kunst, dafür stehen sie auf Chicken Wings und wilden Sex. Und sollte es unter den Anwesenden am Kunstfestival Schwarze geben, dann müssen es entweder Platzanweiser oder Barkeeper sein–oder die gekauften Ehefrauen reicher weisser Männer.

Würde ein weisser Bühnenkünstler sich solche Sprüche erlauben, würde er sich unweigerlich dem Vorwurf des Rassismus aussetzen. Ganz anders wirkt das Ganze, wenn es sich bei der Künstlerin, die solche Sachen sagt, um eine schwarze Frau handelt. Und wenn die schwarze Künstlerin sich dann auch noch als weisses Showgirl verkleidet, dann werden ihre Sprüche plötzlich zum Spiegel, in dem sie die Zuschauer jeder Hautfarbe mit den eigenen Vorurteilen konfrontiert.

Hauptsache Prosecco

Dieses Kunststück gelingt der südafrikanischen Schauspielerin und Performancekünstlerin Ntando Cele im Stück «Face Off», das sie am Freitagabend im Rahmen des Bollwerkfestivals in Freiburg gezeigt hat. Den Auftritt beginnt sie als Bianca White: Ihr weisses Alter Ego ist eine schrille, blonde Variété-Künstlerin, die keine Angst vor lauten Tönen und billigen Fummeln hat. Mit dieser Kunstfigur gibt Ntando Cele sich die Möglichkeit, Dinge auszusprechen, die zu sagen sie sich sonst nie getrauen würde–und die erst in dieser Form ihre ganze Wucht entfalten. In der Gestalt von Bianca White kann sich die 33-Jährige völlig frei mit den Vorurteilen und stereotypen Erwartungen auseinandersetzen, mit denen sie sich als schwarze Künstlerin im weissen Europa konfrontiert sieht. Sie tut dies zwar durchaus kritisch, aber nicht anklagend, und sie tut es vor allem mit viel Humor und Selbstironie. «Es ist wirklich kalt in Europa, sogar für uns Weisse», lässt sie etwa Bianca White sagen. «Und wir lieben es, uns über das Wetter zu beklagen.» Dabei gebe es gerade an den kältesten Orten die komplizierteste zeitgenössische Kunst. «Wir lieben das–Hauptsache, es gibt genug Prosecco!»

Ruhiger und feiner wird Ntando Cele im zweiten Teil des Stücks, das übrigens in Zusammenarbeit mit den beiden Bernern Raphael Urweider und Simon Ho entstanden ist: Schriftsteller Urweider schrieb die Texte, Pianist Simon Ho untermalt das Stück auf der Bühne musikalisch. Im zweiten Teil verwandelt sich Ntando Cele zurück in ihr schwarzes Ich. Doch auch abgeschminkt geht die Identitätssuche weiter: Was verbirgt sich hinter den vielfältigen Grimassen, die zu schneiden sie imstande ist? Was hat sie mit «Beautiful Africa» zu tun, dem «Land der roten Erde und des ewigen Sonnenscheins, in dem die Antilopen springen und die Löwen schlafen»? Welche Wirkung hat es, wenn die in Bern wohnhafte Südafrikanerin sich plötzlich als talentierte Sängerin entpuppt und ein traditionelles afrikanisches Lied zum Besten gibt?

So verwandelt sich Ntando Cele im Laufe von rund 60 Minuten vom politisch unkorrekten weissen Showgirl in eine schwarze Künstlerin auf der Suche nach dem richtigen Umgang mit ihrer Herkunft. Wo könnte das enden, wenn nicht in einer weiteren Klischee-Figur: jener der schwarzen Gangsta-Rapperin. «I’m a post drama queen», rappt Ntando Cele durchaus gekonnt. Und macht schliesslich rappend ihren Frieden mit ihren vielen Identitäten: «Ich bin nur ich, kein Kontinent.»

Bilanz: 11 000 Besucher sind gekommen

A uf eine «sehr gelungene und aufregende Jubiläumsausgabe» blicke das Belluard Bollwerk International zurück: Diese Bilanz zogen die Verantwortlichen am Sonntag nach neun prall gefüllten Festivaltagen. Rund 11 000 Besucherinnen und Besucher wurden bei den rund 20 Projekten an verschiedenen Standorten in der Stadt Freiburg insgesamt gezählt. Das sind etwas mehr als in den vergangenen Jahren, die ebenfalls bereits als Publikumserfolge galten.

Die positive Bilanz ist nicht zuletzt der scheidenden Direktorin Sally De Kunst zu verdanken, die dem Festival während sechs Ausgaben ihren Stempel aufgedrückt hat. Ihr Nachfolger, der Belgier Cis Bierinckx, weilte während des Festivals bereits in Freiburg und wird in den kommenden Wochen die Geschäfte von Sally De Kunst übernehmen, um dann das 31. Bollwerkfestival vorzubereiten. cs

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