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«Ich habe versucht, niemals voreilig zu handeln»

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Amtsvormund Arthur Jungo geht nach 37 Dienstjahren in Pension

Autor: Von IMELDA RUFFIEUX

Ende der Sechzigerjahre wurde es für die Vormundschaftsbehörde immer schwieriger, Privatpersonen zu finden, die bereit waren, vormundschaftliche Mandate zu übernehmen. Da diese Aufgabe auch von den Gemeinderäten nicht wahrgenommen werden konnte, wurde nach einer neuen Lösung gesucht. Die Vormundschaftsbehörde rief die Gemeinden dazu auf, eine Amtsvormundschaft zu schaffen. Als erste wurde jene im Sense-Oberland geschaffen.

Amtsvormund und Gemeindeschreiber

So wurde Arthur Jungo der erste Amtsvormund des ersten Sensekreises – ein Amt, das er bis Ende dieses Monats innehat. Da die Stelle neu war, fiel ihm die Aufgabe zu, sie aufzubauen. Am Anfang führte er das Amt alleine und im Nebenamt – zwölf Jahre parallel zu seiner Arbeit als Gemeindeschreiber von Rechthalten. Allmählich begann er kaufmännische Lehrlinge auszubilden – bis zum Schluss waren es deren zehn. Heute arbeiten inklusive Lehrling sieben Personen auf der Amtsvormundschaft dieses Kreises.Erst seit dem 1. Juli 1994 gibt es einen regionalen Sozialdienst – eine Aufgabe, die Arthur Jungo während sieben Jahren ebenfalls übernahm.

Behinderte, Arme und Einsame

«Früher gehörten vor allem Behinderte und ältere Leute zu unserer Klientel», erklärt Arthur Jungo. Er ruft in Erinnerung, dass es damals ausser dem Spital im Schloss Maggenberg kaum Alters- und Pflegeheime gab und auch für Behinderte keine Strukturen vorhanden waren. «Betroffen waren vor allem arme, einsame und verlassene Leute, die familiär nicht getragen waren, wie etwa Bauernknechte und -mägde.» Er sei sehr oft vor der Schwierigkeit gestanden, für diese Leute einen Platz zu finden.Später hatte er vermehrt mit Leuten in erwerbsfähigem Alter zu tun gehabt, die entweder stellenlos wurden oder nie regelmässig gearbeitet haben. Vereinzelt hatte er Fälle, die schlicht nicht arbeiten wollten.

Schwierige Betreuung von Suchtkranken

«In den letzten 15 bis 20 Jahren sind Leute mit Suchterkrankungen dazugekommen», erzählt Arthur Jungo. Alkoholkranke habe es zwar schon immer gegeben. Ihr teils auffälliges Verhalten sei aber von der Gesellschaft akzeptiert worden. Die Betreuung von Drogenabhängigen sei meist sehr schwierig gewesen, da sie oft nicht bereit waren, Hilfe und Beratung anzunehmen. Die wenigen solchen Fälle – sechs von rund 200 Mandaten – hätten das Büro auf Trab gehalten, hält Arthur Jungo fest. «Solche Klienten erforderten ein besonderes Mass an Geduld, Nachsicht und Ausdauer.»Er hat schwierige Entscheide treffen müssen, etwa einen älteren Menschen – gegen seinen Willen – zu einem Eintritt ins Heim zu bewegen. «Ich habe mich immer bemüht, jeden Fall einzeln anzusehen, nicht voreilig zu handeln und diese Angelegenheit im Gespräch zu klären.» Vielfach sei dies für den Betroffenen ein schmerzlicher Moment gewesen. Er habe sich aber später davon überzeugen können, dass sich die meisten mit der Zeit gut eingelebt hätten, hält der Amtsvormund fest. Schwierig war es, wenn akuter Handlungsbedarf bestand und im Heim nahe des Wohnorts kein Platz war, so dass man auf Heime in anderen Bezirken ausweichen musste.

Neue Institutionen erleichtern Arbeit

Nicht einfach sei auch der Umgang mit psychisch behinderten oder beeinträchtigten Personen gewesen, für die via Friedensrichter eine Massnahme nötig geworden war, zum Beispiel die Einweisung in die Klinik Marsens. Arthur Jungo ist froh, dass im Laufe der Jahre gewisse Angebote geschaffen wurden, etwa Applico, das Heim Clos Fleurie sowie die Sensler Stiftung für Behinderte.«Man erlebt die Aufgabe durchzogen: von anerkennend und dankbar bis hin zu Kritiken, bisweilen grossen Spannungen und geradezu Anfeindungen», beschreibt Arthur Jungo seinen Berufsalltag. «Man muss viel einstecken können.» Zu schaffen machte ihm etwa ungerechtfertigte Kritik – weniger von seinen Klienten, sondern von Drittpersonen.Oft hat ihn ein Fall auch nach Feierabend noch beschäftigt. Und zu Beginn seiner Tätigkeit ist es nicht selten vorgekommen, dass am Sonntagmittag einer seiner Klienten vor der Tür stand. «Ich bin meiner Frau und meiner Familie dankbar für ihr Verständnis. Sie waren als Ausgleich sehr wichtig», betont er.

Abschied von Freunden

Im Laufe seiner Tätigkeit war er mit dem Tod von 300 von ihm betreuten Personen konfrontiert. «Das war nicht immer einfach. Vielfach kannte ich sie seit Jahren, und es waren auch Freundschaften entstanden.»Gerade im Sense-Oberland ist die Selbstmordrate sehr hoch. Eine Erklärung dafür hat Arthur Jungo nicht. «Es gibt immer mehr Menschen mit schweren psychischen Störungen», erwähnt er einen möglichen Grund. Auch die zunehmende Vereinsamung, der hohe Druck am Arbeitsplatz und die damit verbundene Zeitnot für Nachbarschaftshilfe könnten eine Rolle spielen. «Es gibt Hilfsangebote: einen gut funktionierenden Sozialdienst, zum Beispiel. Es gibt aber Leute, die keine Hilfe annehmen wollen oder können.»

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